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Nüsse, Gewürze, Früchte, Säfte

Weltweit arbeiten fast 70 Prozent der Kinderarbeiter*innen in der Landwirtschaft. Die meisten von ihnen helfen auf der elterlichen Farm, hüten etwa Tiere oder helfen bei der Ernte. Etwa zehn Prozent der Kinderarbeiter*innen schuftet für den Export, also auf Plantagen und Farmen, die für den Weltmarkt produzieren. Kaum ein Obst oder Gemüse, Gewürz oder Getreide wird nicht auch von Kindern angebaut und geerntet. In der Türkei etwa arbeiten Kinder nach Angaben des amerikanischen Arbeitsministeriums bei Anbau und Ernte von Baumwolle, Haselnüssen, Zitrusfrüchten, Zuckerrüben, Kreuzkümmel, Erdnüssen, Linsen, Aprikosen, Melonen und Kirschen. In den USA arbeiten nach Angaben der privaten National Farm Workers Ministry zwischen 500.000 und 800.000 Kinder in der Landwirtschaft. Genaue Zahlen gibt es nicht und Human Rights Watch prangert gesetzliche Lücken an, die bereits 12-Jährigen erlauben, Vollzeit auf Farmen zu arbeiten. Kinderarbeit in der Landwirtschaft ist häufig schwer und gefährlich, denn Kinder tragen große Lasten, müssen auf wackelige Leitern steigen, verwenden scharfe Macheten oder Messer und arbeiten von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang und somit viel zu lange. Sie sind dabei oft auch giftigen Stoffen ausgesetzt, wie etwa Pestiziden und Fungiziden. In den USA kommt es jedes Jahr zu etwa 4.700 Arbeitsunfällen von Kindern in der Landwirtschaft, davon sind einige sogar tödlich.

Haselnüsse
75 Prozent der weltweit angebauten Haselnüsse wachsen in der Türkei. Während der Erntezeit zwischen August und September pflücken hunderttausende Wanderarbeiter*innen. Laut der Zertifizierungsorganisation Rainforest Alliance sind 40 Prozent von den Erntearbeiter*innen zwischen 15 und 18 Jahren alt und zehn Prozent jünger als 14 Jahre, insgesamt arbeiten rund 200.000 Kinder und Jugendliche bei der Haselnussernte. Häufig ziehen sie gemeinsam mit ihren Eltern zur Nussernte. Viele von ihnen sind Kurden aus dem armen Osten des Türkei, Flüchtlinge aus Syrien oder dem Irak. Nüsse zu ernten ist Schwerarbeit und deshalb für Minderjährige in der Türkei verboten.

Bananen, Zitrusfrüchte, Säfte und Smoothies

Kinder arbeiten bei der Orangenernte in Brasilien, dem größten Anbauland für Orangen. Auch auf Bananenplantagen sind immer wieder Kinder im Einsatz. Weil die Jobs rar sind und die Menschen arm, arbeiten die meisten Pflücker*innen zu Hungerlöhnen und im Akkord. Häufig ziehen ganze Familien von Ernte zu Ernte. Insgesamt arbeitet etwa die Hälfte der 998.000 brasilianischen Kinderarbeiter*innen in der Landwirtschaft bei Anbau und Ernte von Acai, Bananen, Zitrusfrüchten, Kakao, Kaffee, Mais, Baumwolle, Maniok, Mate Tee, Ananas, Reis, Sisal, Soja, Zuckerrohr und Tabak. Kinderarbeit auf Bananen- und Orangenplantagen gehört zu den schlimmsten Formen der Kinderarbeit. Die Arbeit ist für Kinder zu schwer und zum Teil gefährlich und gesundheitsgefährdend, weil sie mit giftigen Stoffen (Pestizide) in Berührung zu kommen. Die schlimmsten Formen der Kinderarbeit sind in jedem Land der Welt verboten.

