In Gaza ist auch nach der Waffenruhe die Lage kritisch. Es wird dauern, bis die humanitäre Versorgung alle Menschen erreicht. Hinzu kommt ein bevorstehender kalter Winter, unter dem vor allem die geschwächten Kinder ohne ausreichenden Schutz, Kleidung und Nahrung leiden werden.
Spenden Sie für die Kinder in GazaMit Donald Trumps „Friedensplan" haben sich Israel und die Hamas auf einen Waffenstillstand und die Umsetzung der ersten Phase des Plans geeinigt. Diese Entwicklung weckt Hoffnung – doch sie darf keine bloße Atempause darstellen. Ein echter Frieden braucht mehr als das Schweigen der Waffen: Es braucht die massive Ausweitung humanitärer Hilfe, den Schutz der Zivilbevölkerung sowie konkrete Schritte zur Beendigung der israelischen Besatzung.
Während die Waffenruhe gilt, erreichen uns weiterhin Berichte über Angriffe und neue Opfer im Gazastreifen. Dennoch schöpft die Bevölkerung Hoffnung: Sie kehren in ihre zerstörten Städte zurück, beginnen mit dem Wiederaufbau und konnten die erste Nacht seit langer Zeit wieder in Ruhe schlafen. Gerade jetzt sind die Menschen auf unsere Hilfe angewiesen.
Zwei Jahre voller Verlust und Zerstörung, Leid und Trauer hinterlassen tiefe Wunden.
Die humanitäre Lage bleibt katastrophal: Kinder hungern, sind verletzt, traumatisiert und dringend auf medizinische Hilfe angewiesen. Mehr als jede dritte Person muss mittlerweile tagelang ohne Essen auskommen. In Gaza-Stadt hat sich der Anteil unterernährter Kinder seit Februar vervierfacht. Schätzungen zufolge sind rund 500.000 Menschen unmittelbar vom Hungertod bedroht. Allein um den grundlegenden Bedarf an Nahrungsmittel in Gaza zu decken, sind jeden Monat mehr als 62.000 Tonnen lebensrettende Hilfsgüter erforderlich. Es braucht daher eine sofortige Ausweitung humanitärer Hilfe sowie ungehinderter Zugang zu Lebensmitteln, Medikamenten, Treibstoff und Wiederaufbaumaterial.
Unterstützen Sie mit Ihrer Spende!Hilfe erreicht die Menschen kaum: Täglich kommen im Schnitt nur 28 Hilfstransporte nach Gaza – viel zu wenig für über zwei Millionen Menschen. Wer versucht, selbst Nahrungsmittel zu beschaffen, riskiert sein Leben. 875 Menschen wurden dabei bereits getötet.
Seit Oktober 2023 wurden nach UN-Angaben in Gaza weit über 60.000 Menschen getötet und über 150.000 verletzt – ein Großteil davon Frauen und Kinder (Stand September 2025).
Das humanitäre System ist nicht gescheitert – es wird blockiert. Die absichtliche Schaffung von Bedingungen, die eine Bevölkerung ganz oder teilweise zerstören, stellt nach dem humanitären Völkerrecht und der UN-Völkermordkonvention ein Verbrechen dar. Wie zuletzt die israelischen Menschenrechtsorganisationen B’Tselem und Physicians for Human Rights feststellten, zeigen die aktuellen Daten aus Gaza, dass die Welt daran gescheitert ist, diesen Genozid zu verhindern. Terre des Hommes, medico international und ihre Partnerorganisationen leisten weiterhin lebensrettende Hilfe. Doch ohne sicheren Zugang und politischen Druck auf die Verantwortlichen wird diese Arbeit unmöglich.
Auch in der Westbank unterstützt Terre des Hommes Kinder und ihre Familien. Die israelische Regierung hat erneut bekräftigt, dass es keinen palästinensischen Staat geben soll. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu unterzeichnete Pläne zum Ausbau von Siedlungen, darunter 3.400 Wohneinheiten im „E1“-Gebiet östlich von Jerusalem. Dieses Projekt würde die Westbank faktisch in zwei Teile zerschneiden, Ostjerusalem von den palästinensischen Gebieten isolieren – und damit jede territoriale Grundlage für einen palästinensischen Staat zerstören. Die Folge: Kinder und Familien leben unter ständiger Bedrohung und eingeschränktem Zugang zu grundlegender Versorgung. Alle israelischen Siedlungen in der besetzten Westbank gelten nach internationalem Recht als illegal.
Wir beobachten die Angriffe in der gesamten Region mit großer Sorge – vor allem wegen der Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung. Terre des Hommes berichtete, dass auch im Libanon Frauenzentren unserer Partnerorganisation durch Israel bombardiert wurden.
