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Unzureichende Infrastruktur treibt das Katastrophenrisiko in die Höhe

WeltRisikoBericht 2016 über die Folgen möglicher extremer Naturereignisse in 171 Ländern

Berlin, 25. August 2016 – Eine unzureichende Infrastruktur und nicht belastbare Logistikketten erhöhen substantiell das Risiko, dass aus einem extremen Naturereignis eine Katastrophe wird. Dies ist ein Kernergebnis des WeltRisikoBericht 2016, den das Bündnis Entwicklung Hilft – Gemeinsam für Menschen in Not e.V. und das Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen in Kooperation mit der Universität Stuttgart heute in Berlin vorgestellt haben.

»Bei Hilfsmaßnahmen nach extremen Naturereignissen liegen die Herausforderungen meist auf der letzten Meile der Logistikkette: den Transport trotz zerstörter Straßen oder Brücken zu organisieren und bei Knappheit von zum Beispiel Wasser, Essen und Obdach eine gerechte Verteilung zu gewährleisten«, erklärte Peter Mucke, Projektleiter des WeltRisikoBerichts und Geschäftsführer des Bündnis Entwicklung Hilft. »Marode Verkehrswege, unsichere Stromnetze und baufällige Gebäude behindern nicht nur die humanitäre Hilfe aus dem Ausland, sondern verzögern zudem die im Katastrophenfall entscheidende Selbsthilfe der Betroffenen.«

»Die internationale Gemeinschaft muss bereits vor dem Eintritt von Katastrophen mehr in den Aufbau und Ausbau von kritischer Infrastruktur investieren«, sagte Dr. Matthias Garschagen, wissenschaftlicher Leiter des Berichts und Abteilungsleiter am Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS). »Ausreichend Infrastruktur von hoher Qualität, die institutionell gut gemanagt wird, kann nicht nur die oft katastrophalen Folgen von Naturgefahren wie Überflutungen oder Stürmen verhindern, sondern sie kann auch eine entscheidende Rolle bei der Verteilung von humanitären Hilfsgütern im Katastrophenfall spielen. Kritische Infrastruktur kann somit die Risiken von Naturgefahren für Bevölkerungen reduzieren und wirtschaftliche Verluste abfedern.«

Dr. Iris Menn, Programmdirektorin beim Bündnis-Mitglied Christoffel-Blindenmission (CBM), betonte die wachsende Bedeutung der lokal organisierten humanitären Hilfe: »Akteure vor Ort, zum Beispiel zivilgesellschaftliche und kirchliche Organisationen, sind oft am besten mit den lokalen, kulturellen Gegebenheiten vertraut und kennen die Menschen, die am dringendsten Hilfe benötigen. Sie sind die Ersten, die im Katastrophenfall aktiv werden können und sind auch dann noch da, wenn die internationalen Hilfsorganisationen schon wieder weg sind.«

Wichtiger Bestandteil des Berichts ist der WeltRisikoIndex, der von der Universität Stuttgart, Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung (IREUS) berechnet wurde. Der Index bewertet das Katastrophenrisiko von 171 Ländern durch eine kombinierte Analyse von Naturgefahren und Verwundbarkeit der Gesellschaft. Dabei weist auch 2016 der Inselstaat Vanuatu das größte Risiko auf. Deutschland liegt auf Rang 147. »Gesellschaftliche Faktoren wie die Ernährungssituation, die medizinische Versorgung und die Regierungsführung entscheiden zum großen Teil, ob aus einem Naturereignis eine Katastrophe wird«, sagt Dr. Torsten Welle vom IREUS. »Allerdings können durch gezielte Maßnahmen die Auswirkungen von Katastrophen reduziert und aus erkannten Schwachstellen wichtige Lehren gezogen werden.«

Zentrale Ergebnisse und Download des WeltRisikoBerichts 2016 

 

  • Brot für die Welt, Christoffel-Blindenmission, Kindernothilfe, medico international, Misereor, terre des hommes, Welthungerhilfe und die assoziierten Mitglieder Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, German Doctors sowie Plan International leisten als Bündnis Entwicklung Hilft akute und langfristige Hilfe bei Katastrophen und in Krisengebieten.

  • Das Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS) befasst sich mit Risiko- und Verwundbarkeitsaspekten menschlicher Sicherheit und den Konsequenzen komplexer Naturgefahren und des globalen Wandels. Das Institut für Raumordnung und Entwicklungsplanung an der Universität Stuttgart ertritt in Forschung und Lehre die Anliegen einer auf Risikoreduzierung, Nachhaltigkeit und Resilienz zielenden Raum- und Infrastrukturplanung.