Gewaltfreie Räume für Kinder
von Antonia Montanus
Montreal ist einer der gefährlichsten Stadtteile von El Salvadors Hauptstadt San Salvador. Das Viertel liegt genau zwischen zwei Gebieten rivalisierender Banden, die sich bekämpfen. Es geht um Drogenhandel, Gewalt, Kriminalität. Für die Kinder und Jugendlichen des Viertels stellt sich die Herausforderung, ihre Freizeit sicher zu gestalten und die Gewalt aus ihrem Alltag herauszuhalten.
In Montreal arbeitet CINDE, eine Organisation, die von der Gemeinschaftsstiftung terre des hommes unterstützt wird. Die Mitarbeiter des Vereins haben das Ziel, für Kinder und Jugendliche, die einem besonderen Gewaltrisiko ausgesetzt sind, gewaltfreie und sichere Orte zu schaffen. In den drei Jugendzentren von CINDE gibt es Hausaufgabenhilfe, Tanz- und Theaterkurse und kulturelle Aktivitäten. Dabei erhalten Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, ihre eigenen gewaltfreien Räume zu gestalten. Ein wichtiger Bestandteil der Projektarbeit ist, die Eltern der Kinder und Jugendlichen einzubinden.
Auch die 15-jährige Andrea lebt im Viertel Montreal. Sie ist ein aufgewecktes, offenes Mädchen. Das war nicht immer so. »Früher«, erzählt sie, »war ich schüchtern und hatte in der Schule schlechtere Noten. Aber ich habe mich verändert.« Und das liege vor allem an der Teilnahme am Angebot von CINDE. Inzwischen übernimmt sie in den Zentren mehr und mehr Aufgaben. Unter anderem gestaltet und koordiniert sie die Angebote für Jugendliche, beispielsweise einen Tanzkurs.
Für die Kinder und Jugendlichen des Viertels sind die CINDE-Zentren mehr als ein Ort zum Hausaufgaben machen und Spielen: Für viele ist es eine Art Zufluchtsort, an dem sie nicht mit ihren Problemen von zu Hause konfrontiert sind. Häusliche Gewalt, Vernachlässigung, Eltern, die keinen sozialen und emotionalen Halt geben können, sind oft Teil der Realität der Kinder. Die Jugendzentren bilden dazu ein Gegengewicht. Hier bekommen Mädchen und Jungen persönliche Aufmerksamkeit. Sie können mit Gleichaltrigen spielen, übernehmen Verantwortung, und sie lernen, Konflikte gewaltfreie zu lösen.
Maribel ist die Leiterin des Projektes. »Früher gab es hier für die Kinder und Jugendlichen des Viertels niemanden, der sie in ihrer persönlichen, emotionalen und kreativen Entwicklung gefördert hätte. Hier setzen wir mit unserer Arbeit an.« Beispielsweise klärt CINDE Kinder darüber auf, welche Rechte sie haben und wie sie diese wahrnehmen können. Dazu gehört auch das Recht auf Partizipation, also wie Kinder ihre Interessen und Bedürfnisse in gesellschaftliche Prozesse einbringen können. Bei CINDE bekommen Kinder die Chance, neue Fähigkeiten zu entwickeln, und sie sehen eine Alternative zu ihrem gewalttätigen Umfeld, wie Vilma, Mutter von zwei Kindern, erklärt. Ihr 15-jähriger Sohn habe durch die Teilnahme an dem Projekt gelernt, besser zu kommunizieren. Inzwischen könne er gut vor einer Gruppe von Leuten sprechen. Sie erzählt stolz, dass er gerne bei CINDE weitermachen und Teil des Teams werden möchte, sich für andere Kinder stark machen möchte. Auch Andrea will bei CINDE vor allem anderen Kindern helfen – damit ist die Arbeit von CINDE auch eine Investition in die Zukunft.
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