Belastende Ereignisse wie Gewalt, Krieg oder Naturkatastrophen, aber auch Entwürdigung und soziale Ungerechtigkeiten können Kinder und Jugendliche traumatisieren. Terre des Hommes setzt sich mit Trauma-Arbeit für Kinder und Jugendliche ein und hilft ihnen, den Weg zurück ins Leben zu finden.
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Kinder haben ein Recht auf mentale Gesundheit
Belastende Ereignisse wie Gewalt, Krieg oder Naturkatastrophen, aber auch Entwürdigung und soziale Ungerechtigkeiten können Kinder und Jugendliche traumatisieren. Traumatische Ereignisse können einmalige, kurze oder lang andauernde oder sich wiederholende Ereignisse sein. Auch chronischer Stress, Verlust sowie familiäre Gewalt können die mentale Gesundheit massiv belasten und können sich, wenn sie nicht verarbeitet werden, als innere Verletzungen fortsetzen. Auch ganze Gesellschaften können traumatische Erfahrungen machen, beispielsweise wenn Kolonialismus soziale Strukturen zerstört und Ungleichheiten geschaffen hat, die das Leben der Menschen über Generationen hinweg tiefgreifend beeinflussen.
Geflüchtete Kinder und Jugendliche sind häufig schon sehr früh Zeugen*innen von massiver Gewalt oder erleben diese direkt am eigenen Leib. Sie machen Erfahrungen mit Bedrohung, Verfolgung, Ausgrenzung, Krieg und dem Tod von Familienangehörigen. Viele erfahren Inhaftierungen, Misshandlungen und Folter im Herkunftsland sowie während Flucht. Auch im Ankunftsland sehen sie sich häufig alltäglichem Rassismus und struktureller Diskriminierung und ausgesetzt, wenn ihnen ihre Rechten im Bildungsbereich, im Asylverfahren oder in der Gesundheitsversorgung verwehrt werden.
Kinder und Jugendliche erleben die Gewalt und belastende Situationen nicht immer direkt, sondern häufig auch indirekt, zum Beispiel durch Zeugenschaft. Selbst wenn sie nicht unmittelbar anwesend sind, nehmen Kinder das Geschehene oft wahr, da sie normalerweise auch kleinste Veränderungen bei ihren Bezugspersonen bemerken.
Wie entsteht ein Trauma?
In Situationen, in denen das Überleben real oder gefühlt in Gefahr ist, reagiert der menschliche Körper und die Seele mit einem starken Alarmzustand. Existenzielle Bedrohungssituationen können Hilflosigkeit und/oder Todesangst auslösen und das Selbst- und Weltverständnis erschüttern. Der Körper versetzt sich in den Modus Angriff (fight) oder Flucht (flight), um der Gefahr zu entkommen. Auch eine Erstarrung (freeze) ist eine mögliche Reaktion. Kinder und Jugendliche, die potenziell traumatische Ereignisse erlebt habe, sind Überlebende. Sie bringen Kompetenzen und Erfahrungen mit sich. Nicht jede Person, die ein traumatisches Ereignis durchlebt hat, entwickelt in Folge ein psychisches Leiden. Ein stabiles soziales Umfeld, sichere Bindungen, eine schützende Familie, die eigene Widerstandsfähigkeit (Resilienz) und externe Unterstützung können schützend wirken.
Doch die erlebten Ereignisse können auch fortwirken und sich in die Psyche einbrennen. Ein dauerhafter, körperlicher und seelischer Alarmzustand überfordert den Menschen. Wenn die Erinnerung an das Erlebte nicht loslässt, sprechen wir von Stress- und Traumafolgestörungen. Diese können sich in einem breiten Spektrum seelischer Leiden manifestieren und das alltägliche Leben erheblich beeinträchtigen, wie etwa in Form von Angststörungen, Depressionen oder Suchtverhalten. Sie unterscheiden sich nach Art und Schwere, Häufigkeit und Dauer der Belastung und den individuellen Verarbeitungsmöglichkeiten. Die wohlbekannteste Traumafolgestörung ist die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), die laut der Weltgesundheitsgesellschaft (WHO) nur eine Minderheit der Betroffenen entwickelt. Ein jüngeres Alter kann das Risiko erhöhen, nach einem traumatischen Erlebnis eine PTBS zu entwickeln.
Traumaarbeit und Traumahilfe – Was macht Terre des Hommes
Terre des Hommes setzt sich durch Traumaarbeit und psychosoziale Unterstützung (MHPSS) für Kindern und Jugendliche ein und hilft ihnen, vom Überlebensmodus – sich selbst und andere zu retten – in einen ruhigeren Zustand zu gelangen, sich zu erholen und zu regenerieren.
Je jünger die Person ist und je weniger ausgeprägt ihre Bewältigungsmechanismen, desto eher kann sie mögliche, belastende Folgereaktionen entwickeln. Gerade kleine Kinder können fälschlicherweise annehmen, sie seien selbst schuld an dem Erlebten. Häufige Symptome sind Schlafprobleme, Albträumen sowie besondere Angst, Schüchternheit oder Nervosität. Älteren Kindern und Jugendlichen können Lernprobleme, Konzentrationsschwierigkeiten oder Schulverweigerung und aggressives Verhalten zeigen. Einige Jugendliche behalten ihre Gefühle für sich und tun nach Außen so, als sei alles in Ordnung, was zu depressiven Zuständen führen kann. Auch Eltern und vertraute Bezugspersonen, die selbst unter Belastungen leiden, sind manchmal nicht in der Lage, adäquat auf die Bedürfnisse der Kinder zu reagieren und benötigen ebenfalls Unterstützung.
Als Terre des Hommes schaffen wir mit unseren Partnern sichere Orte für Kinder und Jugendliche, an denen sie geschützt Kind sein dürfen. In unseren gemeinsamen Projekten arbeiten wir weltweit mit verschiedenen Ansätzen und Methoden der psychosozialen Versorgung (MHPSS). Wir bieten den Kindern Stabilität, schaffen Verbindungen und Geborgenheit. Zudem stärken wir auch das familiäre und das soziale Umfeld, mit positiven Auswirkungen auf die Gesundheit der Kinder. Wir leisten psychosoziale Versorgung in der Humanitären Hilfe oder bei der Evakuierung aus Kriegsgebieten. Wir ermöglichen bedarfsorientierte, therapeutische Angebote, Kunsttherapie, Gruppenarbeit oder kindgerechter Trauerarbeit vor allem dort, wo es an diesen Angeboten mangelt. Gemeinsam mit unseren Partnern nehmen wir auch die gesellschaftlichen Bedingungen mit in den Blick, um uns an der Seite der Kinder und Jugendlichen weltweit für ihr Recht auf mentale Gesundheit einzusetzen.
Ihre Ansprechpartnerin

Anna Weber
Referentin Deutschland- und Europaprogramm