PRESSEMITTEILUNG
Versprechen halten: Terre des Hommes warnt vor Menschenrechtsrisiken
Terre des Hommes warnt vor gravierenden Menschenrechtsrisiken für afghanische Familien mit deutscher Aufnahmezusage
Osnabrück/Berlin, 11.12.2025 – Rund 1.800 Afghaninnen und Afghanen, die eine deutsche Aufnahmezusage aus verschiedenen Aufnahmeprogrammen besitzen, warten weiterhin verzweifelt auf ihre Evakuierung nach Deutschland. Mehr als 70 Prozent von ihnen sind Frauen und Kinder. „Wir fordern die Bundesregierung auf, die Aufnahmezusagen einzuhalten und die Betroffenen endlich in Sicherheit zu bringen”, sagt Joshua Hofert, Vorstandssprecher der Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes. „Diese Menschen haben für und mit uns gearbeitet – und sie haben sich auf unser Versprechen verlassen. Um unserer Forderung Nachdruck zu geben, haben wir einen Offenen Brief an die Bundesminister Wadephul und Dobrindt mitinitiiert, den mehr als 250 Organisationen unterschrieben haben.“
Unter den Betroffenen in Pakistan ist auch ein ehemaliger Mitarbeiter einer Partnerorganisation von Terre des Hommes. Aufgrund seines besonderen Engagements für Frauen- und Kinderrechte sind er und seine Familie in Afghanistan hochgefährdet. Mit der Machtübernahme durch die Taliban erhielt er Todesdrohungen. Nach einer Hausdurchsuchung musste er mit seiner Familie untertauchen und mehrfach den Aufenthaltsort wechseln. In langen Verfahren wies die Familie ihre besondere Schutzbedürftigkeit gegenüber den deutschen Behörden nach, erst dadurch erhielten sie endlich eine Aufnahmezusage der Bundesregierung und reisten nach Pakistan aus. Der Betroffene sagt: „Als gebildeter Mensch, der sich stets bemüht hat, anderen zu dienen und die Menschenrechte – insbesondere die Rechte von Frauen und Kindern – zu schützen, benötige ich nun selbst Schutz. Ich hoffe inständig, dass die Bundesregierung weiterhin Menschen wie uns unterstützt, die ihr Leben humanitärem Engagement gewidmet haben und nun Sicherheit suchen.“
Rechtsanwältin Nina Hager, die zahlreiche Betroffene vertritt, bestätigt: „Aufgrund einer auslaufenden Vereinbarung mit Pakistan ist sehr wahrscheinlich, dass Betroffene ab 2026 nach Afghanistan abgeschoben werden, wo vielen Verfolgung, Folter und Tod drohen. Die Bundesregierung beruft sich währenddessen darauf, Prüfungen fortzusetzen, ob noch ein ‚politisches Interesse‘ an der legalen Einreise besteht. Dieser Umgang mit Menschen, die sich für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte eingesetzt haben, ist rechtlich und moralisch unhaltbar.“
Hintergrund
- Zu ihrem Schutz muss die betroffene Familie anonym bleiben.
- Den offenen Brief, den unter anderem Terre des Hommes, Kabul Luftbrücke, PRO ASYL, Amnesty International, Der Paritätische Gesamtverband, Human Rights Watch und Brot für die Welt unterschrieben haben, finden Sie hier im Wortlaut.
- Mit Stand vom 27.11.2025 sind laut Angaben der Bundesregierung über 70% der Festsitzenden in Pakistan Frauen und Kinder: Plenarprotokoll 21/46