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SIG Sauer will von der Gewalt in Kolumbien profitieren

Vor BGH-Urteil: terre des hommes-Dossier belegt schwere Menschenrechtsverletzungen und Straftaten mit deutschen Pistolen in Kolumbien

Osnabrück, 30.6.2021 - Anlässlich der morgigen Urteilsverkündigung des Bundesgerichtshofs im Fall illegaler Pistolenexporte von SIG Sauer nach Kolumbien veröffentlicht das Kinderhilfswerk terre des hommes neue Belege dafür, dass SIG-Sauer-Pistolen in Kolumbien schlimmen Schaden anrichten, von dem auch Kinder und Jugendliche betroffen sind. Das Landgericht Kiel hatte 2019 drei Führungskräfte von SIG Sauer wegen des illegalen Exports von 38.000 Pistolen aus Deutschland über die USA nach Kolumbien zu Bewährungsstrafen und hohen Geldstrafen verurteilt, diese Urteile sind rechtskräftig. Außerdem verurteilte das Landgericht SIG Sauer zur Rückzahlung des Umsatzes im Wert von 11 Millionen Euro, wogegen das Unternehmen Revision beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe einlegte.

»Unsere Recherchen belegen, dass SIG-Sauer-Waffen von Drogenbanden, Paramilitärs und Guerillagruppen bei Verbrechen eingesetzt wurden und auch kriminelle Polizist*innen und Militärs sie bei schweren Menschenrechtsverletzungen und Straftaten benutzt haben«, sagte Ralf Willinger, Kinderrechtsexperte bei terre des hommes. »Kindersoldat*innen wurden gezwungen, mit diesen Waffen zu kämpfen, viele Kinder und Jugendliche wurden getötet.«

»Kinder und Jugendliche aus unseren Projekten sind stark von der eskalierenden Gewalt in Kolumbien betroffen, das macht uns große Sorgen«, sagte William León, Projektkoordinator von terre des hommes in Kolumbien. »Vor kurzem wurden im Rahmen des landesweiten Streiks Dutzende von jungen Menschen mit Handfeuerwaffen getötet, sowohl von Bürger*innen als auch von Polizist*innen in Zivil. Die Gewalt und der seit über 60 Jahre andauernde bewaffnete Konflikt in Kolumbien dürfen nicht weiter mit Waffen angeheizt werden. Waffenunternehmen wie SIG Sauer versuchen mit allen Tricks und auch illegalen Geschäften, von der Gewalt in Kolumbien zu profitieren. Diese blutigen Geschäfte dürfen sich nicht lohnen, wir hoffen deswegen auf ein eindeutiges Signal des Bundesgerichtshofs an die Waffenhändler.« León betonte: »Auf unserem Weg zum Frieden brauchen wir keine Waffen – weder aus Deutschland, noch aus anderen Ländern. Das gilt insbesondere für Pistolen, die leicht zu verstecken sind und hier von Hand zu Hand wandern. In ein Land wie Kolumbien mit einem bewaffneten Konflikt und schweren Menschenrechtsverletzungen, auch von staatlicher Seite, dürfen keine Waffen geliefert werden – weder illegal noch legal.«

terre des hommes Deutschland fördert in Kolumbien seit über 40 Jahren Projekte für Kinder, Jugendliche und ihre Familien. Schwerpunkte der Unterstützung sind Maßnahmen zum Schutz von Kindern vor Gewalt, die Förderung einer Kultur des Friedens, der Einsatz für das Kinderrecht auf eine gesunde Umwelt sowie Bildung und Partizipation von Kindern und Jugendlichen.

Zum Dossier »SIG-Sauer-Pistolen in Kolumbien« und weitere Informationen: www.tdh.de/kleinwaffen

 

terre des hommes Deutschland ist Mitglied im Trägerkreis von »Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!«. Diese Kampagne hatte 2014 Anzeige gegen SIG Sauer erstattet und damit die Ermittlungen und den Prozess gegen SIG Sauer ausgelöst, die 2019 zur Verurteilung durch das Landgericht Kiel führten. Im April 2020 erstattete die Kampagne erneut Anzeige gegen SIG Sauer, diesmal wegen illegaler Waffenexporte nach Mexiko, Nicaragua und erneut Kolumbien. Die Staatsanwaltschaft Kiel ermittelt.

Wie die terre des hommes-Studie »Kleinwaffen in kleinen Händen – Deutsche Rüstungsexporte verletzen Kinderrechte« aus dem Jahr 2020 zeigt, müssen Kinder und Jugendliche in zahlreichen Ländern mit deutschen Waffen kämpfen oder kommen durch diese zu Schaden, darunter Kolumbien, Brasilien, Irak, Syrien, Jemen, Indien und Philippinen.

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