Mexiko: Ein neues Zuhause für Mädchen und junge Frauen

“Ipoderac ist für mich ein Ort, an dem ich vor vielen schlimmen Dingen sicher sein kann”, sagt Elisabeth. Die 14-Jährige ist froh, endlich Sicherheit und Geborgenheit gefunden zu haben. Seit Mitte letzten Jahres lebt sie in dem Kinder- und Jugendheim in Atlixco nahe der Stadt Puebla.

Das Projekt bietet 72 Mädchen und jungen Frauen ein neues Zuhause. Wo sie herkommen und was sie erlebt haben, darüber sprechen die meisten nicht gern. Viele von ihnen haben sexualisierte Gewalt erfahren, mussten ihre Familien verlassen, lebten bereits auf der Straße oder sind Waisen. Bei Ipoderac können sie ihre schwierige Vergangenheit bewältigen und sich eine Zukunftsperspektive schaffen.

Eine Voraussetzung dafür sind Schule und Ausbildung. Ipoderac kooperiert mit neun Schulen in der Gemeinde. Einige der Mädchen, die neu ins Heim kommen, können direkt an einer Regelschule anfangen. Doch es gibt immer wieder Kinder und Jugendliche, die viel Stoff nachholen müssen oder viel Unterstützung brauchen, um im Unterricht zurechtzukommen. Die Jugendlichen helfen sich untereinander und treffen sich regelmäßig zu Gesprächsrunden, um sich über Erfolge und Schwierigkeiten auszutauschen. Ihre oft tief sitzenden Traumata arbeiten sie gemeinsam mit ausgebildeten Fachkräften in Gruppen- und Einzelsitzungen auf.

Ipoderac, das von der Volkswagen Belegschaftsstiftung unterstützt wird, möchte die jungen Frauen darin stärken, später auf eigenen Beinen zu stehen. Sie nehmen an Bewerbungstrainings teil und erhalten Berufsberatung und Unterstützung bei der Arbeitsplatzsuche. Und sie können direkt auf dem Gelände eine Ausbildung machen: Die projekteigene Molkerei, die Tischlerei oder die kleine Seifenfabrik bieten zahlreiche Arbeits- und Fortbildungsmöglichkeiten. Wichtig ist, dass die Jugendlichen selbst
entscheiden, was sie machen möchten. Wer hier nichts Passendes findet, kann sich auch eine Ausbildung in einem Unternehmen in Atlixco suchen. “Ich habe hier ein Zuhause und einen Raum gefunden, in dem ich über meine Zukunft nachdenken kann”, erzählt Elisabeth. “Hier habe ich viele Dinge, die ich vorher nicht hatte. Dies ist ein sehr schöner Ort, der mir die Möglichkeit gibt, zu studieren und vor allem zu leben. Ich fühle mich hier glücklich.”