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Dörfer blühen auf

Simbabwe: Ein Programm zur ländlichen Entwicklung

Es ist paradox: Ausgerechnet auf dem Lande gibt es weltweit am meisten Hunger und Mangelernährung. Zum Beispiel im seit Jahren krisengeschüttelten Simbabwe. Dort leben die beiden Freunde Simba und Joseph. Sie haben oft ihren Spaß zusammen, obwohl ihr Alltag gar nicht rosig aussieht: Längst nicht jeden Tag können sie sich satt essen, besonders in der Mangelperiode von September bis Mai, denn die Ernten sind in ihrer Heimat Mashonaland in den letzten Jahren immer schlechter geworden. Mehrere wirtschaftliche und klimatische Krisen sind zusammengekommen und haben einen Teufelskreis von landwirtschaftlichem Niedergang und dramatischer Verelendung ausgelöst.

Bauern verkaufen ihren Besitz
Eine Konsequenz: Es ist kaum noch Bargeld im Umlauf. Die Bauern verkaufen ihre Ochsen und Stück für Stück auch ihren übrigen Besitz. Niemand hat Geld, um Ersatzteile für den Brunnen zu kaufen oder einen Arzt oder Lehrer zu bezahlen. Die Kinder werden krank, weil sie verschmutztes Wasser trinken müssen; die Schule fällt ohnehin meistens aus. Wenn die Eltern an Aids sterben, schlagen sich die Kinder allein durch oder werden von einer Großmutter versorgt.

Simba und Joseph sind trotzdem fröhlich; gemeinsam fallen ihnen viele Streiche ein. Es ist, als ob sie ahnten, dass sich für sie bald Einiges zum Guten wendet, denn die Dorfversammlung hat beschlossen, sich einem Dorfentwicklungsprogramm der Organisation SAFIRE anzuschließen, das von terre des hommes und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wird. Seither sprechen die Erwachsenen viel von Gemüse- und Kräutergärten, von neuen Techniken zur Bodenvorbereitung, damit mehr Wasser gespeichert wird, von Mulchen, Mischfruchtanbau und preiswertem Saatgut.

Mais und Bohnen
Es ist jetzt richtig was los im Dorf: Überall werden neue Beete angelegt und Zäune gezogen. Die Dorfbewohner bauen neben Mais und Sorghum jetzt auch Bohnen, Erdnüsse, Kürbisse und Melonen an, und rings um die Beete soll Vetiva-Gras als Ziegenfutter wachsen. Brunnen werden repariert, und danach soll es sogar selbst gebaute Bienenkästen geben. Nach und nach werden zusätzlich Hunderte von Moringa-Bäumen im Dorf gepflanzt. Rinde, Wurzeln und vor allem die Blätter dieses Wunderbaums haben enorm hohen Nutzen für die Ernährung: Mit 100 Gramm frischen Moringablättern am Tag können Joseph und Simba ihren gesamten Kalziumbedarf, einen Großteil des Eisen- und die Hälfte ihres Eiweißbedarfs decken.

Ernten haben sich verbessert
Das Programm von SAFIRE war in anderen Dörfern schon sehr erfolgreich. Der Trockenheit und Nährstoffarmut zum Trotz wurden die Ernten besser, die Menschen konnten sich wieder selbst versorgen, der Hunger ging zurück. Das neue Projekt soll neben Simbas und Josefs Dorf elf weitere Landgemeinden mit insgesamt 3.000 Haushalten unterstützen, bis sie auf eigenen Füßen stehen. Landwirtschaftliche Experten und lokale Gemeindearbeiter beraten die Bevölkerung. 300 Bauern und Bäuerinnen erhalten eine gründliche Fortbildung als Multiplikatoren, sogenannte Kontaktfarmer. Daneben gibt es Trainingsprogramme, etwa zum Thema Konservierung mit dem Solartrockner. Pumpen-Komitees übernehmen die Verantwortung für das Brunnenmanagement und sorgen mit entsprechender Fortbildung für Wartung und Reparaturen. Alle Dorfbewohner sind auf diese Weise in das Programm einbezogen.

Das Programm von SAFIRE verwirklicht bereits das, was die Weltbank in ihrem aktuellen Bericht Agroecology and the Right to Food eindringlich fordert: Nur mit einem Wandel von konventioneller Landwirtschaft hin zu naturgemäßen, preiswerten Anbaumethoden könne der Hunger für eine Milliarde Menschen beendet werden.

Geräte werden angeschafft
Konventionelle Landwirtschaft erfordert enorme Investitionen in Agrarmaschinen, Saatgut und Dünger. Der Ansatz von SAFIRE ist zwar viel billiger, aber ganz ohne Geld geht es auch hier nicht: Ein Sack Zement für neun Euro reicht aus für eine Sanitäranlage, die in Eigenarbeit aus selbst gebrannten Ziegeln gebaut wird. Ersatzteile für eine Pumpe sind mit durchschnittlich 200 Euro deutlich teurer. Gemeinschaftlich genutzte Handmühlen für Kinder-Vitaminbrei kosten 200 Euro, Solartrockner 50 Euro. Diese Geräte werden angeschafft, damit die Nährstoffe von Kräutern und Früchten besser genutzt werden. Für Beratung und Trainingsseminare werden Honorare und Fahrtkosten benötigt.

Eine wichtige Errungenschaft sind die neuen Schul- und Kinderschutzkomitees in jedem Dorf. Hier übernehmen auch Kinder selber Verantwortung: Jedes Kinderschutzkomitee besteht aus vier Mädchen und vier Jungen zwischen zwölf und 16 Jahren, acht Elternvertretern und neun Vertretern der Gemeinde. Sie bekommen Grundkenntnisse in Rechtsfragen vermittelt und leiten Verstöße gegen die Kinderrechte an die örtlichen Behörden weiter.

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