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Hope and Hardship

Kinderarbeitsreport 2025

Kinderarbeit im Kleinbergbau


Lalli*, ein 13-jähriges Mädchen aus Indien, geht nicht zur Schule. Stattdessen arbeitet sie täglich vier Stunden in einer Mine und begleitet ihre Mutter beim Wasserholen. Davor und danach erledigt sie Aufgaben im Haushalt, kocht Essen oder spült Geschirr. 


Weltweit arbeiten rund 138 Millionen Kinder – fast 54 Millionen, wie Lalli, unter gefährlichen Bedingungen. Die Arbeit von Kindern und Jugendlichen im sogenannten Kleinbergbau wird dabei seit Langem als »schlimmste Form der Kinderarbeit« bezeichnet. Kinder arbeiten in engen Schächten unter Tage, heben Gruben aus, schaffen Wasser heran, durchsieben Schlamm nach wertvollen Mineralien. Die Rohstoffe, die sie fördern, landen in Produkten, die wir täglich nutzen: in Smartphones, Autos, Computern, Kosmetik und vielen weiteren Konsumgütern.


Hoffnung und Herausforderung: Die Perspektive arbeitender Kinder


Wie sieht das Leben der arbeitenden Kinder und ihrer Gemeinschaften aus? Wie schauen sie selbst auf ihre Situation? Welche Arbeiten müssen sie übernehmen? Was würde ihnen aus ihrer Perspektive helfen? Für den Kinderarbeitsreport 2025 »Hoffnung und Herausforderung: Die Perspektive von Kindern auf ihre Arbeit und ihr Leben im Kleinbergbau« hat Terre des Hommes diese Fragen untersucht und in den aktuellen politischen und wissenschaftlichen Kontext eingeordnet.

In Bolivien, Indien und Simbabwe haben uns dazu rund 200 arbeitende Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 18 Jahren von ihrem Leben und ihrer Arbeit im Kleinbergbau berichtet. Ihre Antworten zeigen: Die Arbeit ist hart, oft gefährlich, von Entbehrungen geprägt – und dennoch sind viele stolz darauf, ihre Familien unterstützen und neue Fähigkeiten erlernen zu können. Viele lehnen pauschale Verbote ab, da Armut sie zur Arbeit zwingt und Alternativen fehlen. Sie fordern stattdessen entschieden bessere Arbeitsbedingungen, mehr Schutz und Respekt seitens der Erwachsenen sowie den Zugang zu Bildung. 

»Ich arbeite, weil mein Vater mir kein Geld für mein Studium gibt, und ich kann es nur fortsetzen und meine Ziele erreichen, wenn ich arbeite.«
Junge, 16 Jahre | Bergarbeiter in Bolivien
»Arbeiten bedeutet, dass ich eine eigene Familie gründen kann [...]. Es reizt mich, Geld zu verdienen, weil ich damit Essen und Kleidung kaufen kann.«
Mädchen, 16 Jahre | Arbeiterin in einer Chrommine in Simbabwe

Was würde das Leben von Kindern im Kleinbergbau erleichtern?


Viele Kinder haben bei unserer Recherche betont, dass sie nur mit dem Erlös aus ihrer Arbeit den Schulbesuch finanzieren können. Wir brauchen daher realistische Lösungen, die Kinder schützen und ihnen Perspektiven eröffnen:

  • Kinder, Jugendliche und ihre Gemeinschaften wünschen sich sozioökonomische Unterstützung – Armutsbekämpfung, Zugang zu besseren, kostenlosen öffentlichen Dienstleistungen und die Möglichkeit, ihre Ausbildung so lange fortzusetzen, wie sie es wünschen.
  • Arbeitende Kinder sind oftmals gegen ein Verbot ihrer Arbeit: Sie fordern im Gegenteil eine bessere Regulierung, Unterstützung für bessere und sicherere Arbeitsbedingungen, bessere Löhne und vor allem Respekt.
  • Damit schließen sie sich den Forderungen nach einer Formalisierung und Regulierung sowohl des Kleinbergbaus als auch der sonstigen Arbeit von Kindern und Jugendlichen im Allgemeinen an.
»Die Ausbeutung von Kindern im Kleinbergbau muss aufhören. Ein pauschales Verbot von Kinderarbeit im Kleinbergbau würde allerdings zu kurz greifen und die Not der Familien noch verschärfen. «
Joshua Hofert Vorstand Kommunikation und Vorstandssprecher

Entscheidend ist, dass die staatlichen Behörden und Institutionen das Verbot ausbeuterischer Kinderarbeit konsequent durchsetzen.

Auf internationaler Ebene fordern wir die politische Durchsetzung der EU-Lieferkettenrichtlinie, so dass Unternehmen zu menschenrechtlicher Sorgfalt entlang der gesamten Lieferkette verpflichtet werden. Das ist besonders wichtig, weil gerade Kinder am Anfang globaler Lieferketten unter gefährlichen Bedingungen arbeiten müssen. 

Politik und Unternehmen müssen dafür sorgen, dass Ausbeutung gestoppt wird und Kinder allenfalls durch leichte und unschädliche Tätigkeiten ihre Familien unterstützen und ihre Schullaufbahn oder Ausbildung fortsetzen können.


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Das Wort Kleinbergbau (engl. artisanal and small-scale mining (ASM), auch: handwerklicher Bergbau) beschreibt den Abbau von mineralischen Rohstoffen mit einfachen Mitteln, meist mit Handwerkzeugen und unter geringem Einsatz von Maschinen. 

*Name geändert

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