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Der lange Schatten des Krieges

Vietnam: Hilfe für Kinder mit Behinderung

Von 1961 bis 1971 setzte das US-Militär in Vietnam im Rahmen der so genannten Operation Ranch Hand rund 82 Millionen Liter Agent Orange und andere Entlaubungsmittel ein. Bis heute werden die Folgen dieses Einsatzes immer noch als Ursache von Geburtsfehlern, Krebserkrankungen und Nervenleiden angesehen. Etwa drei Millionen Vietnames*innen leiden an Krankheiten, die auf die Chemikalie zurückzuführen sind. Zusätzlich zu den zahlreichen Fällen von Fehlgeburten und der Sterblichkeit von Neugeborenen gibt es etwa 150 000 Kinder, die mit Behinderungen als Folge von Agent Orange geboren wurden. Die Zahl der Kinder mit körperlichen und geistigen Einschränkungen in Vietnam wird derzeit auf etwa 200.000 geschätzt. 

Familien, in denen Kinder oder Familienmitglieder mit körperlichen Behinderungen leben, haben größere Schwierigkeiten, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Mindestens ein Familienmitglied (in der Regel die Mutter) muss zu Hause bleiben, um sich um die Kinder zu kümmern. Das bedeutet, dass der Familie ein „Einkommensbezieher“ verloren geht. Sobald ein Kind Krankheitssymptome zeigt (in der Regel im ersten Lebensjahr oder in der Neugeborenen-Phase), sind die Familien gezwungen, fast alle Vermögenswerte und landwirtschaftlichen Flächen zu verkaufen, um die medizinischen Kosten zu decken. 

Das Orthopädie- und Rehabilitationskrankenhaus Ho-Chi-Minh-Stadt (früher das Centre de Réhabilitation des Enfants Paraplégiques CREP) ist das größte Zentrum für funktionelle Rehabilitation für Kinder mit Behinderungen in Vietnam. Hier werden körperbehinderte Kinder kostenlos medizinisch und therapeutisch behandelt. Sie lernen ihre Fähigkeiten zu nutzen und erhalten Prothesen, Gehhilfen oder Rollstühle. Stationär können bis zu 350 Kinder aufgenommen werden.

Ebenfalls im Stadtzentrum von Ho-Chi-Minh-Stadt befindet sich das Zentrum für unterernährte Kinder (CROM). Seit über 30 Jahren werden hier unterernährte Kinder stationär aufgenommen. Armut, vor allem in den ländlichen Regionen, ist Ursache der Mangelerscheinungen. Die Kinder leiden an Atemwegserkrankungen, Hautkrankheiten und an Lähmungen. Die CROM-Mitarbeiterinnen päppeln die Kleinen mit Geduld und Liebe wieder auf. Mit den Eltern wird beraten, was geschehen muss, damit in Zukunft alle genug zu essen haben. Aufklärung der Bevölkerung, Aus- und Weiterbildung von Fachkräften und die Arbeit in ländlichen Gebieten sind eine weitere wichtige Aufgabe des CROM.