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»Reduce, Reuse, Recycle. Das ist das Wichtigste.«

Laos: Wenn Kinder die Natur schützen, um sich selbst zu schützen


Provinz Salavan, Süd-Laos: 17 Schülerinnen und Schüler aus dem Dorf Horkong haben sich für ihre heutige Unterrichtseinheit etwas Besonderes überlegt: Sie pflanzen Bambus-Setzlinge am Fluss. Xan, 15 Jahre, hat den Gemeinderat überzeugt, die Setzlinge zu beschaffen und herzubringen. Aber die Hand- und Pflanzarbeit ist Sache der Kinder und Jugendlichen.

»Wir gehen natürlich am liebsten nach draußen, um zum Beispiel Bäume zu pflanzen. Der Bambus hier am Fluss speichert in seinen Wurzeln viel Wasser, das dann in der Trockenzeit den Boden stabilisiert und den umliegenden Bäumen hilft.«
Xan

Xan ist die Sprecherin der Umwelt-Gruppe an der Schule in Horkong. Sie ist seit zwei Jahren dabei. Inzwischen – und als eine der »Älteren« im Team – gibt sie ihr Wissen auch an die Jüngeren weiter.

»Bevor ich in die Jugendgruppe kam, wusste ich nicht einmal, was meine Rechte sind. Jetzt weiß, was meine Rechte bedeuten, besonders das Recht auf Gesundheit und das Recht auf eine saubere Umwelt. Ich habe vieles über die Umwelt gelernt, das mir jetzt hilft.«
 

Im Einsatz gegen Plastikmüll und Schadstoffe

Salavans Umweltprobleme sind vielfältig, konkret – und besonders für jüngere Kinder gefährlich. Die größten Herausforderungen? Xan muss nicht lange überlegen: »Nummer eins: Plastik und Abfall. Nummer zwei: Unkrautvernichter und andere Chemikalien. Beides bleibt sehr lange in der Umwelt. Und beides verschmutzt das Wasser.«

 

Die Chemikalien stammen aus der Landwirtschaft, für viele Familien die wichtigste Nahrungs- und Einkommensquelle. Besonders beim Maniok-Baum kommen Pestizide und Unkrautvernichter zum Einsatz, die den Ertrag erhöhen – die oft aber auch so gesundheitsschädlich sind, dass sie längst verboten wurden. Nach der Ernte werden die Stämme meist einfach verbrannt, die Schadstoffe gelangen in Luft, Erde und Wasser. Und das hat Folgen, besonders für kleinere Kinder: Häufige Krankheitsbilder sind schwerer Hautausschlag und chronischer Husten.

»Es gibt Gesetze und Regeln. Ich weiß jetzt, dass einige der eingesetzten Mittel in Laos illegal sind. Ich habe auch den Erwachsenen schon erklärt, dass manche Chemikalien aus gutem Grund verboten sind. Und einige der Maniok-Plantagen sind sehr nah an einem kleinen See, an dem die Menschen Fische fangen. Spätestens damit werden die Chemikalien richtig gefährlich für uns alle.«

Und das Plastik? Ein System zur Müllentsorgung existiert in Salavan nicht. Haushaltsmüll wird in aller Regel einfach am Straßenrand verbrannt. Die Reststoffe werden vom Regen weggespült und landen ebenfalls in Grundwasser, Flüssen und Seen. 

»Etwa einmal pro Woche machen wir deshalb eine Müllsammel-Aktion – wir räumen weg, was an Wegen und Häusern liegt«, berichtet Xan. Das Beste sei aber, wenn der Müll gar nicht erst dort lande: »Reduce, Reuse, Recycle [Deutsch: Reduzieren, Wiederverwenden, Recyclen]. Das ist für uns das Wichtigste.«

Schulen als Dreh- und Angelpunkt für Naturschutz und Verantwortung

Dass Xans Umwelt-Jugendgruppe bestehen konnte, geht auf Starthilfe der Terre des Hommes-Partnerorganisation »Association for Community Development«, kurz ACD Laos, zurück. ACD Laos führt Trainings für engagierte Lehrer*innen durch (»Training of Trainers«). Es gibt Lernmaterial und praktische Anleitungen zum Umwelt- und Gesundheitsschutz für Kinder. ACD hilft auch bei den Meetings der Gruppen und der Organisation von Aktionen, insbesondere der wöchentlichen Müllsammel-Aktion. 

ACD Laos ist zugleich Teil eines länderübergreifenden Umweltschutz-Netzwerks »ECR Mekong«, das über Terre des Hommes vor allem vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wird. Das Ziel: Den Umwelt- und Klimaschutz vor Ort zu stärken, die Gesundheit von Kindern zu schützen und so letztlich zu verhindern, dass kommende Generationen die Rechnung für die Abholzung und Verschmutzung von heute zahlen müssen.

Dreh- und Angelpunkt sind ausgewählte Schulen, die zu sogenannten »Eco-Schools« umgestaltet werden. Hier lernen nicht nur die Kinder: Die Schulen selbst werden auch dabei begleitet, sich zu Vorbild-Orten des Umwelt- und Gesundheitsschutzes zu entwickeln. Es gibt Mülltrennung, um den harmlosen Papier- und Bio-Müll von Plastik zu trennen, Schulgärten, in denen nachhaltige Anbaumethoden erprobt werden – und Wasserspender, die zumindest hier die Versorgung mit sauberem Trinkwasser sichern.

Praktisch nebenbei hat das Projekt damit in Laos damit sogar noch etwas anderes erreicht. So berichtet Sone, ACD-Projektmanager und Ansprechpartner für die Jugendgruppen: »Wir sehen einen neuen Elan. Die Lehrerinnen und Lehrer haben neue Blickwinkel und kennen neue Methoden. Die Lernqualität steigt, sodass sogar Jugendliche, die die Schule eigentlich schon abgebrochen haben, nun zurückkehren. Es ist sonst nicht üblich, dass die Schülerinnen und Schüler so viel Raum bekommen, sich zu engagieren und kreativ zu sein.«  
 

Botschaften von Schülerinnen und Schülern aus Laos

»Bitte hört auf, Wälder abzuholzen. Versucht lieber, neue Bäume zu pflanzen. Ich möchte auch alle darum bitten, nicht mehr so viel Plastik zu nutzen und Plastikmüll zu verursachen.«
Xan
 

»Maniok und Kautschuk bedeuten viel für Laos. Aber wenn wir sie abholzen und verbrennen wie bisher, erzeugt das viel Staub und Schadstoffe. Es wäre mir wichtig, dass die Leute verstehen, wie belastend das gerade für Kinder ist.«
Kina
 

»Meine Eltern haben einen kleinen Laden. Als wir noch Plastiktüten verteilt haben, haben die Kunden sie oft einfach direkt auf die Straße geworfen, sobald wir das Haus verlassen hatten. Wir müssen das ändern.«
Khannitha
 

 

»Viel Luftverschmutzung entsteht hier durch das Fällen und Verbrennen von Bäumen. Ich wünsche mir, dass die Menschen mit der Brandrodung aufhören.«
Pheo
 

»Ich möchte alle bitten, ihren Müll nicht überallhin zu werfen. Besonders ins Wasser. Das Wasser ist unser Leben und wir müssen aufhören, es zu verschmutzen.«
Phoudthasone
 

»Ich wünsche mir, dass die Menschen nicht länger die Wälder zerstören. Wenn es keine Wälder mehr gibt, wird nichts mehr so sein wie vorher.«
Saylom

14.11.2025