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Schule statt Schuften

Indien: Wege aus der ausbeuterischen Kinderarbeit

Weltweit arbeiten 160 Millionen Mädchen und Jungen – knapp die Hälfte von ihnen unter schlimmsten Bedingungen. Suniti war eines dieser Kinder. Jetzt holt sie in einer Brückenschule verpassten Unterrichtsstoff nach.

Suniti ist Feuer und Flamme: "Ich habe so viel Spaß in der Schule!" Das Mädchen ist elf Jahre alt und lebt im Bezirk Koderma im indischen Bundesstaat Jharkhand. Seit Anfang des Jahres 2021 geht sie in die sogenannte Brückenschule in ihrem Dorf. Arbeitende Kinder im schulfähigen Alter holen dort Lerninhalte nach, um dann eine öffentliche Schule besuchen zu können.

Ihre Unterstützung für starke Kinder!

Zuvor hatte Suniti, so wie 22.000 Mädchen und Jungen der Region, in Minen geschuftet und das Glimmermineral Mica ge schürft. Jeden Tag von morgens bis abends, in Hitze und Staub. Die Arbeit in den selbst gegrabenen und ungesicherten Schächten ist lebensgefährlich, immer wieder werden Erwachsene und Kinder verschüttet und ersticken. Die Familien sind arm,
Mica ist ihre einzige Einkommensquelle. Staatliche Hilfen gibt es hier nicht.

Terre des Hommes ermöglicht gemeinsam mit den lokalen Partnerorganisationen Savera, Samarpan und Ekjut vielen Kindern den Schulbesuch. Auch wenn es für die Familien nicht einfach ist, auf den Lohn ihrer Kinder zu verzichten. Sunitis Familie zum Beispiel verdient mit der Minenarbeit etwa 120 Rupien am Tag, umgerechnet 1,50 Euro. Das reicht kaum, um satt zu werden. Die entscheidende Hilfe für Sunitis Eltern: die kostenlose Schulspeisung. Eine warme Mahlzeit entlastet das Familienbudget

Suniti möchte Lehrerin werden

In der Schule war Suniti anfangs sehr schüchtern und still. Ihre Lehrerinnen aber machten ihr Mut und unterstützten sie. Das Mädchen versteht schnell und kann gut erklären. Sie engagiert sich auch in der Kindergruppe des Projektes: "Wir gehen zu den Nachbarn und sprechen mit ihnen und allen Kindern im Dorf, damit sie wirklich alle zur Schule gehen!" Suniti ist inzwischen beim Unterrichtsstoff der zweiten Klasse angelangt. Ihr Berufswunsch steht fest: Sie will Lehrerin werden. In diesem Jahr wird sie in die öffentliche Schule wechseln. Ein großer Schritt aus der Armut in eine bessere Zukunft.

Terre des Hommes-Hilfe für Minenarbeiter*innen

Terre des Hommes startet ab Sommer 2022 in 100 Dörfern der Mica-Abbaugebiete in den indischen Bundesstaaten Bihar und Jharkhand weitere Projekte für Kinder und ihre Familien, die in Minen schuften. Auf internationaler Ebene macht Terre des Hommes Druck und fordert Mica-verarbeitende Unternehmen auf, Kinderarbeit in ihren Lieferketten zu beenden.

Was ist Mica?

Mica umfasst eine Gruppe von 37 Mineralien, die auch als Glimmer bekannt sind: Mica wird in unzähligen Produkten wie zum Beispiel in Lippenstiften, Autolacken, Computern oder Handys verwendet, denn das Mineral glitzert, verstärkt Stoffe und isoliert gegen Hitze sowie Strom.