Die Textilproduktion in Tirupur
Der südindische Bundesstaat Tamil Nadu ist einer der wichtigsten Textilstandorte der Welt, hier werden mehr als 60 Prozent der indischen Exporte hergestellt. Die »T-Shirt-City« Tirupur liefert T-Shirts, Unter- und Nachtwäsche an fast alle Handelsunternehmen in Europa und den USA. Um Tirupur herum sind im Bundesstaat Tamil Nadu die Hälfte aller indischen Spinnereien angesiedelt (1.685 Spinnereien, davon 893 Großbetriebe und 792 kleine Betriebe). Dazu kommen 5.850 weitere Betriebe (Quelle: TEA, Tirupur Exporters Association, Juni 2010). Laut dieser Quelle handelt es sich um:
4.500 Nähereien
750 Färbereien
300 Druckereien (Textildruck)
100 Stickereien
200 sonstige (z.B. Herstellung von Verpackung, Spedition, usw.)
Keine flächendeckenden Kontrollen
Allein im Distrikt Tirupur arbeiten 500.000 Menschen in der Textilindustrie. In den Spinnereien Tamil Nadus schuften nach Schätzung von terre des hommes etwa 120.000 Mädchen und Frauen unter dem Sumangali-Schema.
Das Schema wird vor allem von Spinnereien genutzt. In Nähereien -besonders in den großen Exportbetrieben- soll die Anstellung unter dem Sumangali-Schema die Ausnahme sein. Neuere Studien und Berichte örtlicher Nichtregierungsorganisationen bestätigen, dass es sich um ein in der gesamten Spinnerei-Branche verbreitetes Problem handelt.
Bisher kontrollieren Handelsunternehmen ihre Lieferanten, das sind in der Regel Nähereien. Handelsunternehmen haben nur hier Geschäftsbeziehungen und damit die Möglichkeit, Arbeitsrechte in den Verträgen festzulegen und Kontrollen zu verlangen. Keine direkten Geschäftsbeziehungen bestehen zu allen vorgelagerten Produktionsbetrieben, wie Spinnereien, Färbereien, Strickereien, usw. Dennoch sind die Handelsunternehmen aus Sicht von terre des hommes in der Verantwortung: Sie müssen ihre Lieferkette transparent machen und ihre direkten Zulieferer drängen, ihrerseits auf der Verpflichtung auf Arbeitsrechte bei Sublieferanten zu bestehen.
In den 90er Jahren war Tirupur ein Synonym für ausbeuterische Kinderarbeit: Etwa 40.000 Mädchen und Jungen unter 14 Jahren schufteten in verschiedenen Textilbetrieben für den heimischen Markt und den Export. Heute arbeiten noch etwa 5.000 Kinder unter 14 Jahren in Textilbetrieben, vor allem für den heimischen Markt.
Handelsunternehmen haben ihre Zulieferer verpflichtet, keine Kinderarbeiter zu beschäftigen. Örtliche Nichtregierungsorganisationen haben mit Hilfe internationaler Hilfswerke Schul- und Berufsbildungsprogramme für die ehemaligen Kinderarbeiter angeboten.
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