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Auswirkungen des Krieges in Gaza auch im Libanon spürbar

Seit den Angriffen der Hamas auf Israel am 7. Oktober sind viele Menschen auch im Libanon sehr besorgt, dass der Konflikt sich ausweiten und den Libanon in größerem Ausmaß betreffen könnte. Die Erinnerungen an den letzten militärischen Konflikt mit Israel im Sommer 2006 sind plötzlich wieder präsent. Mitarbeiterinnen von terre des hommes haben in den letzten zwei Wochen ausführlich mit all unseren lokalen Partner*innen im Libanon gesprochen, um zu verstehen, wie es ihnen jetzt geht und wie sich die Situation auf ihre alltägliche Arbeit auswirkt.

Die Organisation Just.Childhood ist besonders nah am derzeitigen Geschehen, da sie hauptsächlich mit palästinensischen und syrischen geflüchteten Kindern in der Nähe vom Shatila Camp in Süden Beiruts arbeitet. Hier leben seit 1949 größtenteils palästinensische Geflüchtete. Die humanitäre Katastrophe in Gaza ist für viele im Camp direkt greifbar, es bestehen häufig familiäre Beziehungen zu Menschen im Gazastreifen. Auch das Leben in den palästinensischen Camps im Libanon ist von Perspektivlosigkeit und Armut geprägt.   

Just.Childhood setzt sich seit 2014 dafür ein, dass Kinder aus besonders schwierigen sozioökonomischen Verhältnissen die Möglichkeit für einen besseren Bildungsstart erhalten. Frühkindliche Bildung und psychosoziale Unterstützung bilden den Schwerpunkt der Angebote: Kinder aus dem Shatila Camp besuchen den Kindergarten von Just.Childhood und werden mit ihren Eltern bis zur Grundschule intensiv begleitet. Auch Jugendliche werden über Skateboard-Angebote adressiert. 

Die Mitarbeiterinnen Layal Alhaj Ali und Zeinab Al Moussa arbeiten fast seit Gründung der Organisation als pädagogische Fachkräfte. Sie haben uns berichtet, wie sich ihre Arbeit mit den Kindern in den letzten Wochen verändert hat, wie sie versuchen hierauf zu reagieren und was sie motiviert, weiterzumachen.

Layal, hat sich eure Arbeit in den letzten Wochen merklich verändert?

Layal Alhaj Ali: Der Krieg im Gazastreifen hat tiefe Auswirkungen auf die Kinder, die wir täglich betreuen. Wir haben bei ihnen eine deutliche Zunahme von Angst, Instabilität und Verhaltensänderungen beobachtet. Die Kinder zeigen eine gesteigerte Hyperaktivität und Aggressivität, und einige zeigen Symptome eines Traumas wie Bettnässen, nächtliche Angstzustände und eine plötzliche Abneigung gegen Aktivitäten, die sie früher gerne gemacht haben. Auch die Anspannung der Eltern beeinträchtigt das psychische Wohlbefinden der Kinder. Hinzukommen die Bilder der furchtbaren Zerstörung aus den Medien.

Zeinab, wie reagiert ihr auf das veränderte Verhalten der Kinder?

Zeinab Al Moussa: Wir gehen proaktiv auf die beobachteten Veränderungen in unserem täglichen Umgang mit den Kindern ein, indem wir an ihren regelmäßigen Routinen festhalten und sie absichtlich von der kriegsbedingten Umgebung und den Nachrichten abschirmen. Unser vorrangiges Ziel ist es, eine ruhige und sichere Atmosphäre zu schaffen und den Kindern einen sicheren Hafen zu bieten. Wir ermutigen sie aktiv dazu, ihre Gefühle und Ängste durch Aktivitäten wie freies Spiel und Malen auszudrücken. Auch in der Zusammenarbeit mit den Eltern und Familien weisen wir darauf hin die Kinder möglichst von den schrecklichen Fernsehbildern fernzuhalten. Wir unterstützen die Familien so gut wir können, haben ein offenes Ohr für ihre Sorgen.

Eure Arbeit war schon vor dem 7. Oktober sehr herausfordernd. Was motiviert euch weiterzumachen?

Layal Alhaj Ali: Angesichts der aktuellen Herausforderungen ist unsere Widerstandskraft in unserem unerschütterlichen Engagement für unseren Auftrag und das Wohlergehen der von uns betreuten Kinder verankert. Die Stärke, die wir aus der Beobachtung selbst der kleinsten positiven Veränderungen im Verhalten eines Kindes oder der spürbaren Auswirkungen unserer Unterstützung auf die Eltern ziehen, ist eine starke Motivation zum Durchhalten.

Zeinab Al Moussa: Der Zusammenhalt und die Unterstützung innerhalb unseres Teams, gepaart mit der festen Überzeugung, dass jede Anstrengung zu einer vielversprechenderen Zukunft für diese Kinder beiträgt, dienen als Leitprinzipien. Sowohl die Kinder als auch die Eltern sind auf unsere Hilfe angewiesen, was uns zielstrebig vorantreibt. Unsere Entschlossenheit, weiterzumachen, gründet sich auf die Überzeugung, dass unsere Arbeit für ihr Wohlergehen unverzichtbar ist.

20.11.23

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