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»Ich verlasse unser Versteck so gut wie nie.«

 

Während tausende Ortskräfte und Menschenrechtsaktivist*innen in Afghanistan in Angst leben, plant die Bundesregierung, die Mittel für das Aufnahmeprogramm zu kürzen. Eine Frauenrechtsaktivistin, die anonym bleiben muss, hat mit uns über ihre dramatische Situation vor Ort gesprochen.

 

 

Du bist derzeit untergetaucht und lebst unter sehr schwierigen Bedingungen. Wie sieht deine aktuelle Situation aus?

Die Situation ist extrem belastend. Ich habe mein Zuhause verlassen und lebe an einem geheimen Ort, um mich und meine Familie vor den Taliban zu schützen. Als Frauenrechtsaktivistin habe ich mich stark für Frauen eingesetzt, die Gewalt erlitten haben, und das hat mich zur Zielscheibe gemacht.
 

Welche Sicherheitsmaßnahmen hast du getroffen, um dich zu schützen?

Ich habe mein Haus gewechselt, meine Telefonnummer geändert und verlasse unser Versteck so gut wie nie. Wir wissen, dass die Taliban ein Netzwerk in der Stadt haben, das darauf abzielt, Aktivist*innen zu finden und zu verhaften.
 

Was hat dich dazu veranlasst, dich vor den Taliban zu verstecken?

Es gibt mehrere Gründe. Vor der Machtübernahme der Taliban habe ich Frauen unterstützt, die unter Gewalt litten, oft von Verwandten, die Taliban-Mitglieder waren. Nachdem die Taliban die Kontrolle übernommen hatten, suchten sie gezielt nach mir und meiner Familie. Zudem gibt es viele Berichte über die Misshandlung von Frauenrechtsaktivistinnen durch die Taliban, die mir große Sorgen bereiten.

Was hast du vor der Machtübernahme der Taliban für Frauenrechte getan?

Ich war in verschiedenen Programmen aktiv, um Kinder und Frauen vor Gewalt zu schützen und ihre Rechte zu fördern. Dazu gehörten Aufklärungskampagnen gegen die Rekrutierung von Kindersoldaten durch die Taliban und Unterstützung für Frauen in Not.

 

Die Bundesregierung plant das Aufnahmeprogramm für gefährdete Afghan*innen zu reduzieren. Was denkst du darüber?

Das wäre eine Katastrophe. Eine Reduzierung des Programms könnte bedeuten, dass weniger Menschen aus Afghanistan gerettet werden und die Taliban ermutigt werden, ihre Unterdrückung weiter zu verschärfen. Es ist entscheidend, dass Deutschland seine Unterstützung aufrechterhält.
 

Was wünschst du dir von den Menschen in Deutschland?

Ich bitte die Menschen und die Regierung in Deutschland, die Medienberichte über die Lage der Frauenrechtsaktivistinnen und Frauen in den Taliban-Gefängnissen ernst zu nehmen. Ihre Unterstützung ist unsere einzige Hoffnung auf Sicherheit und eine gerechtere Welt.

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