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25. Oktober: SNEHA/Bellary - Bildung und Ausbildung von ehemaligen Kinderarbeitern

In der Umgebung von Bellary werden Jeans für den heimischen Markt und für die arabischen Länder produziert. Anders als in Tirupur gibt es hier keine großen Textilfabriken sondern die Jeans werden in Heimarbeit hergestellt: Das Nähen und Konfektionieren übernehmen die Familien in der armutsgeprägten ländlichen Struktur von Bellary, in der auch viele Wanderarbeit ihren Lebensunterhalt verdienen. Gefärbt wird der Stoff in kleinen Fabriken. Der terre des hommes-Projektpartner SNEHA unterstützt Maßnahmen zur Stärkung der lokalen Selbstverwaltung wie beispielsweise Frauen- und Kindergruppen sowie Kindergärten und Berufs- und Brückenschulen für Mädchen und ehemalige Kinderarbeiter. Ziel ist, die Quote der Kinderarbeit deutlich zu senken. SNEHA ist in 20 Slums und 50 Dörfern in und um Bellary aktiv und seit mehr als acht Jahren Projektpartner von terre des hommes.

Brückenschule für Kinderarbeiter
Am meisten erschüttert hat uns eine Brückenschule oder vielmehr ein Brückeninternat für ehemalige Kinderarbeiter. Hier leben und lernen 50 Kinder, angeleitet von zwei Lehrern in zwei kleinen Räumen plus einer winzigen Küche. Sie versuchen in sechs Monaten Anschluss an das staatliche Schulwesen zu finden. Laut Statistik bestehen 95 Prozent der Schüler die staatliche Aufnahmeprüfung. Während des Besuchs der Regelschule werden sie dann in staatlichen Internaten untergebracht, für die es eine besondere Aufnahmequote für ehemalige Kinderarbeiter gibt. In der Brückenschule gibt es von morgens bis abends einen festen Stundenplan, der neben der schulischen Ausbildung Raum für Spiel und Spaß lässt. Zusätzlich werden die ehemaligen Kinderarbeiter psychosozial betreut.Wir treffen eine Gruppe ehemaliger Kinderarbeiter, die erst seit zwei Wochen hier ist. Die Strapazen und die Mangelernährung sind ihnen deutlich anzusehen: Da ist Naganaja, ein Elfjähriger, der schon zwei Jahre in einem Hotel die Teller waschen musste, ehe er zu SNEHA kam. Oder Ranjitha, die jetzt 13 Jahre alt ist und seit fünf Jahren auf dem Bau geschuftet hat. Auch Nagavemi, die jetzt elf ist, hat schon zwei Jahre Arbeit in einem fremden Haushalt hinter sich. Für alle hat sich mit der Unterstützung von terre des hommes eine neue Zukunftsperspektive aufgetan. Wir hoffen sehr, dass es ihnen gelingt, richtig zur Schule zu gehen und sich ein neues Leben aufzubauen.

Jeansherstellung
Nächste Station ist eine kleine Jeansfärberei. Rund 2.500 Jeans pro Tag werden hier von 15 Männern und Frauen, im wesentlichen Arbeitsmigranten, gefärbt, »stonewashed«, zum Teil mit Glitzerspray versehen und mittels Sandpapier künstlich abgenutzt. Die Mitarbeiter sind ebenso wie der Chef des Betriebes, einst selbst ein Wanderarbeiter, sichtlich stolz auf ihre Arbeit. Doch die Arbeitsbedingungen sind katastrophal: Uralte Maschinen ohne jegliche Schutzeinrichtungen, eine vorsintflutliche und damit brandgefährliche Elektrik, vergitterte Fenster und zugestellte Notausgänge, Hitze und Staub. Die Chemikalien, mit denen sie arbeiten, kennen sie nicht. Die Stoffe liegen offen herum, blaue Abwässer fließen ungeklärt in den benachbarten Bach. Beim Applizieren des Glitzersprays weiß der Mitarbeiter offensichtlich um die Gefährlichkeit und erzählt uns bei der Demonstration des Arbeitsganges mit Wasser, dass er im Normalfall dabei eine Maske trägt, es ist aber nicht eine einzige zu sehen.

Für eine bessere Zukunft
Im vom SNEHA getragenen Childrens` Club des Nachbarortes treffen wir auf 35 Kinder und Jugendliche, die sich schon merkbar emanzipiert haben. Sie kennen die Kinderrechte, haben ihre eigene »Regierung« und kümmern sich unter anderem darum, Schulabbrecher wieder in den Unterricht zurückzubringen. Sie interessieren sich dafür, ob es in Deutschland Kasten gibt und wie unser Schulwesen aussieht. Eine duale Berufsausbildung, bei der es sogar noch Lohn für die Auszubildenden gibt, können sie sich überhaupt nicht vorstellen.

In der kleinen SNEHA-Berufsschule, die wir als nächstes besuchen, lernen 15 junge Frauen das Schneidern. Sie erhalten zunächst eine achtmonatige Ausbildung an einer Handnähmaschine, lernen einiges über Schnittmuster, Sticken und Stricken und werden dann weitere drei Monate an elektrischen Nähmaschinen ausgebildet. Ziel der Mädchen ist es, sich mit ein paar Jahren Lohnarbeit für die Jeans-Hersteller eine eigene Nähmaschine anzusparen und sich dann selbstständig zu machen.

Unsere nächste Anlaufstelle ist ein Kindergarten, der von knapp 50 Kindern zwischen drei und sechs Jahren besucht wird. Er besteht aus einem ca. neun Quadratmeter großen Raum mit einem kleinen Hof. Der Kindergarten arbeitet nach dem Montessori-Prinzip. Die Kinder spielen mit Spielzeug, das aus kleinen bunten Steinen und angemalten Kronkorken und Plastikflaschen besteht. Sie erlernen spielerisch schon erste Worte, Zahlen und Begriffe und werden so auf die Schule vorbereitet.

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