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»Ein Mensch hat keine Behinderung, er wird behindert«

Als Gonzalo Motta sein Praktikum bei Volkswagen antrat, war er einer der ersten Praktikanten mit geistiger Behinderung in einem Industrieunternehmen im argentinischen Córdoba. »Mein Vater arbeitete in dem Werk«, erzählt der heute 38-Jährige, der das Downsyndrom hat.

Damals gab es zwar ein Programm, das Kindern von Beschäftigten Einstiegsmöglichkeiten bot. »Ich hätte mir aber nie vorstellen können«, so Gonzalos Vater rückblickend, »dass Gonzalo in einem Unternehmen mit einer so anspruchsvollen Ausbildung arbeiten könnte.« Gonzalo wurde schließlich ein Kollege seines Vaters – und arbeitet noch heute dort. Großen Anteil daran haben seine Eltern, die seine Stärken von Beginn an förderten und auch das Projekt APADIM, das von terre des hommes gemeinsam mit der Volkswagen Belegschaftsstiftung unterstützt wird.

Chancen für Kinder mit Behinderung

APADIM arbeitet seit vielen Jahren dafür, Menschen mit Behinderung Zugang zu ihren Rechten zu verschaffen. Das ist in Argentinien dringend notwendig. 86 Prozent der Menschen mit Behindertenausweis sind dort arbeitslos. In Deutschland sind es zwölf Prozent. Das Leitbild von APADIM: Ein Mensch hat keine Behinderungen, sondern er wird behindert. Daher hat APADIM in Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium einen integrativen Lehrplan entwickelt. Er ermöglicht es Kindern mit Behinderung, auf Regelschulen zu gehen oder an Förderschulen einen staatlich anerkannten Abschluss zu machen. APADIM begleitet sie dabei. Beispielsweise unterstützen APADIM-Mitarbeiter*innen an einer Regelschule 27 Kinder mit Behinderung im Schulalltag. Gleichzeitig können 120 Jugendliche mit Behinderung bei APADIM eine Ausbildung machen, zum Beispiel in Bäckerei, im Druck- oder im Kunsthandwerk. Gonzalo absolvierte bei APADIM eine Druckerausbildung und verschaffte sich so das nötige Rüstzeug und das Selbstvertrauen, um später bei VW zu bestehen.

Neben der beruflichen Ausbildung stärkt APADIM die Jugendlichen im Projekt darin, ihre Rechte zu kennen und für sie eintreten. Daher gehören zum dreijährigen Ausbildungsprogramm Workshops zu Bürger- und Arbeitnehmerrechten. APADIM hat das Ziel, dass Inklusion selbstverständlich wird und alle Kinder ein Leben in Würde führen können, unabhängig von körperlichen Eigenheiten. Gonzalo ist ein Beispiel für die erfolgreiche Arbeit von APADIM. Nach Feierabend geht er schwimmen oder spielt Theater in einer Theatergruppe, die aus Schauspieler* innen mit und ohne Behinderung besteht. Und seine Verlobte Trini, mit der er seit vielen Jahren zusammen ist, möchte er demnächst heiraten.

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