Thailand: Ein legaler Status für geflüchtete Kinder
Im Norden Thailands unterstützt Terre des Hommes geflüchtete Kinder und Angehörige indigener Minderheiten. Sie sind staatenlos: Oft werden ihnen selbst grundlegende Rechte verwehrt. Erst allmählich und dank hartnäckiger Arbeit verbessert sich die Situation.
Zwischen einer und zwei Millionen Menschen in Thailand sind staatenlos. Im Norden, in der Provinz Mae Hong Son, sind es weit mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Ihre genaue Zahl zu schätzen, ist aus einem einfachen Grund schwierig: Auf dem Papier existieren sie nicht.
Ihre Unterstützung für starke Kinder!
Viele sind Angehörige indigener Bergvölker wie der Meo, der Karen, Lahu, Akha, Yao oder Lisu, die vor Generationen abgelegene Regionen besiedelten. Andere sind Kinder von Geflüchteten. Wer etwa vor der Militärdiktatur in Myanmar über die Grenze flüchtet, wird oft nicht registriert. Kinder geflüchteter Familien, die auf thailändischem Staatsgebiet geboren wurden, werden von keiner Regierung anerkannt.
Zwar haben auch staatenlose Kinder Rechte. Und die thailändische Regierung erkennt diese durchaus an: Sie haben das Recht, zur Schule zu gehen, in Krankenhäusern versorgt zu werden und sich an staatliche Gerichte zu wenden. Doch oft werden staatenlose Kinder von Behörden diskriminiert. Und es gibt Menschen, die ihre Situation ausnutzen. Manche korrupte Beamte verdoppeln die Gebühr, die etwa für einen Krankenhausbesuch fällig wird. Familien lassen sich am Schwarzmarkt auf Kredithaie ein, um zum Beispiel Schulgeld zu bezahlen.

Staatenlose Kinder erhalten am Ende des Jahres oft ihr Abschlusszeugnis nicht, das für Stipendien und Berufschancen so wichtig wäre. »Als Staatenlose fühlt es sich oft so an, als ob alles gegen dich arbeitet«, erinnert sich Som, die als Kind myanmarischer Geflüchteter aufwuchs.
Das Problem ist auch die Rechtsunsicherheit staatenloser Familien. Viele wissen nicht, wie sie sich gegen Rechtsverletzungen wehren können, auch fehlt das Vertrauen in den Staat. Genau an dieser Stelle setzen viele von Terre des Hommes unterstützte Projekte an: Im Development Center for Children and Community Network (DCCN) zum Beispiel lernen Kinder, was Kinder- und Menschenrechte für sie bedeuten. Das gibt Sicherheit und stärkt ihr Selbstvertrauen. Und sie lernen, sich zu organisieren: In Netzwerken wie dem “Salween Youth Network” und der “Mekong Youth Assembly”, die sich seit Langem auch politisch für eine Verbesserung der Rechte staatenloser Kinder einsetzen.
Langsam, aber stetig stellen sich Erfolge ein. Der thailändische Staat baut inzwischen die Infrastruktur in den entlegenen Projektregionen aus. Junge Geflüchtete, Migrant*innen und Staatenlose leben weniger abgeschnitten. Rechtsberatungen werden aufgebaut, Behörden sensibilisiert und geschult. Und insgesamt mehr als 32.000 Kinder und Jugendliche konnten durch die Arbeit von Terre des Hommes und Partnerorganisationen wie DCCN inzwischen einen legalen Status oder sogar die thailändische Staatsbürgerschaft erlangen.
Für ihre Gemeinschaften sind sie nun Vorbilder. Viele übernehmen selbst Verantwortung, um ihre Erfahrungen weiterzugeben und ihrerseits staatenlose Kinder zu unterstützen.