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Simbabwe: Cutes Corona-Blog

Hallo Welt! Da bin ich wieder!

Ich bin's, Cute! Vor einem Jahr habe ich zum Kinderrechtetag schon einmal geschrieben. Ich bin jetzt 17 Jahre alt. Ich lebe immer noch in einer kleinen ländlichen Gemeinde namens Seke in Simbabwe mit meiner Mutter und meiner kleinen Schwester.

Wie hat sich die Covid19-Pandemie in den letzten zwölf Monaten auf mein Leben und das meiner Mitschüler*innen ausgewirkt?

Wie ich bereits im letzten Jahr geschrieben habe, ist meine Mutter selbstständig, wie viele andere Menschen in meiner Gemeinde. Die Lockdowns wegen der Covid Pandemie bedeuteten also, dass unser Stand auf dem örtlichen Markt geschlossen wurde. Es kam kein Geld mehr herein und wir konnten uns nur zwei kleine Mahlzeiten pro Tag leisten. Das war im ersten Lockdown so und im zweiten dann auch. Bis heute konnte meine Mutter den Stand nicht mehr aufbauen. Alles ist noch schwieriger als vor einem Jahr.

Sauberes Wasser ist immer noch ein großes Problem in meiner Gemeinde. Wir haben einfach zu wenig Brunnen. Deshalb stehen wir Jugendlichen um vier Uhr morgens auf, um uns in die langen Warteschlangen an den Brunnen einzureihen. Und selbst dann gibt es keine Garantie, dass man Wasser bekommt. Die Männer, die die Wartschlangen beaufsichtigen, verlangen oft sexuelle Gefälligkeiten von uns Mädchen. Dann bekommt man einen Platz weiter vorne. Wer nicht mitmacht, hat keine andere Wahl, als das wenige Geld, das wir haben, für Wasser statt für Essen auszugeben. Es gibt keine neuen Brunnen, also hat sich nichts geändert!

Während der Lockdowns waren die Schulen geschlossen. Alle redeten von Online-Unterricht. Aber dafür braucht man ein Smartphone und Geld, um den Internetzugang zu bezahlen. Für meine Mitschüler*innen und mich ist das eine Illusion, und ich weiß, dass es den meisten hier so geht. Wir können es uns einfach nicht leisten. Ein Jahr ist vergangen, und Online-Unterricht ist für die meisten von uns immer noch unerreichbar.

Ich habe eine kleine Umfrage gestartet, als viele Freundinnen darüber sprachen, dass sie keine Binden kaufen können. Ich fand heraus, dass sich neun von zehn Mädchen keine Damenbinden leisten konnten. Aus Verzweiflung benutzten sie irgendwelche Lappen, ungesundes Material. Ich weiß, dass es vielleicht verpönt ist, die ganze Welt auf dieses Problem hinzuweisen, aber für ein heranwachsendes Mädchen sind Damenbinden eine absolute Notwendigkeit. Wir haben ein oder zwei Spenden erhalten, aber nach einem Monat stehen wir wieder vor denselben Problemen!

Wegen all dieser Probleme nehmen viele Kinder Drogen und manche prostituieren sich. Wir sind in einer verzweifelten Situation, die meisten Kinder haben die Hoffnung verloren.  Alle Welt spricht von Lockdowns, um Infektionen und den möglichen Tod zu vermeiden. Welchen Sinn hat das für Kinder, die nicht wissen, ob es morgen noch etwas zu essen gibt und die Angst haben, vor Hunger zu sterben? Es ist wirklich schlimm!

Was muss getan werden? Bitte helft uns, Brunnen zu bohren. Das ist dringend notwendig und sollte Priorität haben! Bitte macht Online-Unterricht für alle zugänglich, damit wir alle davon profitieren können, ob reich oder arm. Ich wünschte, jemand könnte uns helfen, Damenbinden selbst herzustellen, zum Beispiel in der Schule. Dann würden wir niemanden mehr mit dieser Sache behelligen! Unsere Eltern brauchen dringend Arbeit! Sonst werden noch mehr von uns hungern oder aus Frustration Drogen nehmen und ihren Körper verkaufen!

Ich werde dieses Jahr den Schulabschluss machen. Bitte wünscht mir Glück! Ich brauche es! Nach dem zweiten Lockdown bleiben uns nur noch zwei Monate zum Lernen, bevor die Prüfungen beginnen! Ich besuche so viele Kurse und Nachhilfestunden, dass ich manchmal Angst habe, mein Kopf explodiert!

Übrigens ein herzliches Dankeschön an die Organisatoren des Joining-Forces-Events letztes Jahr am UN-Kindertag. Sie haben meinen einfachen Beitrag genommen und einen Blog in meinem Namen erstellt! Als sich all diese VIPs namentlich bei mir bedankten, weil sie meine Lebensgeschichte gelesen hatten, habe ich vor Freude geweint! Als ich an der virtuellen Veranstaltung teilnahm und mit so vielen engagierten Frauen aus der ganzen Welt in Kontakt kam, war das eine lebensverändernde Erfahrung! Trotz allem, was ich gerade durchmache, hat es mir gezeigt, was ich erreichen kann!

Ein besonderer Dank geht an das Projekt »Citizen Child Youth Media«, das in unsere Gemeinde kam und uns zeigte, wie wir die Medien nutzen können, um als Kinder gehört zu werden. Ich kann immer noch nicht glauben, dass die Welt mir zuhört, einem einfachen Mädchen aus dem ländlichen Simbabwe!

Wie immer eine herzliche Umarmung für jedes Mädchen, das jeden Tag darum kämpft, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft am Leben zu erhalten. Die Zukunft gehört uns!

 

Cute ist Teil des von terre des hommes geförderten Projektes »Citizen Child Youth Media«: Gemeinsam bringen Jugendliche ihre Anliegen und Forderungen an die Öffentlichkeit.

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