Gewürze: Kinderarbeit von Chilli bis Vanille
Der Marktpreis für Gewürze deckt häufig nicht einmal die Produktionskosten. Bei Anbau und Ernte verschiedener Gewürze ist Kinderarbeit belegt:

  • Kreuzkümmel in der Türkei
  • Chillischoten in Mexiko und Indien
  • Knoblauch aus Argentinien
  • Sesam aus Paraguay
  • Vanille aus Madagaskar und Uganda

Weitere menschenrechtliche Risiken und Umweltbelastungen
Erwachsene Land- und Erntearbeiter*innen leisten häufig sehr viele Überstunden, werden weit unterhalb des Mindestlohnes bezahlt und bekommen keinerlei soziale Absicherung, wie etwa Kranken- oder Unfallversicherung. Dies ist einer der Gründe, warum Eltern die Kinder zum Arbeiten hinzuziehen: gemeinsam ernten sie mehr und bekommen so etwas mehr Geld. Häufig sind Erntehelfer*innen Wanderarbeiter*innen und werden an ihrem Arbeitsort nicht registriert. So fühlen sich die Landwirte und deren Gemeinden nicht zuständig, zum Beispiel für die Gesundheitsversorgung oder für die Betreuung der Kinder. Die Erntehelfer*innen leben häufig in provisorischen Zelten ohne sauberes Trinkwasser oder sanitäre Anlagen und ohne jegliche Betreuung oder Bildungsangebot für die Kinder. Der Einsatz von Pestiziden beim Anbau von Gewürzen und Früchten schädigt vor allem die Landarbeiter*innen, die Tag für Tag verschiedenen Giften ausgesetzt sind, oft ohne es zu wissen.

Die Landwirtschaft ist ein Haupttreiber für den weltweiten Verlust der Biodiversität und für etwa ein Drittel der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Nicht nachhaltige intensive Landwirtschaft, Massentierhaltung, die Umwandlung von Wald in Ackerland (etwa für den Anbau von Soja und Palmöl) führen zu massiven ökologischen Schäden.

Darauf können Sie beim Einkauf achten: Produkte aus Fairem Handel
Der Faire Handel bietet Bananen, Gewürze, Nüsse, Trockenfrüchte, Säfte und Smoothies, Wein und Blumen. Fairer Handel unterstützt Kleinbauern und Plantagen, die sich an grundlegende Arbeitsrechte halten, wie das Verbot ausbeuterischer Kinderarbeit. Im Unterschied zu Sozialsiegeln zahlt der Faire Handel höhere Preise für landwirtschaftliche Produkte: Kleinbäuer*innen und Plantagenarbeiter*innen verdienen fairere Löhne. Allein die bessere Bezahlung wirkt gegen Kinderarbeit. Denn Eltern, die genug verdienen, können ihre Kinder zur Schule schicken und müssen sie nicht zur Arbeit auf dem Feld mitnehmen. Zusätzlich zahlt der Faire Handel einen Aufschlag. Damit finanzieren Kooperativen etwa Schulen oder Krankenstationen. Viele Fairtrade-Produkte stammen aus biologischem Anbau. Im Vergleich zu konventionell erzeugten Produkten weisen viele Fairtrade-Produkte eine günstigere Klimabilanz auf.
Produkte aus Fairem Handel sind in fast allen Supermärkten, in Bio- und Weltläden, in Online-Shops und Feinkostgeschäften zu finden.
Weitere Infos: FairTrade Produkt- und Händlerfinder:

Weitere Fairtrade Zertifizierer und Händler:

Rainforest Alliance
Der grüne Frosch auf dem Siegel der Rainforest Alliance steht für nachhaltige Landwirtschaft und den Erhalt der Artenvielfalt. Der Rainforest Standard enthält ökologische und soziale Kriterien, darunter die Kernarbeitsnormen inklusive des Verbots von Kinderarbeit, integrierte Umweltmanagementsysteme, Gewässer- und Tierschutz. www.rainforest-alliance.org