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Indien: Stärkung von Gemeindestrukturen

In den Slums von Bhopal und Mumbai fördert Yuva die zivilgesellschaftliche Beteiligung für inklusive, nachhaltige und kinderfreundliche Städte

Projektbeschreibung

Projektname: YUVA: Stärkung von Gemeindestrukturen und zivilgesellschaftlicher Beteiligung zur Förderung inklusiver, nachhaltiger und kinderfreundlicher Städte (SDG 11) in den Slums von Mumbai und Bhopal

Namen der Partnerorganisationen:

  • Youth for Unity and Voluntary Action (YUVA)
  • National Institute for Women, Children and Youth Development (NIWCYD)
  • Muskaan

Projektort: Indien: Bhopal (Madhya Pradesh) und Mumbai (Maharashtra)

Laufzeit/Dauer: 01.02.2019 bis 31.12.2022

Zielgruppe: Zur direkten Zielgruppe des Projekts zählen in den Slums von Bhopal und Mumbai insgesamt 1.200 Kinder und Jugendliche, die sich in Kinder- und Jugendgruppen engagieren und organisieren, sowie 250 Kinder, die mit einer Behinderung leben. Vom Projekt profitieren darüber hinaus die Mitglieder ziviler Gruppierungen, die im Rahmen des Projekts geschaffen wurden. Indirekt begünstigt sind weitere 10.000 Kinder und Jugendliche, denen der Zugang zu Hygiene- und Sanitäreinrichtungen erleichtert wird, sowie 10.000 Kinder und Jugendliche, die die durch die Kinder- und Jugendgruppen initiierten sicheren Räume nutzen, ohne selbst Mitglieder der Gruppen zu sein.

Finanzvolumen: 584.649,00 €

Kofinanzierung:

  • BMZ: 75% = 438.487,00 €
  • tdh:15% = 87.697,00 €
  • Projektträger Eigenleistungen: 10% = 58.465,00 €

Problemstellung und Projektansatz

In den indischen Großstädten Bhopal im Bundesstaat Madhya Pradesh und Mumbai im Bundesstaat Maharashtra ziehen informelle Siedlungen und Slums immer mehr Migranti*innen an. Die Zugezogenen gehören meist den unteren Kasten der Dalit oder Adivasi oder religiösen Minderheiten wie Muslimen oder Buddhisten an. Auf der Suche nach einem gesicherten Auskommen ziehen sie nach Bhopal und Mumbai. Nahezu 60 Prozent der Bevölkerung der beiden Städte leben mittlerweile in informellen Siedlungen. Häufig sind sie auf Land errichtet, dessen Besitzstatus ungeklärt ist oder das auch nach Jahrzehnten keinen legalen Status als Siedlungsraum hat. Ohne einen solchen gesicherten Status sind lokale Behörden nicht verpflichtet, für die Bewohner*innen den Zugang zu grundlegenden Infrastrukturen und zur Daseinsvorsorge sicherzustellen. Entsprechend steht kaum angemessene Grundversorgung mit Gütern der Daseinsvorsorge zur Verfügung - wie sauberes Wasser, sanitäre Einrichtungen, Gesundheitsversorgung und Bildung.

Um diesen Versorgungsmissständen in den Slums von Bhopal und Mumbai entgegenzuwirken, liegt das Hauptaugenmerk des Projekts darauf, mit Hilfe lokaler Selbstverwaltung und der Beteiligung der Zivilgesellschaft  kinderfreundliche Siedlungsgebiete zu schaffen. Damit wird auch ein Beitrag der beiden Städte zum Sustainable Development Goal 11 (inklusive, sichere, widerstandsfähige und nachhaltige Städte für alle Bewohner*innen) geleistet

Evaluierungsdurchführung

Unter der Leitung von Priyesh Salunke führte ein Team aus Evaluator*innen von »Taru Leading Edge« die Zwischenevaluierung zwischen Mitte und Ende Dezember 2021 durch und erfasste somit den Projektstand nach zwei von drei Jahren der Projektlaufzeit. Das Ziel der Zwischenevaluierung war es, die bisherigen Projektergebnisse hinsichtlich der sechs OECD-DAC Kriterien (Relevanz, Kohärenz, Effektivität, Effizienz, übergreifende entwicklungspolitische Einflüsse, Nachhaltigkeit) zu analysieren und zu bewerten.

terre des hommes und die Partnerorganisationen in Bhopal und Mumbai nutzen die Erkenntnisse der Zwischenevaluierung, um für die verbleibende Projektlaufzeit Anpassungen vorzunehmen, die die Resultate der Projektaktivitäten noch verbessern.  Die Ergebnisse der Evaluierung dienen außerdem als Basis für die anstehende Entscheidung darüber, wie sich terre des hommes und die Partnerorganisationen nach Ende der Projektlaufzeit zurückziehen können, ohne die Nachhaltigkeit der Projektergebnisse zu gefährden.

Das Evaluator*innenteam verfolgte bei der Durchführung der Zwischenevaluierung einen kollaborativen Ansatz, der auf einem tiefgehenden Austausch mit terre des hommes, den Partnerorganisationen und den Zielgruppen beruht. Es wurden semi-strukturierte Umfragen, Interviews und Fokusgruppendiskussionen durchgeführt, die eine Triangulation qualitativer und quantitativer Daten ermöglichten. Bei der Datenerhebung war es stets von zentraler Bedeutung, den Befragten den nötigen Freiraum einzuräumen, um ihre individuellen Ansichten darzustellen.

