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»Denn unsere Regierung tut nichts!«

Drei terre des hommes-Jugendliche setzen sich beim bei der UNO beim »Day of General Discussion« für ihre Rechte ein

Caleb, Ritu und Yina engagieren sich mit Unterstützung von terre des hommes aktiv für den Umweltschutz. Die drei Jugendlichen aus Indien, Sambia und Kolumbien nahmen in diesem Jahr in Genf beim »Day of General Discussion« der Vereinten Nationen teil und sprachen dort stellvertretend für die Kinder ihres Landes. Denn auch wenn sie mit sehr unterschiedlichen Umweltproblemen zu kämpfen haben, verfolgen sie alle dasselbe Ziel: Eine saubere Umwelt für alle Kinder.

Caleb ist 14 Jahre alt und lebt mit seinen Eltern und seinen vier Geschwistern in Makululu, der größten Wellblechhüttensiedlung in Sambia, nahe der Stadt Kabwe. Kabwe zählt zu den giftigsten Orten der Welt. Grund dafür ist eine Erzader, aus jahrzehntelang Blei, Zink und andere Schwermetalle gewonnen wurden. Zwar wurde der Betrieb bereits vor mehr als 20 Jahren eingestellt, aber noch immer vergiften Schwermetalle die Böden und Gewässer. Caleb musste die Folgen der Bleiverschmutzungen bereits am eigenen Leib erleben: »Als ich zwölf Jahre alt war, bekam ich immer wieder starke Magenschmerzen, und meine Beine waren über eine Woche lang sehr angeschwollen«, erzählt er. »Der Arzt untersuchte den Bleianteil in meinem Blut und stellte fest, dass Baden in vergiftetem Flusswasser meine Krankheit ausgelöst hatte.«

Kampagnen und Jugendclubs

Seit 1990 setzt sich die terre des hommes-Partnerorganisation Environment Africa für den Umweltschutz in Sambia ein. Unter anderen führt Environment Africa Aufklärungskampagnen durch und gründet Umweltclubs an Schulen. Caleb ist in zwei Gruppen, dem JETS (Junior Engineering Technology Scientist)-Club und dem Eco-Club. Mit seinen Mitschülern organisiert er Umweltaktionen: Gemeinsam pflanzen sie Bäume und Gräser an ihrer Schule und informieren die anderen Kinder über den Umweltschutz und die Gefahren von Blei und anderen Schwermetallen. »Ich habe meinen Freunden gesagt, dass sie nicht mehr beim Schwarzen Berg spielen sollen. Dort wurde früher der Müll der Minen gelagert. Manche von meinen Freunden haben mich ernst genommen und wollen jetzt mehr über Umweltschutz erfahren. Aber manche haben mich ausgelacht und spielen immer noch in den vergifteten Gebieten.« Caleb weiß: »Die Menschen müssen umdenken. Wenn die Umwelt gesund und sauber ist, dann sind auch die Menschen gesünder. Das ist für uns alle gut.«

Umweltschutz und Kinderrechte

Auch Ritu findet, dass sich etwas am Umweltverhalten der Menschen ändern muss. Sie ist 15 Jahre alt und lebt mit ihrer Familie in der indischen Hauptstadt Delhi. Delhi zählt zu den Städten mit der stärksten Luftverschmutzung weltweit, ein Großteil der Bevölkerung leidet an Atembeschwerden. Zu den Abgasen der Autos auf den verstopften Straßen kommt eine stetig steigende Zahl an Großbauprojekten wie Autobahnen, U-Bahnen oder Einkaufszentren, die immer mehr Staub und Abgase produzieren. »Die Regierung wirbt für die Bauprojekte und bezeichnet diese als eine fortschrittliche Entwicklung«, so Ritu. »Aber ich frage mich, wie etwas eine positive Entwicklung sein kann, wenn es die Umwelt und die Menschen gefährdet. Die Luft, die uns umgibt, ist voller Staub, Rauch, Chemikalie. Diese Gifte nehmen wir mit jedem Atemzug in unseren Körper auf: zu Hause, wenn wir zur Schule gehen oder lernen, wenn wir spielen. Giftige Luft ist Teil lässt unseres Alltags.« Seit 2013 engagiert sie sich in der indischen terre des hommes-Partnerorganisation Ankur und schreibt über Themen wie Umweltschutz und Kinderrechte. Ritu organisiert gemeinsam mit ihren Eltern Veranstaltungen in der Nachbarschaft oder in Parks, auf denen sie ihre Texte vorliest. Dadurch will sie das Bewusstsein für den Umweltschutz stärken. Denn saubere Luft und eine gesunde Umgebung ist wichtig für die Gesundheit von Kindern, so Ritu.

Ein Dorf wird umgesiedelt

Dass die Regierungen sich mehr für ihre Bürgerinnen und Bürger einsetzen, fordert auch die 16-jährige Yina aus Kolumbien. Ihr Heimatdorf El Hatillo ist eine Hochburg des Kohlebergbaus. Doch niemand kümmert sich um das Wohl der Bewohner, die die Luftverschmutzung am eigenen Leib erfahren. Auch Yina und ihre Familie leiden an Lungen-, Nieren- oder Hautproblemen. Dazu kommt, dass der Boden inzwischen unfruchtbar ist und die Familien kaum noch etwas anbauen können. Die Bewohner fordern, dass das Dorf umgesiedelt wird und die Kosten vom Bergbaukonzern getragen werden. Unsere Gemeinde ist von fünf Tagebau-Kohleminen eingekreist. Dazu kommen Palmöl-Plantagen und zwei große Ölmühlen. Das Wasser und die Luft sind sehr verschmutzt., so Yina.

Deshalb engagiert sich Yina in der Umweltgruppe NNAJ. Gemeinsam mit anderen Jugendlichen suchen sie Lösungen für die gravierenden Probleme: »Wir treten selbst in den Dialog mit den Behörden. Denn unsere Regierung tut nichts. Ganz im Gegenteil, sie arbeitet Hand in Hand mit denen, die uns vergiften.« Unterstützt wird Yinas Umweltgruppe von der terre des hommes Partnerorganisation PAS. Sie hat bereits mehrere Gespräche mit der Gemeindeverwaltung organisiert. »Dank PAS und terre des hommes haben wir uns Gehör verschafft. Jetzt haben wir sehr gute Argumente für eine Umsiedlung unseres Dorfes.« Yina hofft, dass ihr Arbeit bei den Entscheidungsträgern Wirkung zeigt: »Die Grundlage von Regierungsentscheidungen sollte der Schutz der Menschen sein. Ihnen sollte eine gesunde Ernährung, saubere Luft, Wasser und Bildung garantiert werden.«

Für Caleb, Ritu und Yina war der nächste Schritt die Teilnahme am »Day of General Discussion«, wo sie vor dem Kinderrechtsausschuss der Vereinten Nationen von ihrem Engagement berichtteen. Denn sie halten an ihrem Ziel fest: Eine gesunde Umwelt für alle Kinder dieser Welt.

12.9.16

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