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Eine Dschungelschule für die Kinder der Orang Rimba

Melak aus Indonesien

Melak (19) ist der Sohn des Stammesoberhaupts der Orang Rimba in Zentral-Sumatra, Indonesien. Die Orang Rimba leben im Dschungel fernab von moderner Infrastruktur. Sie leben als Jäger*innen und Sammler*innen, die meisten haben keine formale Bildung.  

Orang Rimba bedeutet »Menschen des Dschungels« – ein Name, den Melak und seine Gemeinschaft durchaus schätzen. Außenstehende allerdings bezeichnen die Indigenen meist als »Orang Kubu«. In der malaiischen Sprache hat »kubu« eine abwertende Bedeutung im Sinne von »primitiv, dumm, ausgestoßen, schmutzig oder ekelhaft.«

Melak erfährt oft Diskriminierung, weil sein Stamm, ihr Glauben und ihre nomadische Lebensweise nicht von der Gesellschaft und dem Staat anerkannt werden, obwohl die Existenz und die Rechte der indigenen Gemeinschaften im indonesischen Recht festgeschrieben sind. Die Regierung ist bereits in ihre angestammten Wälder eingedrungen und hat viele Gebiete in Palmenplantagen umgewandelt. Diese Ereignisse führen immer wieder zu Konflikten zwischen Orang Rimba und Außenstehenden, die immer häufiger auch in Gewalt eskalieren.  

»Die Menschen außerhalb der Orang Rimba akzeptieren uns nicht. Dabei sind wir doch alle gleich. Die Dschungelbewohner*innen haben ihre eigenen Bräuche, genauso wie die Menschen außerhalb des Dschungels ihre Bräuche haben«, sagt Melak. 

Das Gebiet für die Orang Rimba ist in den letzten Jahren immens geschrumpft, was das Jagen erschwert. Schlimmer noch, ihr Wald grenzt an einen Nationalpark, in dem sie sich nicht frei bewegen dürfen. Sie benötigen eine Genehmigung, um das Gebiet des Nationalparks zu betreten; andernfalls können sie inhaftiert werden. Als nomadischer Volksstamm brauchen sie jedoch den Raum, um von Zeit zu Zeit weiterziehen zu können. Sie führen häufig ein Ritual namens melangun durch, bei dem sie umziehen, wenn bspw. ein Familienmitglied stirbt oder sie von einer Katastrophe betroffen sind, um ihre Trauer zu lindern.  

Melak entschied sich 2014 zur Sokola Rimba, der Dschungelschule, zu gehen, um zu lernen, mit den Konflikten mit Außenstehenden umzugehen. Dort lernen die Schüler*innen lesen, schreiben und rechnen – in ihrer eigenen Sprache und auf eine Weise, die den Lehr- und Lernmethoden ihrer Kultur entspricht.  

Diese »Dschungelschule« wurde 2005 von terre des hommes und der Partnerogranisation Sokola ins Leben gerufen. Das Projekt setzt sich neben dem Schulprogramm dafür ein, dass die Rechte der Orang Rimba auf staatliche Leistungen, Anerkennung und Existenzsicherung durchgesetzt werden. Durch das Programm begannen junge Menschen, ihre Rechte als Indigene zu verstehen, wie z. B. ihr Recht auf Bildung und ihr Recht auf Wald und natürliche Ressourcen.

Wenn sie die Schule abschließen, werden manche Schüler*innen auch selbst Lehrer*innen an der Sokola Rimba. Melak ist einer von ihnen. Neben seiner Ausbildung zum Lehrer engagiert er sich auch für die Interessen der Orang Rimba im Nationalpark bei einer Organisation, die von den Bewohner*innen des Dschungels gegründet wurde. 

In naher Zukunft wird Sokola Rimba vollständig an Melak und seine Freunde übergeben werden. Melak wünscht sich, dass die nächsten Generationen seines Volkes die Bräuche weiterleben, ihre Rechte kennen und gleichzeitig lernen, mit Außenstehenden umzugehen und zu kommunizieren. Mit der »Dschungelschule« sind die Orang Rimba diesem Wunsch ein großes Stück nähergekommen.  

 

8.8.2023

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