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Myanmar nach dem Putsch

Am 1. Februar hat sich das Militär Myanmars zurück an die Macht geputscht und damit eine fünf Jahre andauernde Öffnung und vorsichtige Demokratisierung des Landes beendet. Die Bevölkerung geht inzwischen auf die Straße, die Proteste haben ein Ausmaß angenommen, das das Militär überrascht. »Die Menschen hatten zu lange und zu stark unter der Diktatur gelitten«, so Jan-Hinnerk Voß, Asien-Experte von terre des hommes. »Vor allem die junge Generation ist so gut informiert und vernetzt, dass sie den Rückschritt nicht akzeptiert. In Naypyitaw schoss die Polizei ohne Vorwarnung mit Wasserwerfern auf friedliche Demonstranten. Wir sorgen uns um die Kinder und Jugendlichen aus unseren Projekten und können nur hoffen, dass die Gewalt nicht weiter eskaliert.«

terre des hommes unterstützt seit den 1990er Jahren Projekte in Myanmar. Die Projekte sind bislang von der politischen Situation nicht unmittelbar betroffen, die lokalen Partnerorganisationen können in ihren Projektgebieten noch arbeiten. Lediglich aufgrund der COVID-Pandemie gibt es in einigen Regionen bereits vor dem Staatsstreich des Militärs Reisebeschränkungen.

Unabhängig von der politischen Lage wird terre des hommes weiterhin mit Projekten für die Rechte der Kinder und Jugendlichen in Myanmar einstehen. Allerdings ist für die nahe Zukunft nicht viel Gutes zu erwarten. Es ist davon auszugehen, dass in absehbarer Zeit »Wahlen« durchgeführt werden, um dem Regime auf dem Papier den Anschein der Legitimation zu geben. »Bis dahin sollen wahrscheinlich die De facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi und ihre Partei NLD demontiert und handlungsunfähig gemacht werden«, so Jan-Hinnerk Voß. »Zudem befürchten wir, dass die Menschenrechtsverletzungen wie zum Beispiel Zwangsrekrutierung von Kindern zunehmen werden. Das Militär war in der Vergangenheit ein Verfechter einer harten Linie gegenüber den ethnischen Minderheiten im Land, insofern ist auch dort eine Zunahme der Gewalt zu erwarten. Der mühsam am Leben gehaltene Friedensprozess der vergangenen Jahre ist sehr gefährdet.« Vor allem wegen der reichen Ressourcen des Landes tobt seit 1948 in vielen Teilen des Landes ein Bürgerkrieg – der weltweit am längsten andauernde bewaffnete Konflikt.

Auch die wirtschaftlichen Folgen werden die Menschen Myanmar hart treffen. Üblicherweise werden bei einem derartigen Militärputsch internationale Sanktionen verhängt, und die ausländischen Investitionen gehen zurück. Wenn zusätzlich noch die internationale Hilfe gekürzt wird, wird das für die wirtschaftliche Entwicklung Myanmars ein schwerer Rückschritt sein. »Unsere größte Sorge gilt den Kindern und Jugendlichen«, so Jan-Hinnerk Voß. »Wenn kein Geld mehr für Lebensmittel und den Schulbesuch da ist, könnte sich die Situation dramatisch verschlechtern.«

 

16.02.2021

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