Chile: Kinder rufen die Politik zur Verantwortung
Die Rechte von Kindern stehen zwar auf dem Papier, aber ihre Umsetzung lässt oft zu wünschen übrig. Insbesondere in den chilenischen Armenvierteln wachsen Kinder statt mit guter Bildung und Sicherheit mit Bandenkriminalität, Gewalt und Armut auf. Die Organisation »La Caleta« hilft diesen Kindern, ihre Rechte durchzusetzen.
Ein chilenisches Sprichwort sagt: »Del dicho al hecho hay mucho trecho«. Auf deutsch: Vom Wort zur Tat ist ein weiter Weg. Dass politisch Verantwortliche diesen Weg gehen und die Rechte von Kindern in konkrete Taten umsetzen, ist das Ziel der Terre des Hommes-Partnerorganisation La Caleta.
»La Caleta« - so heißen in Chile die Buchten, die Seeleuten eine Zuflucht vor dem stürmischen Meer bieten. Als die Organisation 1985 entstand, herrschte noch die Militär-Diktatur unter Pinochet, und junge Oppositionelle wollten sich um die Jugend in den sogenannten Poblaciones, den Armenvierteln, kümmern. Viele von ihnen waren drogensüchtig. Sie schnüffelten Klebstoff, die Droge der Armen. Seitdem ist La Caleta in den Poblaciones verwurzelt und genießt das Vertrauen der Menschen.
Aber die Methoden, mit denen die Rechte von Kindern und Jugendlichen durchgesetzt werden, haben sich geändert: »Wir möchten, dass die Kinder sich organisieren und mobilisieren«, so David Ordenes, der vor 40 Jahren La Caleta gegründet hat. »Sie sollen ihre Rechte kennen und sich dafür einsetzen. Wir unterstützen sie dabei, ihre Forderungen zu formulieren und an die richtigen Stellen in der Kommune oder der Regierung zu übermitteln.«

»Wir brauchen mehr Freizeitangebote und mehr Grünflächen«
Dafür lassen die Kinder und La Caleta keine Gelegenheit aus. Zur Bürgermeisterwahl im Oktober 2024 überreichten sie den Kandidat*innen ihre Forderungen. Zum Beispiel: »Wir haben keine Spielplätze und keine Sportplätze.« »Wir brauchen mehr Freizeitangebote und mehr Grünflächen.« Und als die Stelle der Ombudsperson für Kinderrechte im Jahr 2023 neu besetzt wurde, schrieben sie Briefe an die zwölf Kandidat*innen und an die Senator*innen, die über die Besetzung entscheiden. Später gab es ein Treffen mit Anuar Quesille, der die Stelle nun bis 2028 innehat. Die Kinder legten ihm dar, was sie von ihm erwarten.
Auch wenn die Aktionen nicht immer erfolgreich sind und viele Politiker*innen nur leere Versprechungen und Fotos machen oder erst gar nicht antworten – La Caleta gibt nicht auf, den Staat auf seine Verantwortung gegenüber den Kindern und Jugendlichen hinzuweisen. »Wir müssen gemeinsam mit den Kindern darauf achten, dass die zuständigen Stellen ihren Job erfüllen«, so David Ordenes. »Es ist ihre Aufgabe, für die Durchsetzung der Kinderrechte zu sorgen.«