Terre des Hommes zum Weltflüchtlingstag am 20. Juni
Osnabrück/Berlin 19.06.2025 – Mehr als 122 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht, 40 Prozent – mehr als 48 Millionen – sind Kinder. Diese Zahlen gehen aus dem Weltflüchtlingsbericht 2024 hervor, den das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) kürzlich veröffentlicht hat.
Die Zahl von Kindern, die weltweit fliehen müssen oder vertrieben werden, steigt damit um mehr als eine Million gegenüber 2023 an. Betrachtet man die vergangenen fünf Jahre, stieg die Zahl geflüchteter Kinder sogar um mindestens 13 Millionen. Der Anstieg fällt dabei in eine Zeit, in der Kahlschläge in den Etats staatlicher Entwicklungszusammenarbeit die Hilfen für Geflüchtete stark unter Druck setzen.
»Es ist eine zynische Katastrophe, dass die USA und mehrere europäische Länder, gerade auch Deutschland, die Mittel der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe in dem Moment radikal kürzen, in dem eine Rekordzahl von Menschen auf der Flucht ist und dabei unter Hunger, Durst und dem Mangel an medizinischer Versorgung leidet«, so Joshua Hofert, Vorstandssprecher der Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes. »Dass man Kinder, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden, nicht einfach ihrem Schicksal überlässt, darf schon aus humanitärer Sicht nicht in Frage stehen. Gleichzeitig ist die Hilfe für Geflüchtete und Vertriebene unverzichtbar, um Teufelskreise der Armut und immer neue Konfliktherde zu verhindern.«
Fluchtgründe sind vor allem Kriege und Konflikte: Die größten Gruppen Vertriebener bilden Menschen aus dem Sudan, aus Syrien, Afghanistan und der Ukraine. Der Sudan verzeichnete einen besonders drastischen Anstieg: Mehr als 3,5 Millionen Menschen wurden dort allein 2024 vertrieben oder zur Flucht gezwungen, insgesamt sind mehr als 14 Millionen auf der Flucht.
Terre des Hommes fördert derzeit Projekte für Geflüchtete aus allen genannten Ländern: etwa im Südsudan, wo die Partnerorganisation »Jesuit Refugee Service« geflüchtete Familien aus dem Sudan sowie Binnenvertriebene mit Lebensmitteln unterstützt und ihnen hilft, sich eine eigene Lebensgrundlage aufzubauen. Die Mittelkürzungen der Vereinigten Staaten hatten vor Ort spürbare Folgen: Kostenlose Schulspeisungen, für geflüchtete Kinder die oft wichtigste Mahlzeit des Tages, mussten in mehreren Regionen eingestellt werden. Die Partnerorganisation selbst musste einen Großteil der Mitarbeitenden entlassen.
»Im Südsudan zeigt sich die Notlage geflüchteter Menschen besonders drastisch: Die Lebensmittelhilfen reichten dort schon vor den Kürzungen nicht aus. Die Aufnahmegemeinden sind überlaufen und die Erwachsenen haben ohne Hilfe kaum Chancen, eine geregelte Arbeit zu finden. Die Folge ist, dass viele Kinder unterernährt sind, nicht zur Schule gehen können oder sogar selbst arbeiten müssen«, so Hofert.
»Das zeigt, dass Leben und Zukunft von Millionen von Kindern auf dem Spiel stehen. Terre des Hommes fordert deshalb die Bundesregierung und die Mitglieder des Bundestages auf, weiter lebensrettende Ressourcen bereitzustellen statt humanitäres Engagement wie angekündigt zu reduzieren. Wo andere Partner ausfallen, ist es umso entscheidender, dass wir wo immer möglich einspringen und fest an der Seite der Kinder bleiben.«