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Kinder in Afghanistan

In Afghanistan leiden Millionen Kinder unter Hunger, Ausbeutung und Mangel an Bildungsmöglichkeiten. Betroffen sind insbesondere Mädchen. Viele Eltern sind verzweifelt und schicken ihre Kinder zur Arbeit anstatt zur Schule. Oder sie verkaufen sie sogar, um Schulden zu begleichen oder Geld für Lebensmittel zu bekommen, damit sie ihre anderen Kinder ernähren können. Afghanistan ist eines der jüngsten Länder der Welt. Fast die Hälfte der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt.

Arbeitsplätze sind äußerst rar, die Gesundheitsversorgung ist katastrophal. Seit die Taliban im August 2021 nach zwei Jahrzehnten erneut die Macht übernahmen, sind Tausende von gut ausgebildeten Menschen auf der Suche nach einem besseren Leben in die Nachbarländer oder nach Europa geflüchtet. Insbesondere junge Menschen verlassen immer noch jeden Tag das Land auf illegalen Wegen in Richtung Europa. Viele werden auf der Flucht von der Polizei verhaftet oder getötet. In der letzten Februarwoche 2023 starben mindestens 80 Afghan*innen, darunter auch Kinder, als ein Boot mit Flüchtlingen vor der italienischen Küstenstadt Crotone sank.

Ihr Ansprechpartner

Chris Hartmann
Referent Humanitäre Hilfe
Tel. 05 41 / 7101 - 123
c.hartmann@remove-this.tdh.de

Die Taliban haben den Menschen das Leben in Afghanistan schwer gemacht – insbesondere den Frauen und Mädchen. Sie dürfen ab der siebten Klasse nicht mehr zur Schule gehen und nicht außerhalb ihres Hauses erwerbstätig sein. Die öffentliche Arbeit in internationalen oder nationalen Nichtregierungsorganisationen ist Frauen offiziell verboten worden. Dies hat auch die Hilfsangebote für alle Frauen und Mädchen in Afghanistan stark beeinträchtigt, denn Frauen dürfen nur mit Frauen Umgang pflegen.

Auf die Forderungen der internationalen Gemeinschaft nach Öffnung der höheren Mädchenschulen und einer Aufhebung des Arbeitsverbots von Frauen in Nichtregierungsorganisationen haben die Taliban nicht reagiert. Viele Hilfsorganisationen haben ihre Projekte zur Unterstützung von Kindern und Frauen in Afghanistan deshalb eingestellt. Die Folge sind eine Zunahme von Armut und Kinderarbeit – aktuell arbeiten fast 30 Prozent der Fünf- bis 17-Jährigen in Afghanistan.

Terre des Hommes und seine Partnerorganisationen vor Ort wollen die Frauen und KInder nicht allein lassen und  versuchen größtmögliche Handlungsspielräume mit den lokalen Autoritäten auszuhandeln, um sie weiterhin unterstützen zu können. Trotz aller Einschränkungen und Schwierigkeiten tragen die Aktivitäten dazu bei, Kinderarbeit zu reduzieren und den Frauen zu helfen, ein Einkommen zu erwirtschaften.

07.06.2023

Programmschwerpunkte

Bildung

Zusammen mit seinen Partnerorganisationen setzt Terre des Hommes sich dafür ein, die Qualität der Bildung zu verbessern. Ziel der Projekte ist es, möglichst vielen Kindern und jungen Erwachsenen in Afghanistan eine ausreichende Schulbildung zu ermöglichen. Durch Einrichtungen wie Lernzentren sollen Kinder, die auf der Straße leben und arbeiten, wieder in den Unterricht integriert werden. Wichtiges Anliegen der Projekte ist es, Mädchen und jungen Frauen trotz aller Einschränkungen Zugang zu den Bildungsangeboten zu verschaffen.

Verbesserung der Einkommenssituation

Terre des Hommes fördert Einkommen schaffende Maßnahmen durch Berufsausbildung sowie die Unterstützung von Kleinunternehmer*innen und landwirtschaftlicher Produktion. Es werden  Ausbildungskurse zum Beispiel im Bäckerei-, Textil-, oder Elektrikerhandwerk angeboten. Im Anschluss an die Trainingsmaßnahmen werden die Teilnehmer*innen bei der eigenen Geschäftsgründung unterstützt.

Psychosoziale Betreuung

Der jahrelange Konflikt und die vielfachen Gewalterfahrungen haben insbesondere bei Kindern und Frauen psychische Spuren hinterlassen. Um den Betroffenen eine Möglichkeit der Verarbeitung der Erlebnisse zu ermöglichen, bieten psychosoziale Berater*innen Einzel- als auch Gruppensitzungen für die Betroffenen an.


Projektbeispiele

Trotz Schwierigkeiten, Beschränkungen und Ängsten haben sich viele in Terre des Hommes-Projekten  Mitarbeitende entschlossen, auch nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan zu bleiben und ihre Arbeit weiterzuführen: »Unser Ziel ist es, Frauen zu stärken, Kinder zu schützen, Gemeinden zu unterstützen und das Zusammenleben von Binnenvertriebenen, Heimkehrer*innen und Gastgemeinden zu fördern«, so Khalid Sadaad, der die Terre des Hommes-Arbeit in Afghanistan koordiniert. »Wir konzentrieren uns auf Bildungsprogramme und die psychosoziale Unterstützung von Kindern, Frauen und Männern.  Wir bilden Menschen in verschiedenen Berufen aus, initiieren Einkommen schaffende Maßnahmen und fördern Friedens-, Versöhnungs- und Jugendclubs.«

Wissbegierige Mädchen, verzweifelte Frauen

Terre des Hommes warnt vor geplanten Kürzungen für Entwicklungshilfe im Bundeshaushalt 2025. Diese würden unter anderem Hilfsprojekte in Afghanistan treffen. Sandra Fenkl und Chris Hartmann waren für Terre des Hommes im Frühjahr vor Ort - unter anderem in Kabul, Herat und Jalalabad.

Zum Interview

Bildung für Mädchen trotz Taliban-Regierung

In der Provinz Paktika sorgt AWEC für die Bildung und Ausbildung von Mädchen und Frauen, kümmert sich um Binnenvertriebene und Rückkehrer*innen, macht Kampagnen gegen Kinderheirat und Kinderarbeit. Dabei arbeitet die Organisation mit religösen Führern und Islamräten (Schuras) zusammen. Denn ihr Wort hat in den Gemeinden viel Gewicht.

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Ausbildung und Einkommen für Frauen

In zwei armen Vororten von Kabul lernen Frauen lesen, schreiben und rechnen sowie Fertigkeiten, mit denen sie Geld erwirtschaften können. Während der Kurse können sie frei von bedrückenden Familienverhältnissen über ihre Sorgen sprechen, gemeinsam lachen und träumen.

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