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#DontForgetAfghanistan

Die Schlinge der Taliban zieht sich zu

Seit ein paar Tagen führen die radikal-islamistischen Taliban in Kabul und anderen Städten in Afghanistan großflächig Hausdurchsuchungen durch. Menschenrechtsaktivist*innen und zurückgelassene Ortskräfte sind in Angst, verbrennen Dokumente, löschen Daten und halten sich versteckt. Die Schlinge der Taliban zieht sich offenbar immer enger zu, während die Welt auf die Ukraine schaut. Die Bundesregierung muss gerade deswegen handeln und das neue Aufnahmeprogramm schnellstmöglich beschließen.

»Die Taliban behaupten, dass sie bei den Hausdurchsuchungen nach Schmugglern und Dieben suchen, aber die Wahrheit ist: Sie suchen nach Aktivist*innen und schüchtern ihre Gegner ein.« Said Abdul Wase Sayedi, den wir im letzten Jahr Dank der Kabul Luftbrücke aus Afghanistan evakuieren konnten, ist verzweifelt. Viele seiner Mitstreiter*innen, mit denen er für die Rechte von Mädchen gestritten hat, sind noch in Afghanistan. »Ich mache mir Sorgen um meine Kolleg*innen, die hilflos zurückgeblieben sind. Ich hoffe, dass niemand getötet, inhaftiert oder gefoltert wird«, so Sayedi.

In den Sozialen Medien sind Bilder und Videos von verwüsteten Wohnungen zu sehen. Sie wurden von den Taliban durchsucht. Ehemalige Ortskräfte posten Fotos von Dokumenten, die sie verbrennen, damit sie den Taliban nicht in die Hände fallen.

»Seit sechs Monaten schreien wir um Hilfe, aber niemand hört zu«

»Seit sechs Monaten schreien wir um Hilfe, aber niemand hört zu. Unsere Situation verschlechtert sich. Nahrungsmangel, finanzielle Probleme und Wohnungswechsel haben uns sehr müde gemacht«, schreibt ein ehemaliger Mitarbeiter eines GIZ-Projektes auf Twitter. Laut Al Jazeera haben die Taliban Straßenpatrouillen in Kabul verstärkt und Straßensperren an wichtigen Kreuzungen errichtet, an denen sie Fahrzeuge durchsuchen oder die Identität der Insassen überprüfen.

Auch Angehörige von Menschen, die nach Deutschland evakuiert wurden, werden bedroht. »Wenn die Taliban feststellen, dass die Aktivist*innen bereits im Ausland sind, bedrohen sie deren Familienangehörige, um den Druck zu erhöhen und sie zum Schweigen zu bringen«, berichtet Said Abdul Wase Sayedi. Auf einer Demonstration für die Aufnahme gefährdeter Menschen protestierte er am Samstag in Berlin zusammen mit terre des hommes und weiteren Organisationen vor dem Auswärtigen Amt unter dem Motto »#DontForgetAfghanistan«.

»Wir als Freund*innen der Frauenrechtleri*nnen, Menschenrechtler*innen, Journalist*innen, Medien-, Sozial- und Kulturaktivist*innen, fordern die deutsche Regierung auf, diese Menschen nicht zu vergessen. Ihr Leben und das ihrer Angehörigen ist in großer Gefahr. Sie haben das gleiche Recht, unterstützt und evakuiert zu werden wie ich, auch wenn sie nicht für deutsche Organisationen gearbeitet haben«, betonte Sayedi dort. Seine volle Rede finden Sie hier.

Diese Forderung ist jetzt besonders akut. Noch können Menschen gerettet werden. Wieviel Zeit dafür bleibt ist unklar, denn die Schlinge der Taliban zieht sich immer enger zu und einiges deutet darauf hin, dass sie genau im Blick haben, wann Europa und die USA hinschauen und wann sie mit anderen Krisen beschäftigt sind.

01.03.2022

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