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Berlin - eine Designwerkstatt für existenziell bedrohte Jugendliche

Projektbeschreibung

Projektname: People Berlin - eine Designwerkstatt für existenziell bedrohte Jugendliche

Partnerorganisation: Karuna e.V.

Projektort (Land, Region, Ort): Deutschland, Berlin Laufzeit/Dauer: 01.01.2018 – 31.12.2020

Finanzvolumen: 500.000 €

Kofinanzierung (Anteil, Sonderinitiative etc.): Das Projekt wird zu 100% aus Mitteln der Volkswagen Belegschaftsstiftung finanziert.

Problemstellung/ Projektansatz

Allein in Berlin wird die Zahl der Kinder und Jugendlichen ohne festen Wohnsitz, sowie Kinder und Jugendliche die von Obdachlosigkeit betroffen sind auf ca. 3.000- 5.000 geschätzt. Die Kinder und Jugendlichen kommen nicht nur aus Berlin, sondern dem gesamten Bundesgebiet.

Zielgruppe des Projekts People sind systementkoppelte Kinder und Jugendliche zwischen 13-27 Jahren in existentiell bedrohlichen Lebenssituationen – wohnungslos oder von Obdachlosigkeit bedroht, drogenkonsumierend und/ oder psychisch erkrankt – deren Lebensläufe gekennzeichnet sind durch Beziehungs-, Schul- und Ausbildungsabbrüche. Viele von ihnen lebten oder leben in sozial benachteiligten Familien, sind Kinder aus Suchtfamilien, haben vielfältige Trennungserfahrungen und erhebliche Gewaltvorfälle erlebt.

In der Straßen-Szene herrscht zudem ein hierarchisches Gruppengefüge bei gleichzeitiger Ablehnung von außenstehenden Autoritäten. Damit einher geht eine negative Einstellung gegenüber gesellschaftlichen Normen und Werten. Kindern und Jugendlichen fehlt die Kompetenz, sich in bestehende Strukturen einzufügen und andere Lebenseinstellungen zu akzeptieren. Ihre Frustrationstoleranz ist wenig entwickelt. Zudem erleben sie häufig Ausgrenzungserfahrungen, sei es in der Öffentlichkeit, innerfamiliär oder auch in Anschlusshilfen (z.B. Schule, Ausbildung, berufliche Orientierung oder Integration). Auf Grund ihrer Vorgeschichte ist die überwiegende Zahl dieser Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht in der Lage, selbstbestimmt positive Perspektiven für ihren Lebensweg zu entwickeln.

In diesem Kontext setzt sich das Projekt People das Ziel, ca. 300 Kinder und Jugendliche zu unterstützen, damit sie ein stabiles, selbstwirksames und eigenverantwortliches Leben führen und aus einer entkoppelten Position heraus wieder in die Gesellschaft integriert werden können. Durch die tägliche gemeinsame Arbeit in einem Modelabel sollen Sozial- und Selbstkompetenzen gefördert und Selbstwirksamkeitserfahrungen ermöglicht werden.

Evaluierungsdurchführung

Die Evaluierung wurde zwischen November 2020 und Januar 2021 durch Dr. Andrea Berg durchgeführt. Es handelte sich um eine Endevaluierung mit dem Ziel, die Gesamtergebnisse des Projektes in der Laufzeit 2018 –2020 zu bewerten sowie Empfehlungen zur nächsten Projektphase zu ermitteln. Für die Evaluierung wurden an COVID-19-Schutzmaßnahmen angepasste Einzelinterviews und Fokusgruppendiskussionen mit partizipativer Methodologie sowie eine Dokumentenanalyse durchgeführt.

