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Schutz und Versorgung für geflüchtete Kinder und Familien sicherstellen!

Fachtagung am 29. und 30.04.2024 in Neudietendorf bei Erfurt zur Versorgung geflüchteter Kinder, Jugendlicher und Familien in der Arbeit der Psychosozialen Zentren

Erfurt, 29. April 2024 – Anlässlich einer Fachtagung fordern refugio thüringen e.V., terre des hommes und weitere Organisationen Entscheidungsträger*innen aus Politik und Verwaltung dazu auf, die Finanzierung der psychosozialen Versorgung für geflüchtete Kinder und Familien zu verbessern und bürokratische Hürden abzubauen. Nur so kann das Recht auf bestmögliche mentale Gesundheit für alle Kinder verwirklicht werden.

Etwa jede dritte nach Deutschland fliehende Person ist minderjährig. Kinder und Jugendliche kommen entweder mit Familienangehörigen oder allein. Sie werden oft schon sehr früh Zeug*innen oder Betroffene menschengemachter Gewalt, erleben Bedrohungen, Verfolgung und Krieg, den Tod von Freund*innen und Familienangehörigen sowie Inhaftierungen, Misshandlungen und Folter. Während der Flucht und nach Ankunft erfahren sie häufig Diskriminierung und Rassismus in allen Bereichen des Alltags, u. a. in der Bildung, im Asylverfahren und in der Gesundheitsversorgung

Oumar Diallo, Aktivist der postmigrantischen Selbstorganisation »Jugendliche ohne Grenzen«, floh als Jugendlicher ohne seine Eltern nach Deutschland. Er berichtet: »Die ganze Zeit, als Kind, begleiten dich existenzielle Ängste. Vor der Flucht bist du in einer Kriegssituation und machst Erfahrungen mit Trauma und wünschst dir nur eine sichere Umgebung. Auf der Flucht begegnen Kinder dann Menschenhändlern und erfahren unfassbare Grausamkeiten. Dann bist du endlich in Deutschland und es wird dir so schwer gemacht, dich zu integrieren, weil es so viele Hürden gibt!«

Robina Karimi, ebenfalls Aktivistin bei »Jugendliche ohne Grenzen«, die vor sechs Jahren ohne ihre Eltern aus Afghanistan floh, ergänzt: »Ein Problem sind Betreuungspersonen, die nicht in diesem Bereich ausgebildet sind und gar nicht wissen, welche Rechte Kinder haben, wie das Asylverfahren funktioniert und wo es Hilfe gibt, auch therapeutische. Wenn die Personen sich dann eingearbeitet haben, werden sie wieder entlassen, weil Stellen in dem Bereich abgebaut werden, weil die Politik spart und nicht langfristig vorsorgt. Neu ankommende Kinder treffen heute auf komplett überforderte Strukturen, das verstärkt ihre Ängste und erschwert ihre Integration.«

Oumar Diallo und Robina Karimi betonen: »Glück und Zufall entscheiden, ob und wann man einen Schulplatz, einen Platz in der Jugendhilfe oder in einer WG, eine gut informierte Betreuung, einen Therapieplatz bekommt, ob die Kosten für Sprachmittlung übernommen werden und vieles mehr. Das darf doch nicht von Glück und Zufällen abhängen, das sind doch Kinderrechte!«

Vielerorts stellen Kinderärzt*innen, Pädagog*innen und Mitarbeitende in Jugendämtern fest, dass sie den besonderen Bedarfen geflüchteter Kinder und Jugendlicher nur begrenzt begegnen können. Die Psychosozialen Zentren (PSZ) haben jahrzehntelange Erfahrung in der multiprofessionellen Versorgung, Beratung und Begleitung von geflüchteten Menschen und bauen ihre Arbeit mit Kindern und Jugendlichen stetig aus. Allerdings sind sie nicht nachhaltig finanziert und können so nur einen geringen Anteil des Versorgungsbedarfs abdecken.

Gemeinsam mit Oumar Diallo, Mirjam Kruppa, der Beauftragten für Integration, Migration und Flüchtlinge beim Thüringer Ministerium für Migration, Justiz und Verbraucherschutz, diskutieren Kolleg*innen des Jugendamts Erfurt, des Flüchtlingsrats Thüringen e.V. und der Psychosozialen Zentren am Montag, den 29.04.2024 von 13.30 bis 15.00 Uhr, wie die Jugendhilfe die mentale Gesundheit von begleiteten und unbegleiteten Minderjährigen stärken kann, worin aktuelle Herausforderungen bestehen und was es in der Praxis sowie politisch braucht, um diesen zu begegnen.

Die Fachtagung am 29. und 30.04.24 widmet sich darüber hinaus den krank machenden Bedingungen in den Ankunfts- und Aufnahmesystemen, digitalen Angeboten, Ansätzen der therapeutischen und der Sozialen Arbeit und der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen verschiedenen mit geflüchteten Kindern befassten Systemen.

Die gemeinsamen Forderungen zum Schutz der Gesundheit und zum Wohle von geflüchteten Kindern, Jugendlichen und ihren Familien sind:

  • Alle erforderlichen Maßnahmen zur Erfüllung des Kinderrechts auf ein Höchstmaß auf Gesundheit und Wohlbefinden für geflüchtete Kinder umsetzen (UN-Kinderrechtskonvention). Dies beinhaltet eine verlässliche Ausfinanzierung der multiprofessionellen Arbeit der Psychosozialen Zentren für geflüchtete Menschen und Opfer von Foltererfahrungen.
  • Alle Kinder und Jugendliche haben einen Anspruch auf individuelle bedarfsgerechte Hilfe im Sinne der Kinder- und Jugendhilfe (SGB V III). Eine Diskriminierung junger geflüchteter Menschen ist unzulässig. Das erfordert eine vorausschauende Finanzierung und gute Ausstattung der Kinder- und Jugendplanung.

Die Fachtagung wird organisiert von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer e.V., refugio thüringen e.V., terre des hommes Deutschland e.V. und dem Bundesfachverband für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge e.V. mit Unterstützung durch weitere Psychosoziale Zentren.

 



Verantwortlich: refugio thüringen e.V. / BAfF e.V. / terre des hommes Deutschland e.V. / BumF e.V.

Für Rückfragen und Interviews: Marie-Claire Wygand (Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, BAfF)
E-Mail: marie-claire.wygand@baff-zentren.org
Mobil: +49 (0) 162 54 24 624
 

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