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Sicherheit, Schutz und eine Ausbildung

Indien: Mädchen in Slums und Dörfern wehren sich gegen Gewalt

In Sunder Nagri, einem armen Viertel der indischen Hauptstadt Neu-Delhi, tut sich Ungewöhnliches: Morgens, mittags, abends und sogar in der Nacht gehen kleine Gruppen von Mädchen mit Stiften und Papier durch die engen Gassen, durch Schleichwege und Hinterhöfe, zu Bushaltestellen, Geschäften und Betrieben. Ab und an bleiben sie stehen, diskutieren und schreiben und zeichnen etwas auf ihre Blöcke.

Die Mädchen sind seit einigen Wochen Forscherinnen: Sie kartieren ihr Viertel und halten fest, wo es für sie sicher ist und wo nicht: Wo ist es zu dunkel, wo würden sie allein nie langgehen, wo werden immer wieder Mädchen und Frauen belästigt? Sobald ein paar Straßen kartiert sind, treffen sich die Mädchen im neuen Gemeindezentrum, einem kleinen Raum mit ein paar Stühlen und Tischen und einem Regal voller Bücher. Sie tragen ihre Skizzen zusammen und Blatt für Blatt entsteht eine Landkarte der sicheren Orte und Wege ihrer Umgebung.

Mädchen und Frauen in Sunder Nagri wissen darum und meiden bestimmte Plätze und Gassen, vor allem bei Nacht. Aber es ist das erste Mal, dass sie selbst Informationen sammeln, bewerten und für alle sichtbar machen.

Die Mädchen von Sunder Nagri engagieren sich in einem neuen Projekt im Norden von Indien. terre des hommes-Partnerorganisationen knüpfen dort ein Netzwerk gegen Gewalt und Diskriminierung: Mädchen und Frauen werden ausgebildet, damit sie sich wehren können. In drei Slums Neu-Delhis und 24 Dörfern im Nachbarstaat Uttar Pradesh wurden bereits Mädchengruppen und Frauenschutzkomitees gegründet.

Damit die örtlichen Gruppen gut auf ihre Aufgabe vorbereitet sind und sich Türen zu politischen Entscheidungsträgern öffnen, helfen viele Frauen mit: Anwältinnen, Wissenschaftlerinnen von sechs Universitäten, Ärztinnen und Krankenschwestern, Lehrerinnen und Polizistinnen unterstützen die Aufklärungs- und Lobbyarbeit gegen Gewalt. Und sie werden Mentorinnen für einzelne Mädchen sein. In den kommenden drei Jahren unterstützt das Netzwerk 300 Mädchen zudem dabei, eine gute Berufsbildung zu absolvieren oder zu studieren. Damit niemand sie mehr mit Gewalt an einem selbstbestimmten Leben hindern kann.

Die Gewalt gegen Mädchen und Frauen in Indien ist sehr hoch. Laut einer aktuellen Studie der Vereinten Nationen erleiden 28 Prozent der Frauen lebenslang körperliche und sexuelle Gewalt in der Ehe. Zudem sind Frauen in der Öffentlichkeit oder am Arbeitsplatz nicht sicher, die Zahl der angezeigten Belästigungen und Vergewaltigungen steigt kontinuierlich an. Über einige extrem grausame Fälle wurde weltweit in den Medien berichtet.

20.03.2023

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