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Theater gegen Gewalt

Das Vertrauen in eine kleine Initiative hat sich gelohnt

Es begann mit einigen Fragezeichen und einer mutigen Entscheidung: Sollte terre des hommes wirklich eine kleine Theatergruppe in Mabvuko, einem ärmlichen Vorort von Harare, fördern? »Mit Theater gegen Kindesmissbrauch« – würde dies funktionieren? Kann man wirklich Kinder schützen, indem man sie in kulturelle Aktivitäten wie Schauspiel, Musik und Gedichte einbindet?

Initiator der Partnerschaft mit dem »Community Arts Project« (CAP) war deren Direktor Fortune Rego, selbst Schauspieler und seit seiner Jugend Verfasser kleiner Stücke. Am Anfang musste er viel Überzeugungsarbeit gegenüber terre des hommes leisten: »Ich hatte ein Konzept samt Video zu unserer Arbeit in der Schublade. Es hat einige Mühe gekostet, terre des hommes von unserem Projekt zu überzeugen«, so Fortune Rego. Nicht jedoch, ohne zuvor in intensiven Diskussionen gemeinsam die Förderung von Kinderrechten als zentrales Projektziel herausgearbeitet zu haben. Ende 2005 war schließlich der Antrag eingereicht, bewilligt und der erste Vertrag zwischen CAP und terre des hommes unterzeichnet. Wenige Monate später war die Mobilisierung von Jugendclubs in Schulen bereits in vollem Gange.

Theater für die Kinderrechte

Das Vertrauen in eine kleine gemeindebasierte Initiative hat sich gelohnt: CAP hat in zehn Jahren Partnerschaft mit terre des hommes mehr als 20.000 Kinder mit seinen Aktivitäten erreicht. In selbst organisierten Clubs setzen sie sich in Form von eigenen Theaterstücken, Liedern und Gedichten mit Kinderrechtsverletzungen auseinander. Jährlich findet ein Theaterfestival in Mabvuko statt, bei dem bis zu 30 Schulen mit einem eigenen Stück auftreten, von denen das Beste prämiert wird. Sogar Vertreter der Regierung und Stadtverwaltung von Harare sind immer wieder unter den Gästen der Veranstaltung, die regelmäßig die Platzkapazitäten der örtlichen Festhalle sprengt. Zudem sind sogenannte kinderfreundliche Räume an Schulen entstanden, die es Jungen und Mädchen ermöglichen, sich Gleichaltrigen anzuvertrauen, die sich bei Bedarf um professionelle Unterstützung kümmern – was auch bedeuten kann, Fälle von Missbrauch bei der Polizei anzuzeigen. Und das Bewusstsein in der Bevölkerung wie bei Behörden über Gewalt gegen Kinder ist nachweislich gewachsen. Fälle werden angezeigt, und inzwischen arbeitet CAP Hand in Hand mit der Polizei und Kindesschutzinstitutionen, um bei Eltern, Schülerinnen und Schüler und lokalen Autoritäten kontinuierlich ein Bewusstsein für Kinderrechtsverletzungen zu schaffen.

An sich glauben und Neues ausprobieren

Gewalt im sozialen Umfeld der Kinder war von Beginn an das zentrale Thema der Arbeit von CAP. »Was auf der Bühne von den Kindern dargestellt wird, sind erlebte Geschichten, nichts, was wir ihnen vorgegeben haben«, so Fortune Rego. »Das Aussprechen und öffentlich Anprangern wirkt für viele wie eine Therapie«. Er ermutigte die Kinder und Jugendlichen immer wieder, an sich zu glauben, Neues auszuprobieren und Aktivitäten eigenständig zu organisieren. »Es ist ganz anders, als mit Erwachsenen zu arbeiten. Man muss viel Geduld haben und sie im rechten Moment ein wenig schubsen, damit sie sich trauen, den nächsten Schritt zu gehen.« Dass dieser Ansatz richtig ist, zeigt sich beispielsweise an den ehemals schüchternen Mädchen Memory und Felistas aus der Theatergruppe der Gründungszeit. Als junge Frauen sind sie inzwischen selbstbewusster Teil des Mitarbeiterteams.

Dass CAP viel mehr ist als nur Theaterspielen, wird einerseits an der persönlichen Entwicklung der Kinder deutlich. Aber auch CAP als Organisation hat in den letzten zehn Jahren sehr viel gelernt und bekommt viel Anerkennung von außen: CAP-Mitarbeiter werden regelmäßig zur Beratung hinzugezogen, wenn es um die Entwicklung jugendgerechter Programme geht, etwa im Bereich des Schutzes vor HIV und Aids.

Als Teil des von terre des hommes geförderten Aufbaus von Jugendinitiativen auf lokaler und nationaler Ebene hat sich auch ein CAP-Jugendnetzwerk gegründet: Gemeinsam werden Aktionen geplant und umgesetzt, um auf Anliegen junger Menschen aufmerksam zu machen. Die Netzwerkmitglieder dokumentieren Missstände, wie zum Beispiel Müll und Abwässer auf öffentlichen Plätzen und Wegen, mit einer kleinen Kamera und machen sie öffentlich. Auch soziale Medien haben Einzug gehalten in die Arbeit von CAP: Jugendliche haben ihre eigene Facebook-Seite gestartet, um sich mit Gleichaltrigen auszutauschen. Neben Theaterstücken werden nun auch kurze Filme zu aktuellen kinderrechtsrelevanten Themen gedreht und ins Netz gestellt. Und so kommt es, dass man beim Betreten der immer noch sehr bescheidenen Büroräume von CAP nun Jugendliche trifft, die vor einem Computerbildschirm mit der Bearbeitung von Videomaterial beschäftigt sind.

Die Geschichte der Partnerschaft zwischen terre des hommes und CAP ist noch nicht zu Ende. Denn der Vertrauensvorschuss von 2005 wurde belohnt, und es hat sich gezeigt, dass es nicht immer die besonders großen Projekte sind, die eine ganze Gemeinde verändern können.

 

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