Deutschland: Aufnahme unbegleiteter Minderjähriger
Das Projekt stärkt die Ankunfts-, Unterstützungs- und Integrationssysteme für geflüchtete Kinder und Jugendliche, die ohne sorgeberechtigte Erwachsene nach Deutschland einreisen. Projektziel ist die an den Bedarfen der Praxis orientierte Beratung, Qualifizierung und Vernetzung von mit unbegleiteten Minderjährigen befassten Akteur*innen, damit diese wiederum zum Schutz, zum Wohl und zur gleichberechtigten Teilhabe der Kinder und Jugendlichen beitragen.
Direkte Zielgruppe sind Kolleg*innen aus Beratungsstellen, Fachkräfte aus Behörden, Justiz und öffentlichen sowie freien Trägern der Jugendhilfe als auch Ehrenamtliche, wie Vormundschaften, die mit unbegleiteten Minderjährigen befasst sind.
Projektmaßnahmen umfassen die Recherche zu sich ändernden Rechtsgebieten, eine Bedarfsanalyse und fortlaufende Beratungspraxis. Auch steht der Transfer von Wissen, die Vernetzung und die Qualifizierung von ehren- und hauptamtlich befassten Akteurinnen und Akteuren entsprechend der besonderen Bedarfe der unbegleiteten Kinder, Jugendlichen und jungen Volljährigen im Fokus. Schließlich finden Fachdialoge statt, um zu einer rechtskreisübergreifenden und vernetzten Kooperation der mit unbegleiteten Minderjährigen befassten Systeme beizutragen.
Projektpartner von Terre des Hommes ist der Bundesfachverband unbegleitete minderjährige Flüchtlinge e.V. (BumF). Das Projekt greift die Erfahrungen und guten Ansätze des Vorgängerprojekts („Vom Willkommen zum Ankommen“) auf und verstetigt diese.
Projektevaluierung
Die Evaluation zeigt, dass junge unbegleitete Geflüchtete in Deutschland in einem volatilen und von zahlreichen Herausforderungen geprägten Kinder- und Jugendhilfesystem ankommen. Hier wirken sich strukturelle Defizite, politische und gesellschaftliche Diskurse, gesetzliche Verschärfungen, Kostendruck und Fachkräftemangel negativ auf ihre Situation und Teilhabe aus.
Gesellschaftliche Debatten rahmen Flucht und Migration zunehmend als Problem, was zu Misstrauen gegenüber Schutzsuchenden führt, und Ausgrenzung und Diskriminierung verstärken. Praxisakteur*innen berichten von sinkender Bereitschaft zur Anerkennung kindeswohlorientierter Bedarfe und beobachten eine zunehmende Standardabsenkung in den Versorgungsstrukturen – abhängig von Unterbringungsform und Kommune. Dies führt zu einem Flickenteppich an Hilfsangeboten.
Besonders fordern komplexe asyl- und aufenthaltsrechtliche Fragen und Veränderungen die mit den jungen Geflüchteten befassten Akteur*innen heraus. Der Bedarf an Qualifizierung, insbesondere zu rechtlichen, genderspezifischen und rassismuskritischen Kompetenzen, ist hoch. Die erreichten Fachkräfte profitieren stark von den durch das Projekt angebotenen Fortbildungen, Beratungen und Vernetzung.
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