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Myanmar: Drei Jahre nach dem Putsch

Am 1. Februar 2021 putschte sich das Militär in Myanmar gegen die demokratisch gewählte Regierung an die Macht. Seither geht die Militärregierung rücksichtlos gegen die Bevölkerung vor, Tausende Todesopfer sind zu beklagen, Menschenrechtsverletzungen sind an der Tagesordnung. Die terre des hommes-Projektarbeit für Myanmar wird von Thailand aus koordiniert. Wir haben unsere dortige Kollegin zur Lage im Land befragt. Aus Sicherheitsgründen möchte sie anonym bleiben.

Wie ist die aktuelle Situation in Myanmar? 

Die Situation hat sich für viele Menschen erheblich verschlechtert. Es kommt täglich zu Menschenrechtsverletzungen, die Gewalt eskaliert landesweit, und es kommt zu Vertreibungen. Tausende leiden an Hunger und körperlichen sowie seelischen Verletzungen. Die Zivilbevölkerung ist verängstigt, Inflation und Konflikt treiben die Preise in die Höhe, viele Familien können sich kaum noch ernähren. Im Bundesstaat Karenni (Kayah) im Osten des Landes hat das Militär das Kriegsrecht verhängt. Transportwege für Hilfsgüter sind blockiert, die Kommunikation ist unterbrochen, die Region ist praktisch von allem abgeschnitten. Hilfslieferungen werden behindert, und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen sind Verhaftungen und Inhaftierungen ausgesetzt. 

Wie geht es den Kindern? 

Kinder leiden besonders unter der Situation. Viele gehen nicht mehr zur Schule und haben kaum Zugang zum Gesundheitssystem, leiden an Unterernährung und laufen Gefahr, von Militär oder bewaffneten Gruppen zwangsrekrutiert zu werden. Das Militär begeht Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, darunter Mord, sexuelle Gewalt, Folter und gezielte Angriffe auf Zivilisten. Im ganzen Land werden inzwischen Zivilisten wahllos beschossen, Häuser niedergebrannt und Frauen und Kinder getötet. 

Ist die Opposition noch aktiv? 

Die Opposition ist zersplittert, es fehlt an Einigkeit und Vertrauen. Die NLD (»Nationale Liga für Demokratie«) wird als »terroristische Gruppe« eingestuft, und seit dem Staatsstreich wurden Tausende getötet und verhaftet. Die Arbeit der Opposition ist begrenzt, sie konzentriert sich darauf, politische Gefangene freizubekommen. 

Was können Nichtregierungsorganisationen in solch einer Situation tun? 

Nichtregierungsorganisationen haben zu bestimmten Gebieten nur eingeschränkten Zugang. Sie arbeiten mit lokalen Organisationen zusammen. Neue Vorschriften erschweren ihre Arbeit, und viele NROs registrieren sich nicht, um der Junta keine Legitimität zu verleihen. Die Hilfe konzentriert sich zunehmend auf die Grenzgebiete, da im Land selbst die Bedingungen zu schwierig sind. 

In welchen Gebieten ist terre des hommes tätig? 

terre des hommes konzentriert sich auf die Unterstützung von betroffenen Kindern in den Karenni (Kayah) und Shan-Staaten und Flüchtlingskindern an der thailändisch-myanmarischen Grenze. Die humanitäre Hilfe umfasst Nothilfe für Migrantenkinder und Binnenvertriebene sowie Schutz und psychosoziale Unterstützung. Es werden auch Projekte durchgeführt, mit deren Hilfe sich die Familien ein kleines Einkommen erwirtschaften können. 

Was können wir dort bewirken? 

Wir sehen uns in der Verantwortung, uns um die Vertriebenen zu kümmern. Wir könnten unsere Arbeit in Myanmar ohne den Mut und das Engagement unserer Partnerorganisationen nicht aufrechterhalten, die Kinder und Jugendliche und ihre Gemeinden weiterhin zu unterstützen. Es sind ihre Mitarbeiter*innen, die Tag für Tag ihr Leben riskieren. Ebenso wichtig ist es jedoch, die Hoffnung auf ein freies und demokratisches Myanmar aufrechtzuerhalten. Wenn diese Zeit kommt, werden wir mit unseren Partnern den Wiederaufbau von Myanmar unterstützen.

So hilft terre des hommes in Myanmar

Seit dem Militärputsch am 1. Februar 2021 hat sich die humanitäre Krise in Myanmar verschärft. Mehr als 2,6 Millionen Menschen wurden innerhalb Myanmars vertrieben, schätzungsweise mehr als 18 Millionen Menschen, davon sechs Millionen Kinder, benötigen humanitäre Hilfe. terre des hommes hilft Kindern und ihren Familien, die vom Bürgerkrieg betroffen sind. Sie bekommen Lebensmittelpakete mit Reis, Bohnen, Speiseöl und Salz sowie Milch und Eier. Auch Kleidung wird verteilt, außerdem erhalten die Betroffenen von den terre des hommes-Partnerorganisationen Hygienepakete mit Seife, Zahnpasta und Handtüchern. Sie kümmern sich auch darum, in den Flüchtlingslagern den Schulunterricht aufrechtzuerhalten.

Projektbeispiel: Bildungs- und Betreuungsmaßnahmen für Flüchtlingskinder

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