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Hunger, Vertreibung, Tod: Kinder in Gaza brauchen Hilfe

In Gaza herrscht eine akute Hungersnot. Die humanitäre Versorgung ist nahezu vollständig zusammengebrochen – das gezielte Aushungern der Zivilbevölkerung ist ein Kriegsverbrechen. Und doch geschieht es vor aller Augen.

Spenden Sie für die Kinder in Gaza

Im August 2025 wurde für Teile des Gazastreifens offiziell die höchste IPC-Warnstufe „Hungersnot“ erklärt. Viele leiden Familien Hunger, viele überleben nur mit einer Schale Reis oder Linsen am Tag, Eltern verzichten auf Mahlzeiten zugunsten ihrer Kinder. Seit April sind mindestens 80 Kinder an den Folgen von Mangelernährung gestorben. Mehr als 100 Menschen verhungerten bereits, die meisten davon Kinder. 5.000 akut mangelernährte Kinder mussten allein im Juli behandelt werden. In Gaza-Stadt hat sich der Anteil unterernährter Kinder seit Februar vervierfacht. Schätzungen zufolge sind rund 500.000 Menschen unmittelbar vom Hungertod bedroht.

UNICEF warnt: Nur 44 von 92 Ernährungszentren sind noch funktionsfähig. Tausende Kinder verlieren damit ihre wichtigste Überlebenshilfe. In Krankenhäusern teilen sich bis zu 80 Neugeborene 40 Brutkästen – abhängig von Generatoren, deren Treibstoff jederzeit ausgehen kann.

Durch die Bodenoffensive und die anhaltenden Luftangriffe Israels mussten allein in den vergangenen Wochen rund 200.000 Menschen Gaza-Stadt verlassen. Internationale Organisationen sprechen von einer Massenflucht vor Zerstörung und dem völligen Zusammenbruch der Versorgung. Rund eine Million weitere Menschen sind von Evakuierungen bedroht, während Wohnhäuser weiter bombardiert werden. Der aktuell stattfindende Einmarsch und die geplante Besetzung Israels in Gaza-Stadt ist ein dramatischer Schritt: Laut Berichten der israelischen Regierung sollen Teile Gazas langfristig kontrolliert und faktisch besetzt werden. Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte fordert deshalb, dass diese Pläne für eine vollständige militärische Übernahme des Gazastreifens umgehend gestoppt werden.

Zudem ist die Furcht vor einer dauerhaften Vertreibung längst Realität. Geplant sind sogenannte „humanitäre Städte“ im Süden Gazas, die Kritiker als militärisch kontrollierte Lager bezeichnen. Schon jetzt sind zwei Millionen Menschen auf nur drei Prozent der Fläche des Gazastreifens zusammengedrängt – vielfach ohne ausreichenden Zugang zu Wasser, Nahrung oder medizinischer Versorgung.

Die Bevölkerung lebt in einer doppelten Bedrohung: Bombardierungen zerstören Häuser und Infrastruktur, während Hunger, Krankheiten und die Gefahr erneuter Umsiedlungen das Überleben gefährden. Die UN warnen: Unter diesen Bedingungen ist effektive Hilfe nahezu unmöglich. Die israelische Kriegsführung überschreitet wiederholt völkerrechtliche Grenzen. Sie richtet sich nicht nur gegen bewaffnete Gruppen, sondern trifft gezielt die Zivilbevölkerung – auch das Leben der Geiseln ist gefährdet. Inzwischen spricht die israelische Regierung offen über eine mögliche Entvölkerung und Annexion Gazas.

Bitte spenden Sie

Hilfe erreicht die Menschen kaum: Täglich kommen im Schnitt nur 28 Hilfstransporte nach Gaza – viel zu wenig für über zwei Millionen Menschen. Wer versucht, selbst Nahrungsmittel zu beschaffen, riskiert sein Leben. 875 Menschen wurden dabei bereits getötet.

