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Teil 2 Interview mit Jürgen Wellner

Die Zahlen der Flüchtlinge aus Syrien steigen täglich. Ist Terre des hommes in der Lage, weitere Kinder zu betreuen und dem steigenden Bedarf an Hilfe zu gerecht zu werden?

Der tägliche Zustrom von mehreren hundert Kindern und Jugendlichen ist in der Tat ein großes Problem. Der Bedarf übersteigt das, was wir gegenwärtig leisten können, um ein Vielfaches. Dabei könnten wir erheblich mehr tun. Wir haben ein exzellentes Kernteam von Mitarbeitenden, die bereits  mehrere Jahre mit irakischen Flüchtlingen gearbeitet haben und jetzt in der Syrienhilfe aktiv sind. Unsere erfahrensten Kräfte bilden ständig neue Mitarbeiter aus und leiten sie in der täglichen Arbeit an. Personell wären wir also durchaus in der Lage, erheblich mehr Kinder zu erreichen und dabei ein notwendiges Qualitätsniveau zu halten. Letztendlich ist das eine Frage der finanziellen Mittel. Hier sind wir dringend auf weitere Spenden angewiesen.

Gibt es Spannungen zwischen den syrischen Flüchtlingen in Jordanien und Libanon, die internationale Unterstützung bekommen, und der einheimischen Bevölkerung, die ja auch vielfach arm ist?

Die libanesische und jordanische Bevölkerung, insbesondere in den Gemeinden, in denen die Flüchtlinge untergekommen sind, hat sich außerordentlich gastfreundlich gezeigt und die Flüchtlinge mit offenen Armen aufgenommen. Dies ist im Prinzip auch nach zwei Jahren noch der Fall, allerdings verschlechtern sich die Lebensbedingungen für die Menschen im Grenzgebiet zu Syrien durch die immer weiter steigende Zahl von Flüchtlingen dramatisch. Die Preise für lebensnotwendige, aber eben knappe Ressourcen wie Wasser oder Wohnraum haben sich vervielfacht, auch die ansässige Bevölkerung leidet inzwischen unter der Überfüllung von Schulen und der Überlastung der Gesundheitsversorgung. Zudem sind hunderttausende Flüchtlinge eine Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere da diese ihre Arbeitskraft oft erheblich billiger anbieten als die Jordanier und Libanesen. Um wo immer möglich Spannungen abzubauen und Konflikten vorzubeugen, achten wir bei unseren Hilfsprogrammen darauf, dass neben den syrischen Kindern immer auch einheimische Kinder beteiligt werden und auch bedürftige einheimische Familien Hilfsgüter erhalten.

Was ist Ihre Prognose für die nächsten Wochen? Glauben Sie, dass die geplante internationale Syrien-Konferenz zur Deeskalation beitragen kann, oder befürchten Sie eine Ausweitung des Krieges zu einem Flächenbrand in der ganzen Region? 

Wir wünschen uns natürlich eine politische Lösung und ein rasches Ende der Gewalt. Im Augenblick gibt es allerdings wenig Grund für solchen Optimismus. Groß ist die Gefahr der Ausweitung des Konflikts auf den Libanon offensichtlich, genau genommen ist der Libanon ja bereits Kriegsschauplatz. Aber auch für Jordanien kann dies nicht ausgeschlossen werden. Wir achten sehr darauf, dass die Flüchtlingssituation kein zusätzlicher Risikofaktor für die Stabilität der Nachbarländer wird. 

Was sind Ihre konkreten Pläne für die nächsten Tage? Um was kümmern Sie sich als Nächstes? 

Es gibt eine Menge zu tun. Wir müssen noch mehr Kinder erreichen und unsere psychosoziale und medizinische Hilfe ausweiten, und es ist wichtig, dass wir die Eltern und die Gemeinden, in denen die Flüchtlinge untergekommen sind, noch stärker in die aktive Hilfe und den Kinderschutz mit einbeziehen.

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