Mehr Mittel für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit!
Terre des Hommes und 15 weitere Organisationen fordern eine Kurskorrektur für den Bundeshaushalt 2026: Sie appellieren an den Haushaltsausschuss, die Mittel für humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit aufzustocken, statt zu kürzen.
Wenige Tage vor der Bereinigungssitzung für den Bundeshaushalt 2026 warnen Terre des Hommes und 15 weitere zivilgesellschaftliche Organisationen vor weiteren Einschnitten bei Entwicklungszusammenarbeit und humanitärer Hilfe. In einem Appell fordern sie, den Haushaltsentwurf anzupassen, damit Deutschland seiner globalen Verantwortung gerecht wird.
Die Organisationen kritisieren, dass die geplanten Kürzungen den Zielen widersprechen, die sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag und im Hinblick auf die Agenda 2030 gesetzt hat, nämlich Armut, Hunger und Ungleichheit zu bekämpfen und die humanitäre Hilfe für Menschen in Not zu stärken. Dem entgegen sende Deutschland mit den Kürzungen ein Signal des Rückzugs und schwäche seine Position als international verlässlicher Partner.
Das Budget für humanitäre Hilfe beim Auswärtigen Amt (AA) liegt derzeit bei lediglich rund einer Milliarde Euro – das sind nur noch 0,2 Prozent des Bundeshaushalts. Bei den Haushaltskonsolidierungen spielen diese Mittel kaum eine Rolle. Für zahlreiche Menschen weltweit ist die humanitäre Hilfe aus Deutschland jedoch existentiell. Hinzu kommt, dass die Mittel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bereits das vierte Jahr in Folge gekürzt werden. Der Etat soll im Vergleich zu 2022 um ein Drittel, auf 9,9 Milliarden Euro, sinken.
Weil auch andere große Geberländer ihre Mittel drastisch kürzen, müssen humanitäre Organisationen in den Empfängerländern schon jetzt stark priorisieren. Laut UN-OCHA sind weltweit rund 300 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Wegen der globalen Kürzungen sollen jedoch nur noch 114 Millionen Menschen in akuter Not versorgt werden. Wenn Deutschland diesen gefährlichen Trend durch weitere Einsparungen verstärkt, werden immer mehr Menschen in Krisen allein gelassen. Ihr Recht auf Nahrung, Gesundheit, Bildung und Wohnen wird ihnen faktisch verwehrt.
Deutschland muss handlungsfähig bleiben
Angesichts dieser Entwicklungen begrüßen die Organisationen die politischen Zusagen für die Unterstützung der Menschen im Gazastreifen. Zugleich fordern sie, dass andere Krisenregionen nicht in den Hintergrund rücken dürfen. Wenn Hilfe ausbleibt, verschärfen sich Konflikte – etwa in Syrien, im Sudan, aber auch in Burkina Faso, Mali oder Somalia. Es liegt im Interesse Deutschlands und Europas, das zu verhindern.
Ohne ausreichende Mittel verliert Deutschland an Glaubwürdigkeit und Vertrauen als internationaler Partner. Zugleich wird seine Fähigkeit, Menschenrechte zu schützen und zu fördern, erheblich geschwächt. Auch strategische Wirtschaftspartnerschaften mit Ländern des Globalen Südens, wie sie das BMZ in seinem neuen Aktionsplan anstrebt, brauchen einen handlungsfähigen Haushalt.
Das NGO-Bündnis fordert daher konkret, für den Haushalt 2026 2,5 Milliarden Euro für humanitäre Hilfe bereitzustellen und die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit mindestens auf dem Stand von 2024 in Höhe von 11,2 Milliarden Euro zu halten.
Protestaktion vor dem Bundestag
Um ihrer Forderung öffentlich Nachdruck zu verleihen, protestierten die im Bündnis #LuftNachOben zusammenarbeitenden Organisationen am Montag, 10. November, mit einem riesigen Bumerang vor dem Bundestag. Die Botschaft der Protestaktion lautet: Die Haushaltskürzungen von heute kommen morgen als Krisen zurück – wie ein Bumerang. Hinter #LuftNachOben steht eine Gruppe entwicklungspolitischer und humanitärer Nichtregierungsorganisationen, die sich gemeinsam für Investitionen zur Bekämpfung von Armut, Hunger und Ungleichheit wie auch zur Stärkung des humanitären Systems einsetzen.
Hintergrundinformationen
Zwischen 2022 und 2025 sank das Budget des BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) von 13,8 auf 10,3 Milliarden Euro. Für 2026 wird ein Etat von 9,94 Milliarden verhandelt. Die Mittel für humanitäre Hilfe des AA (Auswärtiges Amt) wurden für 2025 um mehr als 50 Prozent gekürzt, von 2,49 auf 1,05 Milliarden Euro. Dieses niedrige Niveau soll beibehalten werden.
Im Juli 2025 schätzte das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Hilfe (OCHA), dass weltweit rund 300 Millionen Menschen Unterstützung brauchen. Wegen knapper Budgets und des Rückzugs wichtiger Geberländer gilt im Rahmen des »Humanitarian Reset« jedoch nun eine starke Priorisierung: Nur noch 114 Millionen Menschen in akut lebensbedrohlichen Notlagen sollen versorgt werden. In Ländern wie etwa Mali, Burkina Faso oder Somalia sollen nach aktueller Planung nur noch 33 bis 46 Prozent der Bedürftigen Unterstützung erhalten.