Zunehmend wird deutlich, dass Israels Politik nicht nur Gaza und die Westbank betrifft, sondern die Stabilität der gesamten Region gefährdet. In den vergangenen zwei Jahren hat Israel nach Angaben von Expert:innen mindestens sechs Länder militärisch angegriffen – darunter Libanon, Syrien, Jemen, Iran und zuletzt Katar.
Besonders der jüngste Luftschlag auf Doha während laufender Verhandlungen zwischen Israel und Hamas hat in den Golfstaaten Schockwellen ausgelöst. Nicht nur die fortgesetzten Angriffe in Gaza und die Eskalation im Westjordanland, sondern auch Israels Bereitschaft, diplomatische Prozesse mit gezielten Attentaten zu untergraben, bedrohen die Stabilität. Die unmittelbaren Folgen spüren Millionen Zivilist:innen – insbesondere Kinder, die unter Hunger, Vertreibung und Bombardierungen am härtesten leiden.
Unterstützen Sie uns jetzt – Ihr Beitrag hilft, Kinder in Gaza zu schützen
Unsere Hilfsmaßnahmen
In Gaza unterstützt die Organisation Al-Ard für landwirtschaftliche Entwicklung die Bevölkerung mit mobilen sanitären Anlagen und der Instandhaltung sowie Stromversorgung von Brunnen in Vertriebenenlagern. Sauberes Trinkwasser und funktionierende Sanitäranlagen sind entscheidend, um die Gesundheit von Kindern und Familien zu schützen. Darüber hinaus fördern wir die Arbeit der Palestinian Medical Relief Society (PMRS) und der Mayasem Association, die unter extrem schwierigen Bedingungen medizinische Hilfe leisten und ums Überleben der Menschen kämpfen.
Auch im Westjordanland und in Ost-Jerusalem ist die Lage angespannt: Gewalt durch israelische Siedler*innen und Enteignungen von palästinensischem Wohnraum nehmen zu. Zusammen mit unserer Schwesterorganisation Terre des Hommes Italien, die seit über 20 Jahren palästinensische Kinder und Jugendliche unterstützt, fördern wir Kindergärten in Ost-Jerusalem, um Bildungschancen zu schaffen und die Entwicklung der Kinder zu sichern.
Ein weiteres Projekt konzentriert sich auf die Flüchtlingslager Nour Shams und Tulkarem in der Westbank. Es leistet Notfallhilfe für gewaltsam vertriebene Familien, darunter Nahrungsmittel, Hygieneartikel, kindgerechte Räume, psychosoziale Unterstützung und nicht-formale Bildung für Kinder und Jugendliche. Besonderer Fokus liegt auf dem Schutz von vulnerablen Gruppen, insbesondere Frauen und Kindern. Durch diese Maßnahmen tragen wir dazu bei, die unmittelbaren Lebensbedingungen zu verbessern und die humanitären Hilfsbemühungen in der Region zu unterstützen.
Ein weiteres Projekt konzentriert sich auf die Flüchtlingslager Nour Shams und Tulkarem in der Westbank. Es leistet Notfallhilfe für gewaltsam vertriebene Familien, darunter Nahrungsmittel, Hygieneartikel, kindgerechte Räume, psychosoziale Unterstützung und nicht-formale Bildung für Kinder und Jugendliche. Besonderer Fokus liegt auf dem Schutz von vulnerablen Gruppen, insbesondere Frauen und Kindern. Durch diese Maßnahmen tragen wir dazu bei, die unmittelbaren Lebensbedingungen zu verbessern und die humanitären Hilfsbemühungen in der Region zu unterstützen.
Fragen und Antworten
Unsere Hilfe im Gazastreifen geht unter erschwerten Bedingungen weiter. Alle Fragen rund um den Einsatz Ihrer Spende beantworten wir hier:
Trotz einer Waffenruhe ist die Situation weiterhin extrem fragil. Unklar ist bislang, in welchem Umfang Hilfslieferungen möglich sind. Durch die israelische Kriegsführung, einschließlich der Zwangsumsiedlungen und der Konzentration der Bevölkerung Gazas in immer kleinere Gebiete, ist die Versorgung der Zivilbevölkerung erheblich erschwert. Fraglich ist auch, wie es mit den, durch Israel etablierten, Verteilungszentren weitergeht.
Internationale humanitäre Organisationen und die Vereinten Nationen fordern die Rückkehr zum gut etablierten Verteilsystem unter Federführung der VN. Die internationale Gemeinschaft reagiert bislang überwiegend mit Appellen und begrenzten Sanktionen, die jedoch das zugrunde liegende System der Besatzung und Vertreibung nicht ausreichend adressieren. Humanitäre Hilfe allein kann die strukturellen Ursachen der menschengemachten humanitären Katastrophe nicht lösen. Die fortgesetzte Blockade und militärische Gewalt verhindern eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen in Gaza.