Seit Oktober 2023 wurden nach UN-Angaben in Gaza weit über 60.000 Menschen getötet und über 150.000 verletzt – ein Großteil davon Frauen und Kinder (Stand September 2025).

Das humanitäre System ist nicht gescheitert – es wird blockiert. Die absichtliche Schaffung von Bedingungen, die eine Bevölkerung ganz oder teilweise zerstören, stellt nach dem humanitären Völkerrecht und der UN-Völkermordkonvention ein Verbrechen dar. Wie zuletzt die israelischen Menschenrechtsorganisationen B’Tselem und Physicians for Human Rights feststellten, zeigen die aktuellen Daten aus Gaza, dass die Welt daran gescheitert ist, diesen Genozid zu verhindern. Terre des Hommes, medico international und ihre Partnerorganisationen leisten weiterhin lebensrettende Hilfe. Doch ohne sicheren Zugang und politischen Druck auf die Verantwortlichen wird diese Arbeit unmöglich.

Auch in der Westbank unterstützt Terre des Hommes Kinder und ihre Familien. Die israelische Regierung hat erneut bekräftigt, dass es keinen palästinensischen Staat geben soll. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu unterzeichnete Pläne zum Ausbau von Siedlungen, darunter 3.400 Wohneinheiten im „E1“-Gebiet östlich von Jerusalem. Dieses Projekt würde die Westbank faktisch in zwei Teile zerschneiden, Ostjerusalem von den palästinensischen Gebieten isolieren – und damit jede territoriale Grundlage für einen palästinensischen Staat zerstören. Die Folge: Kinder und Familien leben unter ständiger Bedrohung und eingeschränktem Zugang zu grundlegender Versorgung. Alle israelischen Siedlungen in der besetzten Westbank gelten nach internationalem Recht als illegal.

Wir beobachten die Angriffe in der gesamten Region mit großer Sorge – vor allem wegen der Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung. Terre des Hommes berichtete, dass auch im Libanon Frauenzentren unserer Partnerorganisation durch Israel bombardiert wurden.

Zunehmend wird deutlich, dass Israels Politik nicht nur Gaza und die Westbank betrifft, sondern die Stabilität der gesamten Region gefährdet. In den vergangenen zwei Jahren hat Israel nach Angaben von Expert:innen mindestens sechs Länder militärisch angegriffen – darunter Libanon, Syrien, Jemen, Iran und zuletzt Katar.

Besonders der jüngste Luftschlag auf Doha während laufender Verhandlungen zwischen Israel und Hamas hat in den Golfstaaten Schockwellen ausgelöst. Nicht nur die fortgesetzten Angriffe in Gaza und die Eskalation im Westjordanland, sondern auch Israels Bereitschaft, diplomatische Prozesse mit gezielten Attentaten zu untergraben, bedrohen die Stabilität. Die unmittelbaren Folgen spüren Millionen Zivilist:innen – insbesondere Kinder, die unter Hunger, Vertreibung und Bombardierungen am härtesten leiden.

Unterstützen Sie uns jetzt – Ihr Beitrag hilft, Kinder in Gaza zu schützen

Unsere Hilfsmaßnahmen

In Gaza unterstützt die Organisation Al-Ard für landwirtschaftliche Entwicklung die Bevölkerung mit mobilen sanitären Anlagen und der Instandhaltung sowie Stromversorgung von Brunnen in Vertriebenenlagern. Sauberes Trinkwasser und funktionierende Sanitäranlagen sind entscheidend, um die Gesundheit von Kindern und Familien zu schützen. Darüber hinaus fördern wir die Arbeit der Palestinian Medical Relief Society (PMRS) und der Mayasem Association, die unter extrem schwierigen Bedingungen medizinische Hilfe leisten und ums Überleben der Menschen kämpfen.

Auch im Westjordanland und in Ost-Jerusalem ist die Lage angespannt: Gewalt durch israelische Siedler*innen und Enteignungen von palästinensischem Wohnraum nehmen zu. Zusammen mit unserer Schwesterorganisation Terre des Hommes Italien, die seit über 20 Jahren palästinensische Kinder und Jugendliche unterstützt, fördern wir Kindergärten in Ost-Jerusalem, um Bildungschancen zu schaffen und die Entwicklung der Kinder zu sichern.

