Zum Inhalt springen

»Ich bin eine unabhängige, alleinerziehende Mutter«

Simbabwe: Einsatz gegen die Gewalt an Mädchen

Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist in den Dörfern des Distrikts Mazowe weit verbreitet. Ihre finanzielle Abhängigkeit zwingt viele Frauen dazu, täglich Beleidigungen und Schläge zu ertragen. Terre des Hommes und die Organisation “Musasa” unterstützen die Frauen und ihre Kinder auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben.

“An meine Kindheit erinnere ich mich ungern. Meine Familie war sehr arm, mein Vater gewalttätig. Unzählige Male habe ich mitbekommen, wie er meine Mutter verprügelte”, erinnert sich die 23-jährige Chido. "Ich war in der sechsten Klasse, als er mir sagte, dass ich nicht mehr zur Schule gehen darf, weil er es sich nicht leisten könne. Als ich noch ein Teenager war, brachte mein Vater einen Fremden mit nach Haus und befahl mir: ›Diesen Mann wirst du heiraten!‹ Da lief ich weg zu meinem Freund. Aber als ich von ihm schwanger wurde, ließ er mich sitzen.

Ihre Unterstützung für starke Kinder!

Allein war es schwer, das Kind durchzubringen. Deshalb heiratete ich einen anderen Mann und bekam noch ein Kind. Nach der Heirat begann er sich zu beschweren, dass mein erstes Kind eine Last für ihn sei. Er vernachlässigte und misshandelte es. Wenn ich dazwischenging, schlug er auch mich. Eines Tages verprügelte er mich so heftig, dass ich mit beiden Kindern davonlief."

Zum Glück bot die Frauenorganisation Musasa zu dieser Zeit in Chidos Dorf einen Gesprächskreis an. Chido nahm daran teil und schnell keimte Hoffnung in ihr auf: “Die Mitarbeiterinnen von Musasa berichteten von ihrer Arbeit für Frauen mit Gewalterfahrung. Mir kamen beim Zuhören die Tränen: Ich wusste, dass ich zum ersten Mal Menschen gefunden hatte, die bereit sein würden, sich meine Geschichte anzuhören und mir zu helfen.” 

Mit der Unterstützung von Musasa beantragte Chido Unterhalt für ihr zweites Kind – und bekam recht. Außerdem nahm sie an einem Workshop für Frauen teil, der ihr unternehmerische Grundlagen vermittelte und sie ermutigte, ihr eigenes Start-up zu gründen. 

Mit einer Starthilfe von 50 US-Dollar machte sie sich als Bohnen-Anbauerin selbstständig. Mit dem Gewinn aus dem Verkauf der Bohnen baute Chido ein kleines Haus und sorgt nun eigenständig für ihre Kinder. "Ich bin jetzt eine unabhängige, alleinerziehende Mutter", so Chido stolz.

Das Leben selbst in die Hand nehmen

Die Terre des Hommes-Partnerorganisation Musasa hilft Mädchen und Frauen wie Chido. Im Schutzhaus können sie vorübergehend wohnen, werden medizinisch versorgt, bekommen psychosoziale Unterstützung und rechtliche Beratung. Weiterbildungsangebote bieten ihnen die Chance, ihr eigenes kleines Unternehmen zu gründen. Um zu verhindern, dass es überhaupt zu häuslicher Gewalt, Teenager-Schwangerschaften und risikoreichen Abtreibungen oder erzwungenen Ehen kommt, arbeitet Musasa in den Dörfern zudem mit Jugendgruppen zusammen. Deren Mitglieder sorgen dafür, dass Gewalt gegen Mädchen und Frauen als das wahrgenommen wird, was es ist: ein Verbrechen, das verurteilt und bestraft werden muss.