Gegen ausbeuterischen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie
Ausgangssituation
Rund 260.000 Frauen und Mädchen arbeiten im südindischen Tamil Nadu im sogenannten Sumangali-System, vor allem in Spinnereien. Dafür werden gezielt Mädchen zwischen 14 und 23 Jahren aus armen Familien rekrutiert mit dem Versprechen einer Bonuszahlung am Ende der Vertragszeit. Dadurch sind die Mädchen an Arbeitgeber gebunden und geraten in sklavenähnliche Arbeitsverhältnisse. Sie werden von Freunden und Familie isoliert und schuften für einen Hungerlohn. Viele werden um die Bonuszahlung betrogen. Aufgrund hoher Überstunden und schlechter Versorgung leiden Mädchen unter Mangel- und Unterernährung, chronischen Erkrankungen der Atemwege und Depressionen. Viele werden von Aufsehern sexuell missbraucht. Obwohl die Knebelverträge und die extrem ausbeuterischen Arbeitsbedingungen illegal sind, bleiben Behörden und Politik untätig.

Die terre des hommes-Partnerorganisation
Care-T (Community Awareness Research Education Trust) engagiert sich seit 15 Jahren gegen Ausbeutung und Kinderarbeit in den Zulieferbetrieben der Textilindustrie in Tamil Nadu.
Maßnahmen und Wirkungen
Das Projekt arbeitet seit 2014 an der Abschaffung des Sumangali-Systems. Das geschieht auf drei Ebenen: In zwölf betroffenen Landkreisen hat Care-T Zentren eingerichtet, in denen die Mädchen medizinisch und psychologisch betreut werden, eine Schule besuchen oder Ausbildung absolvieren können und Rechtsberatung erhalten. Care-T klärt Familien, Lehrer und lokale Autoritäten über die menschenverachtenden Auswirkungen des Sumangali-Systems auf und ermöglicht den Familien den Zugang zu staatlichen Sozialprogrammen. Bis heute konnten über 30.000 Mädchen aus dem Sumangali-System befreit werden.
Herausforderungen und Planung
Zwar gelten in Zulieferbetrieben indische Gesetze und internationale Verhaltenscodices zur Einhaltung sozialer Mindeststandards. Dies greift aber nicht in Betrieben, die in vorgelagerten Stufen der Lieferkette produzieren und keine direkten Geschäftsbeziehungen zu internationalen Handelsunternehmen haben. Das Projekt bringt Mitgliedsunternehmen von Spinnereiverbänden, Textilexporteure und deutsche und europäische Textilunternehmen in einem Multi-Stakeholder-Dialog zusammen, um die bereits bestehenden Richtlinien zu Rekrutierungs- und Arbeitsbedingungen zu erweitern und zu verankern.
Das Projekt wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der C & A Foundation unterstützt.