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Der vergessene Konflikt: Perspektiven für Flüchtlingskinder in der algerischen Wüste

Ausgangssituation

Geboren in Flüchtlingslagern in der algerischen Wüste, vergessen von der Weltöffentlichkeit – tausende sahrauische Kinder und Jugendliche kennen ihre Heimat nur aus Erzählungen.

Die Westsahara, das Land der Sahrauis, ist seit dem Ende der spanischen Kolonialisierung 1975 und dem anschließenden Krieg gespalten: Einen Teil verwaltet die sahrauische Organisation Frente Polisario. Der andere Teil ist von Marokko besetzt. Menschenrechtsorganisationen berichten von Demonstrantinnen und Demonstranten, die verprügelt werden, von sahrauischen politischen Gefangenen, die in Gefängnissen verschwinden und gefoltert werden.

150.000 Sahrauis leben heute in Flüchtlingslagern in Algerien, gefangen in einem politischen Patt: Es herrscht weder Krieg noch Frieden. Und kaum Hoffnung auf eine baldige Lösung. In den Lagern wird es bis zu 50 Grad heiß, im Winter fallen die Temperaturen unter null. Die Flüchtlinge sind vollständig von fremder Hilfe abhängig. Selbst das Wasser wird angeliefert. Es gibt Grundschulen, aber nur eine einzige weiterführende Schule. Viele Eltern schicken ihre Kinder deshalb zur Ausbildung ins Ausland. Danach haben sie die Wahl: zwischen der Rückkehr in die Trostlosigkeit der Lager oder einem Leben fern der Familie.

Die terre des hommes-Partnerorganisation

Die terre des hommes-Partnerorganisation UJSARIO (Union des Jeunes des Saquia el Hamra et Rio de Oro) organisiert Bildungs- und Freizeitangebote in den Flüchtlingslagern. Mit viel Engagement gibt die terre des hommes-Partnerorganisation Kindern und Jugendlichen in Algeriens Wüste einen geschützten Raum, in dem sie ihre Talente entwickeln können.

Maßnahmen und Wirkungen

Die Jugendzentren von UJSARIO sind ein wichtiger Bezugsort für die Kinder und Jugendlichen in den Flüchtlingslagern. Vor allem für Mädchen und junge Frauen bedeuten sie ein Stück Freiheit. Hier können sie sich außerhalb der Familienzelte in Ruhe mit Freundinnen treffen und austauschen. Die gezielte Förderung junger Frauen und Mädchen zieht sich durch alle Angebote. Mit Erfolg: Viele Mädchen engagieren sich bei UJSARIO und übernehmen mehr und mehr Führungsrollen.

1.400 Kinder und 2.000 Jugendliche kommen regelmäßig in die neun Jugendzentren, um zu spielen, zu basteln, zu lernen oder Sport zu machen. Zwei Mal im Jahr gibt es zudem große Fußball- und Volleyball-Turniere mit insgesamt 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

UJSARIO bietet Kurse in Informatik, Arabisch, Nähen oder Kochen an. Und weil das Team das Angebot immer wieder an die Wünsche und Bedürfnisse der jungen Teilnehmerinnen und Teilnehmer anpasst, gibt es mittlerweile auch Erste-Hilfe-Trainings und Kurse zu Hydroponics , einem kombinierten System aus Fischzucht und Gemüseproduktion.

Im Nirgendwo der Wüste droht der Jugend die eigene Kultur verloren zu gehen. Deshalb organisieren Freiwillige kulturelle Feste, Studientage zur Sahraui-Kultur und Wettbewerbe in traditionellen Spielen. Rund 600 Jugendliche messen sich dann im Sigh-, Dhama- oder Akrur-Spielen. Und für die jungen Sahrauis, die im Ausland zur Schule gehen, organisiert UJSARIO in den Sommerferien ein spezielles Ferienprogramm, um kulturelle Werte zu vermitteln und der Entwurzelung der Jugendlichen entgegenzuwirken.

Darüber hinaus steht UJSARIO für eine Kultur des Miteinanders: Über 700 Jugendliche beteiligen sich regelmäßig an solidarischen Aktionen. Sie sammeln auf den Straßen Müll auf oder kümmern sich um bedürftige Familien.

Herausforderungen und Planung

In einer Region, die mit Terrorismus zu kämpfen hat, setzen die Sahrauis auf die Verwirklichung der Völkerrechte durch friedliche Mittel. Bisher vergeblich. Dennoch ist es ihnen gelungen, ihre Jugend trotz der hohen Frustration und Verbitterung vor dem Extremismus zu schützen. UJSARIO trägt einen großen Teil dazu bei. Umso wichtiger ist es, ihren Einsatz für die Kinder und Jugendlichen in den Flüchtlingslagern auch in Zukunft zu unterstützen.

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