Evaluierungsergebnisse und -empfehlungen

Evaluierungsergebnisse

Die Ergebnisse der Zwischenevaluierung betonen insbesondere die positiven Effekte des Projekts auf die Stärkung der Zivilgesellschaft und ihrer Sprachfähigkeit gegenüber lokalen Behörden. Damit geht auch einher, dass die Zivilgesellschaft ihre Forderungen bezüglich grundlegender Infrastrukturen und Daseinsvorsorge in den Projektgebieten gegenüber lokalen Behörden formuliert und nachverfolgt. Die Schaffung lokaler Strukturen in Form verschiedener Komitees und Gruppierungen hat bis zum Zeitpunkt der Datenerhebung bereits maßgeblich dazu beigetragen, zum einen die Solidarität innerhalb der Gemeinschaften in den Slums zu verbessern und andererseits deren aktive Forderung nach adäquater Grundversorgung innerhalb ihrer Siedlungsgebiete zu stärken.

Um diese Forderungen zu untermauern, wurden in den ersten zwei Dritteln der Projektlaufzeit Sozialaudits durchgeführt, die die Missstände bezüglich des Zugangs zu sauberem Wasser, Gesundheitsdienstleitungen und Bildung in den Projektgebieten aufzeigten. Das hat bereits zu leichten Veränderungen im Verhalten lokaler Behörden gegenüber den Bewohner*innen der Slums in Bhopal und Mumbai geführt. Gleichzeitig zeigt die Zwischenevaluierung allerdings auch, dass zum Aufbrechen der vorherrschenden diskriminierenden Strukturen gegenüber Angehörigen unterer Kasten weitere und weitreichendere Aktivitäten notwendig sind.

Mit Blick auf die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen zeigen die Ergebnisse der Zwischenevaluierung Erfolge insbesondere bei der Schaffung sicherer Räume für diese Zielgruppe sowie bei der Unterstützung von Kindern mit besonderen Bedarfen. Die Partnerorganisationen haben in beiden Projektgebieten erfolgreich sichere Räume für Kinder und Jugendliche geschaffen, in denen sie sich aufhalten, um zu lernen, zu lesen, sich gemeinsam kreativ zu betätigen oder sich aus anderen Gründen zu treffen. Bis zur Datenerhebung im Dezember 2021 wurden bereits zehn sichere Räume in Innenräumen (vier in Bhopal und sechs in Mumbai) und 34 im Außenbereich (22 in Bhopal und zwölf in Mumbai) durch die Slumbewohner*innen, insbesondere durch die Kinder- und Jugendgruppen, eingefordert und etabliert.

Für eine bessere Inklusion von Kindern mit Behinderungen im Alltagsleben in den Slums in Bhopal und Mumbai haben die Partnerorganisationen Sensitivierungsworkshops in den Projektgebieten durchgeführt und die Kinder und ihre Familien bei der Beantragung von Behindertenausweisen unterstützt. Zur Erreichung der Zielgröße von 250 Kindern, die im Rahmen des Projekts mit Behindertenausweisen ausgestattet werden sollten, stellt die Zwischenevaluierung kritisch fest, dass bis Dezember 2021 137 Anträge gestellt wurden, von denen 41 und somit 30 Prozent stattgegeben wurde.

Empfehlungen der Evaluierung

Die Evaluator*innen gliedern ihre Empfehlungen in kurz-, mittel- und langfristige Anpassungsvorschläge, wovon insbesondere die kurzfristigen, die auf ein Jahr ausgelegt sind, für die verbleibende Projektlaufzeit relevant sind.

Zentrale Empfehlungen für kurzfristige Anpassungsmaßnahmen beziehen sich vor allem auf die geschaffenen zivilgesellschaftlichen Strukturen in Form von Komitees und Gruppen: Die Evaluator*innen empfehlen, die offizielle Registrierung einiger dieser Gruppierungen sowie die Erarbeitung (zwei)jährlicher Agenden für die Arbeit und Aktivitäten der Gruppierungen, die im Zusammenspiel mit Kapazitätsaufbau-Maßnahmen die Motivation der Gruppenmitglieder und auch die Nachhaltigkeit der Aktivitäten stärken können. Dabei stellen sie die besondere Rolle von Frauen heraus und raten dazu, vor allem Frauengruppen weiter auszubauen und zu unterstützen.

Darüber hinaus empfiehlt die Zwischenevaluierung, Maßnahmen und Aktivitäten, die im Rahmen des Projekts zur Bewusstseinsbildung bezüglich zum Beispiel Mülltrennung erfolgreich angewendet wurden, thematisch auszuweiten und vor allem dazu zu nutzen, die Inklusion von Menschen, vor allem Kindern mit Behinderungen, voranzutreiben.

Zur Wahrung der Nachhaltigkeit der bisherigen Projektmaßnahmen und -aktivitäten empfehlen die Evaluator*innen die Erarbeitung eines »Übergabehandbuchs«, das den Beteiligten bei der Aufrechterhaltung erzielter Erfolge sowie bei der Ausweitung vielversprechender Ansätze nach Ende der Projektlaufzeit und somit der Unterstützung durch terre des hommes und die Partnerorganisationen hilft.

terre des hommes und die Partnerorganisationen in Bhopal und Mumbai arbeiten aktuell daran, die Empfehlungen der Evaluator*innen in die fortlaufende Projektarbeit einzuarbeiten.

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