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terre des hommes versorgt Textilarbeiterinnen und ihre Familien in Indien

»Ich bin so froh, dass ich hier arbeiten kann«, sagt die 18-jährige Viji. Sie näht im Gemeindezentrum von Karur im indischen Bundesstaat Tamil Nadu Gesichtsmasken. Die sind dringend nötig, denn in Indien müssen alle Menschen Alltagsmasken tragen, und der Bedarf ist riesig. Und auch für die Näherinnen ist die Arbeit ein Segen. Sie verdienen etwas mehr als den Mindestlohn: 250 Rupien am Tag, umgerechnet etwa 3,50 Euro, die reichen, damit Viji und ihre Familie nicht hungern müssen. »Meine Mutter und ich haben fast nichts mehr gegessen, damit meine drei kleinen Geschwister wenigstens satt wurden. Jetzt können wir uns wieder versorgen. Und wir bekommen sogar noch einen Korb mit frischen Obst und Gemüse.«

Die Organisation Care-T, langjähriger terre des hommes-Partner, hat die Jobs für die Näherinnen organisiert: »Alle brauchen jetzt Hilfe, wir bringen das zusammen«, sagt Care-T Direktor Sinnathambi Prithiviraj. Der Gemüsekorb ist eine zusätzliche Hilfe: nicht nur für die Familien, sondern auch für die Bauern in der Umgebung. Weil die Märkte geschlossen und Transporte untersagt sind, konnten Bauern ihre Produkte nicht vermarkten. Care-T hat sich eine Genehmigung der Behörden besorgt, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedürftige Familien versorgen können. »Wir haben dann sofort mit einigen Bauern gesprochen und den Vertrieb organisiert. Sie sind sehr dankbar, dass sie ihre Waren verkaufen können und machen uns gute Preise. Wir verteilen jetzt an 2.275 Familien jede Woche einen Korb mit frischem Obst und Gemüse, ein Paket mit Grundnahrungsmitteln wie Reis und Öl und natürlich Gesichtsmasken und Seife.« Vorrang haben Frauen, die ihre Kinder allein versorgen müssen. Zusätzlich bietet Care-T 190 Frauen Arbeit: Sie nähen Gesichtsmasken oder packen die Hilfspakete. Mit dem Gehalt kommen sie mit ihren Kindern über die Runden.

In der Textilhochburg Tamil Nadu sind mit dem Lockdown am 23. März über drei Millionen Textilarbeiterinnen und -arbeiter ohne Lohn und soziale Absicherung ins Nichts gestürzt, so wie Viji. Bereits mit 14 Jahren hatte sie in einer Baumwollspinnerei angefangen. »Das war eine furchtbare Zeit, wir mussten jeden Tag zehn Stunden arbeiten, auch samstags und sonntags. Der Vorarbeiter hat uns von morgens bis abends angeschrien. Aber wenigstens habe ich meiner Mutter nicht auf der Tasche gelegen, und ich hätte bald den Bonus für vier Jahre Arbeit bekommen.« Vijis Vater ist vor Jahren bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen. Ihre Mutter musste ihre vier Kinder allein durchbringen. Sie hat Milch von ihrer einzigen Kuh verkauft und damit ein paar Rupien verdient. Viji musste in der Spinnerei arbeiten. Die kleinen Geschwister haben ein kostenloses Schulessen bekommen, das nun aber ebenfalls wegfällt, solange die Schulen geschlossen sind. Die indischen Behörden haben die Ausgangssperre gerade bis zum 17. Mai verlängert. Ob Viji ihren Bonus für vier Jahre Arbeit in der Spinnerei bekommt, ist ungewiss. Zugesagt sind 600 Euro, für Viji und ihre Familie eine sehr große Summe. Auch hier hilft Care-T und unterstützt Viji mit Rechtsberatung. Sollte ihr Arbeitgeber sich weigern, den Bonus auszuzahlen, wird Viji mit der Hilfe von Care-T klagen. »Ich weiß nicht, wie das alles weitergehen soll«, sagt Viji. »Aber wir sind einfach froh, dass wir jetzt wieder genug zu essen haben.«

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