Deutschland
Junge Schutzsuchende in Erstaufnahme- und Folgeunterkünften
Jeder dritte Asylantrag 2024 stammte von einem Kind oder Jugendlichen – im Vorjahr waren es sogar noch mehr. Sie fliehen vor Krieg, Gewalt und Armut und sie brauchen Schutz. Doch in Deutschland erwartet sie oft Perspektivlosigkeit: beengte Unterkünfte, ein Alltag voller Unsicherheit und fehlende Förderung. Verschärfungen der Asylgesetze verschlimmern die Lage.
Studien zeigen: Das mangelhafte Aufnahmesystem behindert Integration und verletzt die Kinderrechte. Terre des Hommes macht die Perspektiven der Kinder und Jugendlichen sichtbar und steht zusammen mit Partnerorganisationen an ihrer Seite, um gemeinsam Verbesserungen zu erreichen.
Forderungen
Für eine kindgerechte Versorgung und Unterbringung schutzsuchender Kinder und Jugendlicher!
Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Schutz, Bildung und Privatsphäre. Die Unterbringung in Erstaufnahmeeinrichtungen und AnkER-Zentren verletzt diese Rechte systematisch.
Terre des Hommes fordert, die Wohnpflicht in diesen Einrichtungen für Familien mit Kindern auf maximal vier Wochen zu begrenzen. Dazu bedarf es einer Änderung des Asylgesetzes im Bund – bis dahin sollten die Bundesländer ihre Handlungsspielräume nutzen!
Das Leben auf engstem Raum in Gemeinschaftsunterkünften belastet Kinder und Jugendliche psychisch und physisch. Terre des Hommes fordert, dass schutzsuchende Familien dezentral und in eigenen Wohnungen untergebracht werden – unabhängig von Herkunftsland und Aufenthaltsstatus. Die Auflagen zum Wohnen in Gemeinschaftsunterkünften müssen abgeschafft und der Zugang zu kindgerechtem Wohnraum sichergestellt werden. Dazu braucht es auch die Förderung einer sozialen Wohnungspolitik!
Ohne Rechtschutz und andere kinderrechtliche Verfahrensgarantien können die Rechte von schutzsuchenden Kindern und Jugendlichen nicht gewahrt und ihr Wohl nicht gewährleistet werden.
Terre des Hommes setzt sich für Rechtsschutz für Minderjährige in allen Verfahrensschritten ein. Es braucht geschulte Fachkräfte, Vormundschaft und Rechtsbeistand von Anfang an sowie die Berücksichtigung des Prinzips »im Zweifel für die Minderjährigkeit«. Medizinische Methoden zur Alterseinschätzung lehnt Terre des Hommes ab – sie sind kinderrechtswidrig und unzuverlässig.
Das Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) schränkt die Autonomie und Teilhabe schutzsuchender Kinder und Jugendlicher massiv ein.
Terre des Hommes fordert die Abschaffung des AsylbLG und den gleichberechtigten Zugang zu sozialer Sicherheit, Teilhabe und Gesundheit für alle nach den Regelleistungen der Sozialgesetzbücher. Die Jugendhilfe muss gestärkt werden und bessere Zugänge für geflüchtete Kinder und Familien geschaffen werden. Stigmatisierende Bezahlkarten müssen abgeschafft werden.
Jedes Kind soll die Möglichkeit haben, die eigenen Potentiale bestmöglich zu entfalten. Ein Kind kann nichts dafür, in welche Familie und in welche Gesellschaft es geboren wird – und ob es vor Krieg, Krisen und Armut fliehen muss.
Terre des Hommes setzt sich zusammen mit Partnerorganisationen in mehr als 40 Ländern für gute Bedingungen des Aufwachsens und der kindlichen Entwicklung ein und fordert von den Regierungen weltweit, insbesondere benachteiligte Kinder zu stärken – auch in einem Land mit viel Vermögen, wie Deutschland.