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Sklaverei in Mode

terre des hommes organisiert parlamentarischen Abend zum Thema menschenwürdige Arbeitsbedingungen in der indischen Textilindustrie

Der südindische Bundesstaat Tamil Nadu ist einer der größten Textilstandorte der Welt, der rund 2,2 Millionen Menschen beschäftigt. Darunter sind 300.000 Mädchen und junge Frauen, die vor allem in Baumwollspinnereien wie Sklavinnen schuften: Sie leisten exzessive Überstunden, verdienen nicht einmal den Mindestlohn und sind durch Knebelverträge für Jahre gebunden. Wohnen in unzumutbaren Unterkünften, Schikanen und sexuelle Belästigung durch männlichen Vorgesetzte gehören zum Alltag.

terre des hommes konnte bereits 40.000 Mädchen aus dieser modernen Form der Sklaverei befreien: Sie gehen wieder zur Schule oder absolvieren eine Berufsausbildung. Zudem hat terre des hommes mit dem Projektpartner, der indischen Menschenrechtsorganisation Care-T, einen Verhaltenskodex für Spinnereien entwickelt und fordert Spinnereien und deren Interessenvertretungen in Tamil Nadu auf, umgehend Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiterinnen zu verbessern. Bei einem parlamentarischen Abend im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin diskutierte terre des hommes, ob ein Sorgfaltspflichtengesetz helfen könnte: Das Entwicklungsministerium und das Ministerium für Arbeit und Soziales wollen in den nächsten Wochen Eckpunkte für ein solches Lieferkettengesetz vorlegen.

Cornelia Heydenreich vertrat die Initiative Lieferkettengesetz, die auch terre des hommes unterstützt: »Ein Lieferkettengesetz hätte vorbeugende Wirkung, denn Unternehmen müssen im Vorfeld menschenrechtliche Risiken analysieren und sie müssen wirksame Maßnahmen ergreifen, um Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung zu vermeiden. Bei Verstößen muss ein Unternehmen zur Verantwortung gezogen werden können.«

Dr. Johannes Merck von der Otto Group betonte, dass freiwillige Initiativen, wie etwa das Textilbündnis oder der Bangladesh Fire and Safety Accord »schneller und praxisnäher« handeln und für ihre Mitglieder durchaus verbindliche Standards setzen. »Wir brauchen den gesellschaftlichen Druck, um gesetzliche Regelungen gegen Ausbeutung zu schaffen«, sagte Merck und nannte ein Lieferkettengesetz eine »vernünftige Option«.

Katharina Dröge, Bundestagsabgeordnete und wirtschaftspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen betonte, dass immer mehr Unternehmen in einem Lieferkettengesetz auch eine Chance sehen: »Dann sind alle in der Pflicht, nicht nur die, die sich bereits jetzt engagieren.« Dröge verwies auf die Notwendigkeit einer europäischen Lösung. Frankreich, die Niederlande und Finnland haben bereits Lieferkettengesetze oder diskutieren Entwürfe. »Deutschland war bisher eher ein Bremser. Es wäre gut, wenn die Bundesregierung während ihrer EU-Ratspräsidentschaft in diesem Jahr eine europäische Regelung fördern würde.«

terre des hommes-Botschafterin Margot Käßmann, die im November 2019 Tamil Nadu besucht hat, betonte die Bedeutung der Stärkung der indischen Frauen, die dabei unterstützt werden müssten, ihre Rechte gegenüber den Fabrikbesitzern einzuklagen. P.E. Reji, terre des hommes-Mitarbeiter in Indien, verwies darauf, dass ein Boykott von Textilien keine Lösung für die Arbeiterinnen wäre: »Wir brauchen faire Arbeitsbedingungen.«

Weitere Informationen:

 

11.02.2020

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