Indonesien
Beteiligung, Bildung und Schutz für arbeitende Kinder
Es ist noch nicht lange her, da fand Dika es ganz normal, dass er und seine Freunde arbeiteten, oft bis spät in die Nacht die Früchte von Ölpalmen ernteten oder ihren Eltern beim Verkauf halfen. Schließlich machten es fast alle Kinder im Dorf genauso selbstverständlich wie er.
In Damak Maliho, in der indonesischen Provinz Nordsumatra, sind die meisten Bewohner auf die Palmölplantagen angewiesen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Ernte braucht viele Hände. Dass auch Kinder auf den Plantagen helfen, ist deshalb Alltag; trotz der Gefahr von Unfällen – und obwohl viele dafür die Schule hintanstellen müssen.

Radika, der meist Dika genannt wird, erinnert sich an die Geschichte eines Freundes, der im ersten Jahr der High School von der Schule verwiesen wurde. Er war mehrfach im Unterricht eingeschlafen, weil er erschöpft von der Arbeit am Vortag war. Auf die Frage, warum so viel arbeitete, erklärte der Freund: Er müsse seiner Mutter helfen, die Familie zu ernähren. Die Eltern hatten sich scheiden lassen.
»Nicht, weil er arbeiten wollte, sondern für seine Familie«, sagt Dika. Für ihn ist das der Kern des Problems: Kinder, die eigentlich zur Schule gehen sollten, sind gezwungen, sie abzubrechen, um zu arbeiten.
Dika selbst liest und schreibt gern, übernimmt zudem gern Hausarbeiten – ein Kontrast zum vorherrschenden Bild in Damak Maliho: Hier gelten die Söhne als diejenigen, die schwere und harte Arbeit übernehmen können. Sie transportieren die Palmölfrüchte, manche brechen auch Steine oder reparieren Reifen. Als Dika zum ersten Mal den Wunsch äußerte, eine höhere Ausbildung zu absolvieren und Indonesischlehrer zu werden, lehnte sein Vater ab: Er sollte arbeiten.
Doch zugleich war Dika nicht der einzige Jugendliche im Dorf, dem der Konflikt von Schule und Arbeit zu schaffen machte. Mit anderen Mädchen und Jungen traf er sich bald im Child Advisory Committee (CAC) für Damak Maliho. Dort, bei Meetings am Essensstand, auf der Veranda oder im Gemeindezentrum, fand er den Freiraum, um Probleme offen anzusprechen und nach Lösungen zu suchen.
Er lernte, dass die harte Arbeit, die er von klein auf für normal gehalten hatte, in Wirklichkeit eine Verletzung seiner Rechte als Kind war. Gleichzeitig blieb für ihn klar, dass man nicht allen einfach verbieten konnte, zu arbeiten, wenn andere Einnahmequellen fehlten.
»Kinder sollten nicht arbeiten. Und wenn sie schon keine Wahl haben, brauchen sie wenigstens Zeit, um sich auszuruhen, zu spielen und zu lernen.«
PKPA – Das Zentrum für Bildung und Kindesschutz
(Pusat Kajian dan Perlindungan Anak)
In der Region um Medan City in Nordsumatra ist Kinderarbeit noch verbreitet. Gerade ärmeren Familien mangelt es an Alternativen, um den Lebensunterhalt zu decken. Da Kinderarbeit zudem oft im informellen Sektor und illegal stattfindet, sind diejenigen Kinder und Jugendlichen, die auf das Einkommen angewiesen sind, besonders anfällig für Ausbeutung und schlechte Behandlung: Es gibt Verbote, aber keine Strategie gegen die Ursachen der Armut.
Statt Kriminalisierung setzt die örtliche Kinderrechtsorganisation PKPA deshalb auf Dialog und Bestärkung der Kinder. Kinder und Jugendliche, die im informellen Arbeitssektor tätig sind, werden dabei unterstützt, in Gruppen wie den Child Advisory Committees ihre Situation und ihre Anliegen gegenüber Politik und Wirtschaft zu vertreten. Gleichzeitig leistet PKPA konkrete Hilfe – etwa durch Bildungs- und Gesundheitsangebote.
PKPA ist seit 2018 Terre des Hommes-Projektpartner.

Heute ist Dika 17 Jahre alt. Er ist einer der Sprecher des CAC in Damak Maliho, bald wird er nach Jakarta reisen, um seine Gemeinschaft bei der dortigen Konferenz zum Welttag gegen Kinderarbeit zu vertreten. Er wird auf die Gefahren der Kinderarbeit hinweisen, auf körperliche und seelische Folgen.
Gemeinsam mit dem CAC setzt er sich auch vor Ort in seiner Heimatregion dafür ein, dass die lokale Regierung mehr gegen Armut tut und Kinder aus armen Familien unterstützt. Er wünscht sich vor allem, dass bessere Arbeitsplätze entstehen, mit denen Eltern die Grundbedürfnisse ihrer Familien decken können, sodass die Kinder nicht mehr so lange und so hart arbeiten müssen.
Auch seine große Leidenschaft, das Schreiben, kann Dika weiterverfolgen. In der Schule hat er mehrere Schreibwettbewerbe gewonnen. Und seine Mutter unterstützt seinen Traum – sodass er noch immer auf ein Studium hoffen kann.
11.06.2025