 

Evaluierungsergebnis/ Evaluierungsempfehlungen

Evaluierungsergebnisse

Im Rahmen des Projektes konnten 260 Jugendliche erreicht werden, die das Angebot von People annahmen und in den Prozess des Modelabels partizipativ eingebunden waren. Wichtige Faktoren für die Erreichung der Projektziele sind die enge Verzahnung des Modelabels mit den tagesstrukturierenden und beratenden Angeboten von Drugstop, die hohe Flexibilität und Vielfältigkeit des Projektes und die Kultur der Wertschätzung gegenüber den Jugendlichen und ihren Fähigkeiten. People arbeitet verlässlich und ressourcenorientiert und vermeidet Druck und einen defizitären Blick.

Die räumliche Anbindung des Projektes in der Tageseinrichtung Drugstop ist ganz maßgeblich für die Erreichung der Projektziele. Die ungewöhnliche Kombination aus Designwerkstatt und Hilfeeinrichtung trägt auch zur Wirkung auf die Zielgruppe bei. Zum einen werden dadurch sehr unterschiedliche Jugendliche erreicht, zum anderen stieg die Verbindlichkeit und weitere Abbrüche von Hilfsangeboten konnten vermieden werden.

Der Beitrag, den das Projekt zu Veränderungen bei der Zielgruppe geleistet hat, wurde sowohl in den Workshops als auch in den Einzelinterviews sehr stark deutlich. Dabei nannten die interviewten Jugendlichen Veränderungen in ganz unterschiedlichen Bereichen, die sowohl ihre (kreativen) Fähigkeiten und ihren Blick auf Kunst und Mode umfassten als auch weitergehende Verhaltensänderungen und Aufbau von sozialen Kompetenzen wie die Entwicklung von Selbstbewusstsein und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit. Besonders hervorgehoben wurde von allen interviewten Jugendlichen die hohe Flexibilität, die es Jugendlichen erlaubt, tagesaktuell und entsprechend ihrer Bedürfnisse und persönlichen Situation am Projekt teilzunehmen, aber auch längerfristig an der Gestaltung einer Edition und des Projektes mitzuwirken. Dieser Ansatz macht das Projekt so bedeutsam für die Projektteilnehmenden.

 

Evaluierungsempfehlungen

Um in der kommenden Projektphase Übergänge in schulische oder berufliche Anschlüsse zu erleichtern, werden Maßnahmen empfohlen, die den Abschied vom Projekt erleichtern – sowohl über einen stärkeren Fokus auf die Erfüllung (selbstgesteckter) Ziele, Absprachen zu Übergangsmodellen mit beteiligten Schulen und Berufsschulen sowie der Möglichkeit für Nachhilfe vor Ort bei People. Darüber hinaus sollte in Erwägung gezogen werden, eine systematische ehrenamtliche Zusammenarbeit mit ehemaligen People Teilnehmer*innen aufzubauen und die Wirkungsmessung im Projekt zu systematisieren.

Die Empfehlungen der Evaluation wurden gemeinsam mit den Projektpartner*innen ausgewertet. Zur Verbesserung der Wirkungsmessung im Projekt wurden Maßnahmen zur Verbesserung des Projektmonitorings vereinbart. Die schrittweise Umsetzung wird in enger Absprache zwischen terre des hommes und der Partnerorganisation Karuna e.V. vorgenommen. Übergänge aus People in schulische oder berufliche Anschlüsse werden in der kommenden Projektphase durch die enge Zusammenarbeit mit dem Projekt ReStart 4.0 gestärkt, wodurch individuelle Beratung zu Schul- und Ausbildungswegen ermöglicht wird. Mit einzelnen Berufsschulen bestehen bereits feste Kooperationen zu Übergangsmodellen. Zudem werden gemeinsam mit den betroffenen Jugendlichen in einer Ideenwerkstatt die Empfehlungen der Evaluatorin debattiert und weitere, konkretere Ansätze entwickelt, die im Rahmen der aktuellen Projektphase 2021 – 2023 umgesetzt werden.

Komplette Evaluierung im Wortlaut (Download)

Folgendes Dokument steht als PDF-Dokument zur Verfügung:

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