Terre des Hommes-Bericht zum Weltkindertag am 20. September
Anlässlich des Weltkindertages am 20. September macht die Kinderrechtsorganisation Terre des Hommes auf die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen in Afghanistan aufmerksam und betont die Schutzverantwortung Deutschlands. Der hierzu neu erschienene Bericht »Sie sehen uns nicht als Menschen – Warum Kinder aus Afghanistan nach Deutschland fliehen« bietet Informationen zur aktuellen kinderrechtlichen Situation in Afghanistan und lässt Kinder und Jugendliche aus Afghanistan zu Wort kommen, die in Deutschland Schutz suchen mussten.
So spricht zum Beispiel der heute achtzehnjährige Najib* über die Zwangsrekrutierungen von Jugendlichen durch die Taliban in seiner Heimatstadt: „Alle wussten, was das heißt: Sie zwingen dich, für sie zu arbeiten, als Kämpfer, oder schlimmer – sie misshandeln und vergewaltigen dich.“ Die mittlerweile neunzehnjährige Chakawak* hingegen floh vor der Zwangsverheiratung mit einem Talib, zu der sie ihr eigener Vater zwingen wollte: »Er sagte, ich sei eine Schande für die Familie und für alle Frauen in Afghanistan. Weil ich den Taliban nicht gehorche. Weil ich frei leben will.«

»Statt Verhandlungen mit den Taliban über Abschiebungen nach Afghanistan zu führen, sollte die Bundesregierung sich für faire Asylverfahren einsetzen.«
Joshua Hofert, Vorstandssprecher von Terre des Hommes, kommentiert: » Mit der erneuten Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 hat sich die Situation im Land insbesondere auch für Kinder und Jugendliche dramatisch verschärft. Der Bericht zeigt eindrücklich, warum Kinder aus Afghanistan fliehen müssen. Doch anstatt angesichts dieser Realität Hilfe zu leisten wie ursprünglich versprochen, stoppt die Bundesregierung Aufnahmeprogramme für besonders gefährdete Menschen aus Afghanistan weitgehend. Selbst Familien mit Aufnahmezusagen aus Deutschland warten derzeit verzweifelt in Pakistan, einige wurden bereits nach Afghanistan abgeschoben. Das ist absolut zynisch und menschenverachtend, wenn man berücksichtigt, was Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Afghanistan erleiden müssen.«
Die Geschichten der Jugendlichen zeigen, wie wichtig sichere Fluchtwege wie Aufnahmeprogramme oder der Familiennachzug angesichts der massiven Gefahren in Afghanistan für Kinder und Jugendliche sind. »Statt Verhandlungen mit den Taliban über Abschiebungen nach Afghanistan zu führen, sollte die Bundesregierung sich für faire Asylverfahren einsetzen und die spezifischen Fluchtgründe von Kindern berücksichtigen. Wir fordern sichere Fluchtwege nach Deutschland, damit Kindern dauerhafter Schutz und gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht wird«, so Hofert.
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