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FreiZeit für junge Geflüchtete

Projektbeschreibung

Projektname: FreiZeit für junge Geflüchtete

Name der Partnerorganisation: Exil e. V.

Projektort: Deutschland, Osnabrück

Laufzeit/Dauer: Seit 2014 fortlaufend in mehreren Projektphasen

Zielgruppe: In der Projektphase 2022 1.240 Kinder und Jugendliche als direkte Zielgruppe, darüber hinaus ca. 4.000 Menschen in der indirekten Zielgruppe.

Finanzvolumen: Für die Projektphase 2022 17.808 €

Kofinanzierung: keine

Problemstellung und Projektansatz

Kinder und Jugendliche, die mit ihren Familien in der er Landesaufnahmebehörde (LAB) Bramsche-Hesepe nördlich von Osnabrück untergebracht werden, finden dort nur wenige kindgerechte Angebote vor, die ihnen Teilhabe und Integration ermöglichen. Die Kinderbetreuung vor Ort ist häufig überlastet, da in der LAB seit 2015 jedes Jahr eine Überbelegung der Einrichtung verzeichnet wird. Durch diese Überbelegung wird der Zugang einzelner Kinder zu kindgerechten Angeboten zum einen dadurch beschränkt, dass nicht alle gleichzeitig teilnehmen können, zum anderen dadurch, dass die für die Kinder bereitgestellten Räumlichkeiten als Wohn- und Schlafraum umfunktioniert werden. So erfahren die Kinder in der LAB keinen kindgerechten Alltag.

Im Projekt Freizeit für junge Geflüchtete engagieren sich Ehrenamtliche des Exil e. V. für und mit Kindern und Jugendlichen aus der LAB Bramsche-Hesepe und etablierten vielfältige Freizeitaktivitäten. Seit 2015 gibt es auch ein Freizeit- und kulturelles Angebot für Jugendliche, insbesondere unbegleitete minderjährige Geflüchtete. Die Angebote für die Kinder aus der LAB finden in zweiwöchigem Abstand samstags statt, die dezentralen Angebote für Jugendliche entsprechend individueller Planung.

Evaluierungsdurchführung

Die Evaluierung wurde im November 2022 intern von der Stabsstelle Qualität, Strategie und Wirkung bei terre des hommes durchgeführt. Es wurden Gruppendiskussionen, Interviews und Beobachtungen durchgeführt, die sowohl zur besseren Einordnung des FjG-Projekts als auch zum Verständnis der Projektergebnisse genutzt wurden. Bei der Auswahl der Gesprächspartner*innen stand im Vordergrund, dass sie dazu beitragen können, FjG aus verschiedenen Perspektiven betrachten und beleuchten zu können.

Bei den Gruppendiskussionen wurden verschiedene Methoden angewandt, die es den Beteiligten erleichterten, ihre Erfahrungen, Wahrnehmungen und Perspektiven gezielt darzustellen und in die Diskussion einzubringen. Mit der »sad-mad-glad-Methodik« wurde erhoben, welche Erlebnisse die Beteiligten mit Blick auf das Projekt aktuell beschäftigen und sowohl positive als auch negative Emotionen auslösen. Die Beteiligten notierten individuelle Perspektiven auf Projektaspekte, die sie traurig stimmen, die sie wütend und glücklich machen. Zur vertieften Darstellung der individuellen Wahrnehmung des Projektes und seiner Erfolge unter den ÜL und EA wurden Bildkarten herangezogen, die das Berichten insbesondere über emotionale Themen erleichtern. Ein Ist-Soll Abgleich zur Rollen- und Aufgabenverteilung innerhalb der FjG-Gruppe insbesondere zwischen ÜL und EA zeigte die Strukturen innerhalb der Gruppe auf.

Evaluierungsergebnisse und Empfehlungen

Ergebnisse

Die Evaluierungsergebnisse zeigen, dass das Projekt gut in die Gesamtstrukturen von Exil e.V. eingebettet ist und Synergien zwischen FreiZeit für junge Geflüchtete und anderen Aktivitäten und Angeboten des Vereins geschaffen werden. Besonders wichtig sind Verweise auf die Projektangebote in Beratungsterminen, die der Verein anbietet. Derzeit agiert FreiZeit für junge Geflüchtete als weitgehend eigenständige und autonome Projektgruppe. Diese Autonomität hat für die Mitarbeiter*innen einige Vorteile, führt allerdings auch dazu, dass vor allem die Übungsleiter*innen viel Verantwortung und viele Organisations- und Koordinationsaufgaben übernehmen (müssen). Gleichzeitig erholt sich der Kreis der Ehrenamtlichen der Gruppe noch von Einschnitten in Folge der Covid-19-Pandemie und der Restriktionen, die die Umsetzung von Projektaktivitäten unmöglich machten. Viele Ehrenamtlichen haben die Gruppe in dieser Zeit verlassen.

Trotz kleinerer Schwierigkeiten bezüglich der Kapazitäten der Gruppe setzen alle Mitarbeiter*innen die Aktivitäten für Kinder und Jugendliche hoch motiviert um. Dieses Engagement wird von allen Gesprächspartner*innen als sehr relevant eingestuft und gelobt. Über die positiven Effekte für die Kinder und Jugendlichen hinaus, die eine wichtige Ablenkung in ihrem zumeist tristen Alltag in den Unterkünften erfahren, hat sich FreiZeit für junge Geflüchtete in Osnabrück als Exils Leuchtturmprojekt etabliert und wird unter anderem dazu genutzt, auf die schwierige Situation von Geflüchteten aufmerksam zu machen.

Empfehlungen

Aus den Evaluierungsergebnissen lassen sich Empfehlungen für verschiedene involvierte Akteur*innen ableiten und zwar die Mitarbeiter*innen von FreiZeit für junge Geflüchtete, von Exil e.V. und von terre des hommes. Die Empfehlungen an die Mitarbeiter*innen der FjG-Gruppe befassen sich zu großen Teilen mit zwei Kernthemen: erstens die Kapazitäten, Rollen und Aufgaben innerhalb der Gruppe und zweitens die Erweiterung oder Anpassung der Projektaktivitäten. Für die Projektaktivitäten ist zum Beispiel zu empfehlen, dass vermehrt ganze Familien aus der LAB angesprochen werden, gemeinsam mit ihren Kindern an den Aktivitäten teilzunehmen oder eine Strategie zur Ansprache von Jugendlichen zu entwickeln. Eine zentrale Empfehlung für Exil als Trägerverein des Projekts ist die Einrichtung einer Koordinationsstelle, die die Projektmitarbeiter*innen entlastet. Für terre des hommes wird es eine wichtige Hilfestellung sein, eine solche Stelle mitzufinanzieren.

Das Team Deutschland und Europa von terre des hommes wird gemeinsam mit Exil e.V. und der Projektgruppe daran arbeiten, diese Empfehlungen zielführend umzusetzen.