Ein weiteres Projekt konzentriert sich auf die Flüchtlingslager Nour Shams und Tulkarem in der Westbank. Es leistet Notfallhilfe für gewaltsam vertriebene Familien, darunter Nahrungsmittel, Hygieneartikel, kindgerechte Räume, psychosoziale Unterstützung und nicht-formale Bildung für Kinder und Jugendliche. Besonderer Fokus liegt auf dem Schutz von vulnerablen Gruppen, insbesondere Frauen und Kindern. Durch diese Maßnahmen tragen wir dazu bei, die unmittelbaren Lebensbedingungen zu verbessern und die humanitären Hilfsbemühungen in der Region zu unterstützen.

Ein weiteres Projekt konzentriert sich auf die Flüchtlingslager Nour Shams und Tulkarem in der Westbank. Es leistet Notfallhilfe für gewaltsam vertriebene Familien, darunter Nahrungsmittel, Hygieneartikel, kindgerechte Räume, psychosoziale Unterstützung und nicht-formale Bildung für Kinder und Jugendliche. Besonderer Fokus liegt auf dem Schutz von vulnerablen Gruppen, insbesondere Frauen und Kindern. Durch diese Maßnahmen tragen wir dazu bei, die unmittelbaren Lebensbedingungen zu verbessern und die humanitären Hilfsbemühungen in der Region zu unterstützen.

Fragen und Antworten


Unsere Hilfe im Gazastreifen geht unter erschwerten Bedingungen weiter. Alle Fragen rund um den Einsatz Ihrer Spende beantworten wir hier:

Die Situation in Gaza ist auf dramatische Weise weltweit einzigartig. Die israelische Kriegsführung, einschließlich der Zwangsumsiedlungen und der Konzentration der Bevölkerung Gazas in immer kleinere Gebiete, erschwert die Versorgung der Zivilbevölkerung erheblich. Mit der Gründung der von den USA und Israel unterstützen Privatstiftung »Gaza Humanitarian Foundation« wird das über Jahrzehnte etablierte Versorgungssystem der Vereinten Nationen (VN) in Gaza umgangen. Seit der Inbetriebnahme der vier Verteilungszentren der Stiftung sind nach Angaben der Vereinten Nationen mehrere hundert Menschen durch Beschuss getötet und Tausende verletzt worden. 

Internationale humanitäre Organisationen und die Vereinten Nationen fordern die Rückkehr zum gut etablierten Verteilsystem unter Federführung der VN. Die internationale Gemeinschaft reagiert bislang überwiegend mit Appellen und begrenzten Sanktionen, die jedoch das zugrunde liegende System der Besatzung und Vertreibung nicht ausreichend adressieren. Humanitäre Hilfe allein kann die strukturellen Ursachen der menschengemachten humanitären Katastrophe nicht lösen. Die fortgesetzte Blockade und militärische Gewalt verhindern eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen in Gaza. 

Terre des Hommes arbeitet in einer Allianz mit medico international mit lokalen Partnerorganisationen in Gaza zusammen. Die lokalen Organisationen leisten der Bevölkerung, so gut wie möglich Hilfe. Viele Mitarbeitende vor Ort sind selbst vom Krieg betroffen und kämpfen – wie der Rest der Bevölkerung – um ihr eigenes Überleben und das ihrer Mitmenschen. 

Die Umstände vor Ort können unterschiedlich sein und sich jederzeit kurzfristig ändern. Beschuss und Vertreibung sind für die Menschen seit fast zwei Jahren Alltag. Dementsprechend müssen Hilfsmaßnahmen immer wieder angepasst und teilweise zeitlich begrenzt ausgesetzt werden.  

