Kompass 2021: Bericht zur Wirklichkeit der deutschen Entwicklungspolitik
Corona, Klimawandel und Konflikte führen zu schweren Rückschlägen beim Kampf gegen Hunger – nächste Bundesregierung muss den Fokus auf Hungerbekämpfung und Kinderrechte setzen
Das Kinderhilfswerk terre des hommes und die Welthungerhilfe begrüßen anlässlich der diesjährigen Vorstellung des Kompass‘ zur Wirklichkeit der deutschen Entwicklungspolitik, dass die Bundesregierung im letzten Jahr ihre Mittel zur Bewältigung der Corona-Krise für die Länder des Südens sofort aufgestockt hat. Angesichts steigender Hungerzahlen, drohender Hungersnöte, einer Zunahme von Armut und einer dramatisch verschärften Klima- und Umweltkrise steigt der Bedarf an humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit in den kommenden Jahren aber weiter an. Hunger- und Armutsbekämpfung sowie Anstrengungen zur Überwindung der Folgen der Corona-Pandemie müssen die Kernaufgabe der Entwicklungspolitik in der neuen Legislaturperiode werden.
Dabei müssen insbesondere die Menschen in den ärmsten Ländern in den Fokus rücken. Klimawandel, Kriege und ökonomische Schocks als Folge der Corona-Pandemie haben zu schweren Rückschlägen beim Kampf gegen Hunger und Armut geführt. Besonders die Corona-Pandemie hat wie unter einem Brennglas gezeigt, wie wichtig soziale Sicherungssysteme und Investitionen in Gesundheit sowie Ernährungssicherung sind. Vor allem Frauen und Kinder sind besonders betroffen und in einigen Regionen sogar wieder vom Hungertod bedroht. Kinder müssen arbeiten und können nicht zur Schule gehen, die Zahl der Kinder auf der Straße nimmt zu.
»Im letzten Jahr ist die Zahl der Menschen, die unter akutem Hunger leiden, auf 155 Millionen Menschen in 55 Ländern gestiegen. In Krisengebieten wie Syrien und dem Südsudan hungert mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Der Süden von Madagaskar erlebt in Folge des Klimawandels die schlimmste Dürre seit 40 Jahren und in einigen Gebieten herrscht bereits eine lebensbedrohliche Hungersnot. Klimawandel, Kriege und Corona kosten täglich Menschenleben und daher brauchen wir langfristig mehr Gelder, politische Lösungen in den Konfliktregionen und den Fokus auf die ärmsten Länder in der Entwicklungszusammenarbeit. Es ist ein Skandal, dass in einigen Regionen der Welt wieder Menschen drohen, zu verhungern«, betont Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe.
»Im Moment erleben wir als Folge der Corona-Pandemie einen dramatischen Rückfall der Errungenschaften der Kinderrechte um Jahrzehnte. Millionen Kinder leiden an Hunger, landen auf der Straße oder müssen zum Überleben ihrer Familien arbeiten oder betteln. Jugendliche aus unseren Projekten erzählen uns, dass sie seit über einem Jahr nicht mehr zur Schule gehen und für sich keine Zukunft sehen“, erklärte Birte Kötter, Vorstandssprecherin von terre des hommes. „Wir brauchen deshalb dringend humanitäre Hilfslieferungen wie Impfstoffdosen und Sauerstoffanlagen, aber auch einen solidarischen Umgang mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen und Technologien zur Pandemiebekämpfung. Sie dürfen nicht den reichen Ländern vorbehalten bleiben, sondern müssen im Interesse der Zukunft von Kindern als öffentliches Gemeingut im Sinne der Menschheit betrachtet werden.«
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
- Welthungerhilfe-Pressestelle: Simone Pott Tel.: 0172 / 2525962, Email: simone.pott@ welthungerhilfe.de
- terre des hommes-Pressestelle: Wolf-Christian Ramm Tel.: 0171 / 6729748, Email: c.ramm@ tdh.de