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Unbegleitete minderjährige Flüchtlingskinder

Daten, Fakten Hintergründe

Seit dem Anschlag von Würzburg ist das Thema »unbegleitete minderjährige Flüchtlingskinder« in den Mittelpunkt der Berichterstattung gerückt. Wer sind diese unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingskinder? Woher kommen sie? Wie viele leben in Deutschland? Wie groß ist die Gefahr der Radikalisierung?

terre des hommes unterstützt auch in Deutschland zahlreiche Projekte für unbegleitete Minderjährige.  

Das sind die Fakten
In Deutschland werden rund 52.000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe betreut. Das ist der Stand von Anfang Juli 2016. Die meisten von ihnen stammen aus Syrien, Irak, Afghanistan, Somalia oder Eritrea, also aus Kriegs- und Krisengebieten. Etwa 10 Prozent sind Mädchen. Im Jahr 2015 wurden nach Angaben des »Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge« für rund 14.400 Minderjährige Asyl beantragt. terre des hommes und unsere Projektpartner kritisieren, dass die Verfahrensdauer häufig zu lang ist. Die Unsicherheit über die weitere Zukunft führt bei vielen Kindern zu weiterer Verunsicherungen und psychischem Stress.
Für die Unterbringung von unbegleiteten Flüchtlingskindern sind die örtlichen Jugendämter zuständig. Es gibt einen Verteilungsschlüssel, nach dem die Minderjährigen auf die einzelnen Bundeländer verteilt werden.

Warum kommen Kinder allein nach Deutschland?
Die Gründe für die Flucht sind unterschiedlich. Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten fliehen vor Gewalt. Darunter sind viele, die sich auf den Weg nach Europa gemacht haben, um der Rekrutierung durch islamistische Terrorgruppen zu entkommen, etwa aus Afghanistan, Syrien und dem Irak. In einer Studie zur Ausbeutung von syrischen Flüchtlingskindern, die terre des hommes kürzlich veröffentlichte, haben ein Drittel der befragten Kinder im Nordirak gesagt, sie wären bereits mehrfach von islamistischen Gruppen angesprochen werden. In Syrien und dem Irak ebenso, wie in den Nachbarländern bieten islamistische Gruppen Kindern und Jugendlichen häufig relativ hohe Geldsummen. Dieses »Angebot« abzulehnen, kann lebensgefährlich sein. Islamistische Gruppen entführen und zwingen auch Kinder und Jugendliche in ihre Dienste. (siehe dazu Link zu »Kinderarbeitreport 2016 weiter unten) 

Wie hoch ist die Gefahr, dass minderjährige unbegleitete Flüchtlingskinder sich radikalisieren?
Die Gefahr der Radikalisierung von Jugendlichen – seien sie unbegleitete Flüchtlinge oder Deutsche aus Migrantenfamilien oder Deutsche ohne Migrationshintergrund – besteht. terre des hommes gibt zu bedenken, dass viele Flüchtlinge – Kinder wie Erwachsene – eben vor jenem Terror und vor islamistischen Gruppen geflohen sind. Nach dem Attentat von Würzburg berichten unsere Projektpartner, dass viele Kinder mit großer Angst reagiert haben: Angst, dass islamistische Täter ihnen auch in Deutschland nahe kommen könnten. Angst, dass sie von ihrer Umgebung für solche Taten mitverantwortlich gemacht und möglicherweise angegriffen werden.

terre des hommes setzt sich dafür ein, dass Flüchtlingskinder gut betreut werden und möglichst schnell einen Aufenthaltsstatus erhalten und sich eine schulische oder berufliche Perspektive eröffnen können. Wir gehen davon aus, dass gut ausgebildete und fachlich qualifizierte Betreuer Jugendliche nah begleiten und Anzeichen von Radikalisierung erkennen. Tobias Klaus vom terre des hommes-Projektpartner »Bundesverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge«: »Die beste Prävention ist die Gewährleistung von Schutz und der schnelle Aufbau von Perspektiven. Die Hoffnung der jungen Menschen auf Sicherheit und eine neue Chance dürfen wir nicht leichtfertig verspielen«. terre des hommes fordert, die Betreuung von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen zu verbessern und die Leistungen nicht zu kürzen, wie es in mehreren Bundesländern und seitens der Bundesregierung geplant wird. Die Kinder und Jugendlichen haben ein Recht auf Schutz und Perspektive – und auch im Hinblick auf Gewaltprävention ist nahe Betreuung notwendig.

terre des hommes unterstützt verschiedene Projekte für Flüchtlinge in Deutschland, in Italien und in Flüchtlingslagern in Syrien und dem Irak. In Deutschland finanziert terre des hommes beispielsweise die Projekte »lifeline« und XENION, die sich besonders um unbegleitete minderjährige Flüchtlinge kümmern. In Kiel hilft der Verein »lifeline« unbegleiteten jungen Flüchtlingen, in Deutschland eine Zukunft aufzubauen. XENION in Berlin kümmert sich um die Behandlung und Betreuung von traumatisierten Flüchtlingskindern.

Weitere Informationen:

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