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Eine lange Busfahrt, Spargel und Meerschweinchen

Heute geht es von Ayacucho zurück an die Küste in das knapp 1.000 km entfernte Ilo, wo uns der terre des hommes-Projektpartner LABOR erwartet. Veranschlagt sind 14 Stunden reine Fahrzeit in zwei Kleinbussen, und planen ein paar touristische Pausen ein, damit sich die Fahrt auch lohnt. Also: 5 Uhr Abfahrt, geplante Ankunft in Ilo gegen 22 Uhr .

Alles läuft wie am Schnürchen und wir erleben einen wunderbaren Sonnenaufgang auf der Passhöhe von Apacheta. Zum Frühstück um 9 Uhr haben wir die größten Höhen schon hinter uns gelassen und besichtigen die auf den Mauern eines Inka-Tempels errichtete Kirche von Huaytara. Wir erreichen wie geplant die Küstenwüste und machen Mittag bei der Oase Huakachina. Sie liegt mit ihren Palmen und Blumen wie eine grüne Perle mitten zwischen hohen Sanddünen.

Jeder tut hier, was er mag: Unser Mitreisende Gabi faulenzt in der Hängematte, andere probieren peruanische Spezialitäten wie Chicha (Saft aus rotem Mais mit Kanehl)  oder Meerschweinchen vom Grill. In Nasca mit seinen berühmten Linien haben wir einen sehr kurzen Aufenthalt, aber der stimmungsvolle Sonnenuntergang in dieser magischen Landschaft entschädigt uns dafür.

Auf der Fahrt in die Nacht diskutieren wir unsere Eindrücke: Nach der Ruhe und Genügsamkeit der andinen Bergwelt in das laute, hektische Leben an der großen Küstenstraße einzutauchen ist wie ein Schock. Und wie muss es dann den Arbeitsmigranten gehen, die aus dem Hochland in die Slums der großen Städte getrieben werden. Aufgefallen sind uns auch die riesigen grünen Quadrate mitten in der Sandwüste, die mit Maschinen beackert werden. Was dort wächst? Überwiegend Spargel, denn der braucht ja Sandboden. Der Spargel, den wir dann in deutschen Supermärkten für 2,90 € pro Pfund billig kaufen können.

Ein Fluss ist jedoch nicht in der Nähe. All das Wasser, das diese hochtechnisierte Landwirtschaft benötigt, kommt aus einer Grundwasserblase. Dies ist nun »moderne« Landwirtschaft, der absolute Gegenentwurf zu dem Leben, das wir in den letzten Tagen kennengelernt haben. Hier wird verschwenderisch mit allen Ressourcen umgegangen, ohne an die Konsequenzen zu denken. Wir erfahren von unseren peruanischen Begleitern, dass der Grundwasserspiegel in der Gegend schon so weit abgesunken ist, dass die Oase Huakachina, die wir am Mittag so genossen haben, nur noch eine Fata Morgana ist. Das Trugbild erhalten zwei Tanklaster mit Wasser am Tag aufrecht, die ihre Ladung in die Lagune abgeben. Und der Gemüseanbau dehnt sich weiter aus, Parzellen werden in großem Umfang vorbereitet. Wo soll das enden?

Unsere Reise durch die Nacht geht weiter. Immer wieder halten wir an Kontrollposten der peruanischen Verkehrspolizei, immer wieder findet die eine Kleinigkeit, die die vorige Kontrolle wohl übersehen hat, immer wieder sind ein paar Soles fällig, damit wir weiterfahren können. Später nimmt uns die Hygienepolizei, die ebenfalls Kontrollen durchführt, noch unsere Tomaten und Mandarinen ab, damit wir keine Schadinsekten einführen und damit die landwirtschaftlichen Monokulturen gefährden.

Und auch mit unserer Reiseplanung stimmt etwas nicht. Als wir um 1 Uhr morgens bei einer der Kontrollen die Straßenpolizisten fragen, wie weit Ilo sei, erzählen die uns heiter weiteren sechs Stunden Fahrt. Uns so kommt es dann auch: Gegen 7.30 Uhr morgens sind wir endlich in Ilo, wo auf der Dachterrasse des Hotels schon das Frühstück auf uns wartet. Die frische Luft, die schöne Kulisse des Hafens und die Nachricht, dass unser Programm erst gegen Mittag losgehen soll, versöhnt uns mit der durchfahrenen Nacht.

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