Afghanische Familien in Pakistan gefährdet - trotz Aufnahmezusage für Deutschland
17.01.2025 - In Pakistan warten derzeit über 3.000 Afghaninnen und Afghanen auf die Ausstellung ihrer Visumspapiere für die Ausreise - obwohl sie bereits Aufnahmezusagen für Deutschland erhalten haben. Unter ihnen sind ehemalige Ortskräfte, die mit deutschen Einsatzkräften zusammengearbeitet haben und denen nun erhebliche Gefahren für Leib und Leben drohen.
Grund für die lange Wartezeit ist, dass Sicherheitsprüfung und Visumserteilung seitens der Bundesrepublik häufig mehrere Monate dauern. Zu lang, denn in der letzten Woche begannen pakistanische Sicherheitsbehörden, die Betroffenen nach Afghanistan abzuschieben.
In der Folge sind die Menschen in großer Angst, viele verlassen ihre Unterkünfte nicht mehr, eine junge Frau berichtet:
»Die Ungewissheit, der wir ausgesetzt sind, hat schmerzhafte Erinnerungen an die dunklen Tage in Kabul zurückgebracht. Nach Afghanistan zurückzukehren, ist eine Entscheidung für den Tod. Für uns ist allein die Vorstellung die Hölle – eine ungewisse Zukunft voller extremer Gefahren, die weder Leben, noch Arbeit, noch Sinn bietet.«
Gemeinsam mit anderen Organisationen hat Terre des Hommes deshalb am 13.01.2025 einen Appell an das Auswärtige Amt gerichtet:
Appell an das Auswärtige Amt:
Schnellere Visa-Bearbeitung für afghanische Flüchtlinge in Pakistan mit Aufnahmezusage für Deutschland
In Pakistan warten derzeit über 3.000 Afghaninnen und Afghanen mit einer Aufnahmezusage für Deutschland auf die Ausstellung ihrer Visumspapiere für die Ausreise nach Deutschland. Die Sicherheitsprüfung und Visumserteilung dauern häufig mehrere Monate. Zu lang, denn in der letzten Woche begannen pakistanische Sicherheitsbehörden die Betroffenen nach Afghanistan abzuschieben. Darunter sind auch ehemalige Ortskräfte, denen in Afghanistan erhebliche Gefahren für Leib und Leben drohen. Die deutschen Behörden sind in der Verantwortung, die Schutzsuchenden zeitnah aus der Gefahrenzone auszufliegen.
Deutschland muss seiner Verantwortung gegenüber diesen Menschen, die sich in Afghanistan für westliche Werte eingesetzt haben, gerecht werden. Die Betroffenen haben im Vertrauen auf die erteilten Aufnahmezusagen nicht nur Hab und Gut hinter sich gelassen, sondern müssen bei einer Rückkehr nach Afghanistan mehr denn je um ihr Leben fürchten.
Die unterzeichnenden Organisationen dieses Appells fordern deswegen die beschleunigte Bearbeitung der Visaanträge und Durchführung der Sicherheitsprüfung, um weitere Abschiebungen von Afghaninnen und Afghanen mit erteilter Aufnahmezusage für Deutschland zu verhindern.
Unterzeichnende Organisationen:
- Afghan Women Activists Coordinating Body (AWACB)
- Artistic Freedom Initiative (AFI)
- ArtLords
- Bayerischer Flüchtlingsrat
- Bundesweite Arbeitsgemeinschaft Psychosozialer Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer (BAfF e.V.)
- Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen (BHFI)
- Climate Activist Defenders
- Deutscher Anwaltverein (DAV)
- Deutscher Juristinnenbund e.V. (djb)
- Deutschschweizer PEN-Zentrum
- European Organisation for Integration e.V. (EOI)
- Flüchtlingsrat Berlin e.V.
- Flüchtlingsrat Mecklenburg-Vorpommern e.V.
- Flüchtlingsrat RLP e.V.
- Flüchtlingsrat Sachsen-Anhalt e.V.
- Flüchtlingsrat Schleswig-Holstein e.V.
- Hessischer Flüchtlingsrat
- International Rescue Committee (IRC) Deutschland
- Kabul Luftbrücke
- Der LSVD⁺ – Verband Queere Vielfalt
- Mission Lifeline International e.V.
- move on - menschen.rechte Tübingen e.V.
- Münchner Flüchtlingsrat
- Neue Richtervereinigung - Zusammenschluss von Richterinnen und Richtern, Staatsanwältinnen und Staatsanwälten e.V.
- Reporter ohne Grenzen Deutschland
- Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein e.V. (RAV)
- Soziale Initiative Hamburg SI-HAM e.V.
- Stitching for School and Life e.V. (SSL e.V.)
- Terre des Hommes Deutschland e.V.
- Verband afghanischer Organisationen in Deutschland e.V. (VAFO)