Terre des Hommes arbeitet in einer Allianz mit medico international mit lokalen Partnerorganisationen in Gaza zusammen. Die lokalen Organisationen leisten der Bevölkerung, so gut wie möglich Hilfe. Viele Mitarbeitende vor Ort sind selbst vom Krieg betroffen und kämpfen – wie der Rest der Bevölkerung – um ihr eigenes Überleben und das ihrer Mitmenschen.
Die Umstände vor Ort können unterschiedlich sein und sich jederzeit kurzfristig ändern. Beschuss und Vertreibung sind für die Menschen seit fast zwei Jahren Alltag. Dementsprechend müssen Hilfsmaßnahmen immer wieder angepasst und teilweise zeitlich begrenzt ausgesetzt werden.
Unser Allianzpartner medico international hat ein eigenes Büro vor Ort und arbeitet seit vielen Jahren mit lokalen palästinensischen und israelischen Nichtregierungsorganisationen zusammen. Diese verfügen über die logistischen Kapazitäten, das Wissen und die operative Reichweite, um effektiv Hilfe zu leisten. Die langjährigen Beziehungen zu den lokalen Partnern ermöglichen eine transparente und vertrauensvolle Zusammenarbeit.
Terre des Hommes konnte bereits eine Vielzahl von Hilfsmaßnahmen unterstützen. Darunter zählen die medizinische Hilfe, der Aufbau einer Suppenküche und sanitärer Anlagen. Gemeinsam mit den Partnerorganisationen wird der Ausbau der Maßnahmen geprüft. Die Umsetzung der Maßnahmen ist jedoch abhängig von der aktuellen Sicherheitslage.
Terre des Hommes unterstützt ebenfalls Kinder und Familien im Westjordanland, Ostjerusalem, Libanon, Syrien, Irak und Jordanien. Der Krieg in Gaza ist kein isoliertes Ereignis, sondern eng mit den regionalen Entwicklungen und historischen Gegebenheiten verwoben. Wir beobachten weiterhin die Lage vor Ort und sind in engen Austausch mit medico international und den Partnerorganisationen.
Ja, auch Terre des Hommes Projekte waren durch Kampfhandlungen betroffen. Bei Luftangriffen der israelischen Armee wurden zwei Zelthallen der palästinensischen Organisation Mayasem Association in Al-Qarara im südlichen Gazastreifen vollständig zerstört. In den Zelthallen waren eine Suppenküche und eine Schule untergebracht – Einrichtungen, die mit Unterstützung von Terre des Hommes finanziert wurden.
Terre des Hommes verurteilt die Angriffe auf unsere Partnerorganisation und die Zerstörung humanitärer Infrastruktur aufs Schärfste. Trotz einer Waffenruhe, ist nicht auszuschließen, dass Kampfhandlungen weitergeführt werden. Unsere Solidarität gilt den Mitarbeitenden in unseren Projekten, die tagtäglich ihr Leben aufs Spiel setzen, um Menschen zu helfen.
Unsere Forderungen
Als Kinderrechtsorganisation stehen wir an der Seite aller Kinder weltweit und setzen uns für die Einhaltung der Kinderrechte und des humanitären Völkerrechts ein. Wir fordern daher:
- Dauerhafte Öffnung der Grenzübergänge, um humanitäre Hilfe sicher und effektiv in den Gazastreifen zu bringen.
- Einen dauerhaften Waffenstillstand, um weiteres Leid und Verluste zu verhindern, insbesondere für die Kinder.
- Konkretes Handeln der deutschen Bundesregierung sowie der internationalen Gemeinschaft, um die Grundversorgung und medizinische Hilfe im Gazastreifen sicherzustellen.
- Sofortiger Stopp deutscher Rüstungsexporte nach Israel, die mit Risiken für weitere Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen im Gazastreifen einhergehen
- Langfristige Investitionen in den Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur, insbesondere im Bereich der Wasser- und Gesundheitsversorgung.
Es ist entscheidend, dass die internationale Gemeinschaft – und mit ihr die deutsche Bundesregierung – ihren Einfluss geltend macht und konkrete Maßnahmen ergreift, um die Gewalt und das Sterben in Gaza zu stoppen und die Notlage der Bevölkerung im Gazastreifen unmittelbar zu verbessern.
Terre des Hommes setzt sich im Bündnis mit medico international gemeinsam mit unseren Partner*innen für Menschen in Gaza ein.
Unterstützen Sie mit einer Spende die Kinder und ihre Familien!
Ihre Ansprechpartnerin
Henriette Hänsch
Regionalkoordinatorin Naher Osten/Nordafrika