Osnabrück, 1. März 2017 – Die Pläne der Europäischen Union zur Rückführung minderjähriger Flüchtlinge treten das Kindeswohl mit Füßen. Sie berücksichtigen nicht einmal die Grundvoraussetzungen für einen altersgerechten Umgang mit Kindern und verstoßen gegen die vom Kinderrechtsausschuss der Vereinten Nationen festgelegten Mindeststandards. Dies kritisiert das internationale Kinderhilfswerk terre des hommes anlässlich der bevorstehenden Tagung des Rates der Europäischen Union nächste Woche in Brüssel.
«In seinen Richtlinien fordert der UN-Kinderrechtsausschuss gerade im Umgang mit Flüchtlingskindern besondere Sensibilität angesichts ihrer verletzlichen Situation als Minderjährige«, sagte Jörg Angerstein, Vorstandssprecher von terre des hommes. «Die EU hingegen setzt auf schnelle Abschiebung, will Minderjährige gemeinsam mit Erwachsenen in nordafrikanischen Transitstaaten in Abschiebehaft nehmen und wie Terroristen behandeln. Dies ist keine »kinderfreundliche Abschiebungspraxis», vielmehr wird hier das Kindeswohl, das oberster Maßstab für die Behandlung minderjähriger Flüchtlinge sein muss, mit Füßen getreten«.
Die Idee zur Gründung von Auffanglagern in Libyen und anderen nordafrikanischen Staaten mit zweifelhafter Menschenrechts-Bilanz bedeuten eine verantwortungslose Externalisierung der Flüchtlingsproblematik. So werden Kinder nicht betreut und geschützt, sondern sehenden Auges der Gefahr von Kidnapping, Menschenhandel oder einfach dem «Verschwinden ausgesetzt.«
terre des hommes fordert den Rat der Europäischen Union auf, das Europäische Asylsystem so zu gestalten, dass das Wohl von Kindern im Mittelpunkt steht. Flüchtlingskinder sollen grundsätzlich nicht abgeschoben und wenn möglich mit ihren Familien untergebracht werden. Unbegleitete Flüchtlingskinder brauchen besonderen Schutz und Zuwendung. Spätestens 30 Tage nach Ankunft sollen Kinder Zugang zu Unterricht und Bildung erhalten.
»An Bundeskanzlerin Angela Merkel appellieren wir, die Pläne zur Kasernierung von Flüchtlingen außerhalb des Hoheitsgebietes der EU nicht weiter zu verfolgen und auf ihrer bevorstehenden Reise nach Ägypten und Tunesien hierzu keine Vereinbarungen zu treffen», so Jörg Angerstein.