Unser Allianzpartner medico international hat ein eigenes Büro vor Ort und arbeitet seit vielen Jahren mit lokalen palästinensischen und israelischen Nichtregierungsorganisationen zusammen. Diese verfügen über die logistischen Kapazitäten, das Wissen und die operative Reichweite, um effektiv Hilfe zu leisten. Die langjährigen Beziehungen zu den lokalen Partnern ermöglichen eine transparente und vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Terre des Hommes konnte bereits eine Vielzahl von Hilfsmaßnahmen unterstützen. Darunter zählen die medizinische Hilfe, der Aufbau einer Suppenküche und sanitärer Anlagen. Gemeinsam mit den Partnerorganisationen wird der Ausbau der Maßnahmen geprüft. Die Umsetzung der Maßnahmen ist jedoch abhängig von der aktuellen Sicherheitslage.

Terre des Hommes unterstützt ebenfalls Kinder und Familien im Westjordanland, Ostjerusalem, Libanon, Syrien, Irak und Jordanien. Der Krieg in Gaza ist kein isoliertes Ereignis, sondern eng mit den regionalen Entwicklungen und historischen Gegebenheiten verwoben. Wir beobachten weiterhin die Lage vor Ort und sind in engen Austausch mit medico international und den Partnerorganisationen.

Ja, auch Terre des Hommes Projekte sind durch Kampfhandlungen betroffen. Bei Luftangriffen der israelischen Armee wurden zum Beispiel zwei Zelthallen der palästinensischen Organisation Mayasem Association in Al-Qarara im südlichen Gazastreifen vollständig zerstört. In den Zelthallen waren eine Suppenküche und eine Schule untergebracht – Einrichtungen, die mit Unterstützung von Terre des Hommes finanziert wurden. 

Terre des Hommes verurteilt die Angriffe auf unsere Partnerorganisation und die Zerstörung humanitärer Infrastruktur aufs Schärfste. Unsere Solidarität gilt den Mitarbeitenden in unseren Projekten, die tagtäglich ihr Leben aufs Spiel setzen, um Menschen zu helfen.

Unsere Forderungen

Als Kinderrechtsorganisation stehen wir an der Seite aller Kinder weltweit und setzen uns für die Einhaltung der Kinderrechte und des humanitären Völkerrechts ein. Wir fordern daher:

  • Dauerhafte Öffnung der Grenzübergänge, um humanitäre Hilfe sicher und effektiv in den Gazastreifen zu bringen.
  • Einen dauerhaften Waffenstillstand, um weiteres Leid und Verluste zu verhindern, insbesondere für die Kinder.
  • Konkretes Handeln der deutschen Bundesregierung sowie der internationalen Gemeinschaft, um die Grundversorgung und medizinische Hilfe im Gazastreifen sicherzustellen.
  • Sofortiger Stopp deutscher Rüstungsexporte nach Israel, die mit Risiken für weitere Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen im Gazastreifen einhergehen
  • Langfristige Investitionen in den Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur, insbesondere im Bereich der Wasser- und Gesundheitsversorgung.

Es ist entscheidend, dass die internationale Gemeinschaft – und mit ihr die deutsche Bundesregierung – ihren Einfluss geltend macht und konkrete Maßnahmen ergreift, um die Gewalt und das Sterben in Gaza zu stoppen und die Notlage der Bevölkerung im Gazastreifen unmittelbar zu verbessern.

Terre des Hommes setzt sich im Bündnis mit medico international gemeinsam mit unseren Partner*innen für Menschen in Gaza ein.

Unterstützen Sie mit einer Spende die Kinder und ihre Familien!

Petition »Für einen gerechten Frieden«

Im Bündnis mit anderen Organisationen setzt sich Terre des Hommes für einen gerechten Frieden ein. Die Gewalteskalation muss ein Ende haben und weiteres Leid verhindert werden. Unterstützen Sie unsere Petition mit Ihrer Unterschrift:

Zur Petition

Ihre Ansprechpartnerin

Henriette Hänsch

Regionalkoordinatorin Naher Osten/Nordafrika

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